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Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition)

Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Ein skandalöses Geheimnis: Roman (German Edition)
Autoren: Gayle Callen
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Erheiterung oder Ungeduld? Schwer zu sagen.
    »Aber das wussten Sie ja bereits«, fuhr Leo fort.
    »Wie bitte? Ich kenne weder Sie noch Lord Parkhurst sonderlich gut – ich weiß nur, was man so über Sie beide redet.«
    Gespielt übertrieben zuckte er zusammen. »Eine volle Breitseite in meine Richtung. Trotzdem kein Treffer. Sie haben unsere Bereitschaft zur Einmütigkeit unterschätzt, weil wir so unterschiedlich sind. Es war ein Fehler zu glauben, ihr würdet uns den Wind aus den Segeln nehmen, wenn ihr euch trennt.«
    »Ich habe nichts Derartiges angenommen«, erwiderte sie scheinheilig.
    »Aber natürlich. Zwei verschwinden aus London, und bloß Ihre Cousine, Lady Elizabeth, bleibt zurück. Warum ist sie nicht ebenfalls aufs Land gefahren?«
    »Ganz einfach: Ihrer Mutter geht es derzeit nicht so gut, und deshalb wollte sie bleiben.«
    »Also haben Sie sie doch ermutigt, London zu verlassen.«
    Er spürte, wie sich ihre Finger in seinen Unterarm krallten und wie sie um Beherrschung rang. Bestimmt wäre sie am liebsten davongelaufen, aber das konnte sie nicht. Kaum einer unterhielt sich noch – inzwischen galt das Interesse der versammelten Gäste allein ihnen. Er sah den Blick, den Susanna durch den Raum gleiten ließ. Erkannte, wie sie fieberhaft Möglichkeiten erwog und wieder verwarf. Sie war an seinem Arm gefangen wie ein Fisch an der Angel. Trotzdem: Diese Frau war eine Herausforderung und ließ ihn jedes Gefühl von Langweile und Ruhelosigkeit, das ihn in letzter Zeit so häufig heimgesucht hatte, vergessen.
    »Sie haben einen Ort für dieses Gespräch gewählt, an dem ich im Nachteil bin, Mr Wade. Es sind so viele andere Menschen hier, dass ich mich nicht entsprechend verteidigen kann, ohne unliebsames Aufsehen zu erregen.«
    Er beugte sich tiefer über sie. »Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie einem Mann gegenüber je im Nachteil sind, Miss Leland.«
    Sie sah zu ihm auf, und er schaute ihr zum ersten Mal wirklich in die Augen. Sie waren nicht einfach braun, wie er gedacht hatte, sondern er entdeckte darin lauter goldene Punkte. Sie musterten einander einen Moment lang, um dann gleichzeitig wie in gegenseitigem Einverständnis einen Schritt zurückzutreten.
    Leo senkte den Kopf und flüsterte: »Dann werde ich eben einen Ort finden, an dem wir uns unter vier Augen unterhalten können.«
    Es klang wie ein Versprechen … und wie eine Drohung zugleich.
    Eine volle Viertelstunde verging, ehe Susanna das Gefühl hatte, wieder normal zu atmen. Sie saß neben Lady Caroline Norton auf dem Sofa, und die Tochter ihrer Gastgeber beobachtete sie mit mühsam unterdrückter Neugier. Das junge Mädchen stand eigentlich der jüngeren Leland-Schwester näher, schon aufgrund des Alters, und hatte sich immer sehr nett um Rebecca gekümmert, wenn die mal wieder mit einer ihrer ewigen Krankheiten das Haus oder gar das Bett hüten musste. Sie war eine der wenigen Freundinnen, die sich nicht mit der Zeit zurückgezogen hatten, und diese Freundlichkeit vergaß Susanna ihr nicht.
    Weil sie sich durch Carolines Besuche bei Rebecca gut kannten, würde diese bestimmt nicht davor zurückschrecken, sehr direkt nach Leo Wade zu fragen. Susanna mochte das überhaupt nicht. Sie fand es schrecklich seit ihrer Einführung in die Gesellschaft, als alle wissen wollten, ob sie endlich den passenden Verehrer gefunden hätte. Allerdings war die Zahl der Interessenten seitdem von Jahr zu Jahr zurückgegangen. Dafür sorgte Susanna schon selbst, sehr zum Leidwesen ihrer Mutter.
    Sie war dankbar, dass ihr auch diesmal eine peinliche Befragung erspart blieb, denn just in diesem Moment schickte sich Lady Mary, die Tochter des Earl of Greenwich, an, auf dem Klavier eine Händel-Sonate zum Besten zu geben. Susanna lächelte höflich und ließ ihre Gedanken wandern.
    Leo Wade wollte ihr einfach nicht aus dem Kopf gehen. Ähnlich wie er es mit ihr tat, betrachtete auch sie ihn als Herausforderung. Aus dem Augenwinkel beobachtete sie, wie er sich mit Lord Swanley und einer Gruppe anderer Gentlemen unterhielt. Beide unterstrichen ihre Worte mit lebhaften Gesten und lachten viel. Und obwohl sie es nicht wollte, fand sie Mr Wade mit dem welligen Haar und den kantigen Wangen am attraktivsten von allen. Er war zwar nicht so groß wie Swanley, überragte aber immerhin die meisten anderen, und seine Figur war nicht zu verachten. Susanna vermochte sich sehr wohl vorzustellen, was genau sich unter der eleganten Kleidung verbarg. Lange, schlanke Muskeln,
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