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Ein Sonntag auf dem Lande

Ein Sonntag auf dem Lande

Titel: Ein Sonntag auf dem Lande
Autoren: Pierre Bost
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für das Drehbuch mitverantwortlich. Taverniers Film Un dimanche à la campagne (1984) ist so eine Hommage an den vielseitigen Schriftsteller Pierre Bost und zugleich eine sehr gelungene Romanadaption. Bis auf wenige Ausnahmen – Urbain und Gonzague tragen leider keine Bärte, und die im Roman unterbleibende Autoausfahrt mit Irène findet statt – hielt sich Tavernier eng an die Vorlage. Wer den berückenden Film sieht, meint flirrende Sommerhitze auf der Haut zu spüren und in ein Auguste-Renoir-Gemälde einzutauchen, untermalt von Gabriel-Fauré-Klängen. Und nicht zuletzt verstehen es Schauspieler wie Louis Ducreux (als Monsieur Ladmiral) und Sabine Azéma (als Irène), das Zittern der familiären Atmosphäre, das Bosts Roman trägt, zu transportieren.
    Taverniers Film führte im selben Jahr, bei Gallimard, endlich zu einer Neuausgabe der Vorlage, deren Schutzumschlag auch den Filmtitel führte. 2005 erschien der Text in der Gallimard-Reihe »L’Imaginaire« in neuem Gewand. Auch dank der Bemühungen des an der Université du Québec in Chicoutimi lehrenden Literaturwissenschaftlers François Ouellet rückte Pierre Bost nach und nach wieder in das französische Bewusstsein. 2009 und 2010 wurden zwei weitere seiner Bücher wiederaufgelegt. Auf der von Ouellet betreuten Website http://wwwens.uqac.ca/pierrebost/surbost/index.htm lässt sich eine Vielzahl von Informationen zu Leben und Werk Bosts nachlesen.
    Am 6. Dezember 1975 starb Pierre Bost in Paris, anderthalb Jahre nach seiner Frau. Vierundzwanzig Jahre später erinnerte sich Bertrand Tavernier an diesen außergewöhnlichen Schriftsteller und Cineasten, der für ihn ein Mann hoher moralischer Integrität war: »Das Bild, das ich von Pierre Bost bewahre, ist das eines unglaublich mageren, knochigen Mannes, der kein Gramm Fett besaß. Er ließ mich an einen Weinstock denken: nichts an ihm, was unnütz gewesen wäre.« Und für Bosts letzten Romanhelden, Urbain Ladmiral, hegt Tavernier eine »große Zärtlichkeit«. Zu Recht.
    Rainer Moritz

Zum Buch
    Monsieur Ladmiral, ein erfolgreicher, wenn auch konventioneller Maler, hat sich außerhalb von Paris niedergelassen, wo ihn – wie jeden Sonntag – der Sohn Gonzague mit seiner Familie besucht. Man isst, man spaziert, alles ist wie immer, bis Irène, die Tochter, auftaucht. Während Gonzague ein eher langweiliges bürgerliches Leben führt, geht Irène undurchschaubaren, doch umso lukrativeren Geschäften nach und lässt sich von niemand in die Karten ihres (Liebes-)Lebens blicken.
    Der Familiensonntag wird in Pierre Bosts kleinem Roman zu einem Panorama der Gefühle, wie sie in Familien nicht nur kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges unter der Oberfläche brodeln. Rivalität unter Geschwistern, Eifersucht und die Angst vor dem Tod des Vaters treten zutage – nur die Mitglieder der Familie würden sich dies nie eingestehen.

Zum Autor und zu seinem Übersetzer
    Pierre Bost , 1901 in Lasalle geboren, wuchs in Le Havre auf und kam kurz nach dem Ersten Weltkrieg nach Paris. Zwischen 1924 und 1945 veröffentlichte er mehr als ein Dutzend Romane, Erzählbände und Essays. Er gehörte zu den bedeutendsten Literaten und Journalisten der Zwischenkriegszeit. Zu seinen wichtigsten Werken gehören Faillite (1928), Le scandale (1931), Porte-Malheur (1932) und Monsieur Ladmiral va bientôt mourir . Mit diesem kleinen Roman verabschiedete er sich 1945 aus der Literatur, um fortan als Drehbuchschreiber zu arbeiten. Pierre Bost starb 1975 in Paris. 1984 wurde Monsieur Ladmiral va bientôt mourir von Bertrand Tavernier unter dem Titel Ein Sonntag auf dem Lande verfilmt. Das Werk wurde bei den Filmfestspielen von Cannes mit dem Preis für die Beste Regie ausgezeichnet.
    Rainer Moritz , geboren 1958 in Heilbronn. Studium der Germanistik, Philosophie, Romanistik. Promotion 1988. Von 1989 bis 2004 im Verlagswesen tätig. Seit 2005 Leiter des Literaturhauses Hamburg. Essayist, Literaturkritiker und Autor zahlreicher Publikationen. Zuletzt erschienen: Die schönsten Buchhandlungen Europas (2010), Sophie fährt in die Berge (2012), Der fatale Glaube an das Glück. Richard Yates – sein Leben, sein Werk (2012).
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