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Ein sinnliches Angebot

Ein sinnliches Angebot

Titel: Ein sinnliches Angebot
Autoren: Jill Shalvis , Pößneck GGP Media
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Blick glitt tiefer. Er trug nur eine Jogginghose, die er nicht zugebunden hatte. Vor ihr standen neunzig Kilo Mann. Neunzig schlecht gelaunte Kilo, das merkte Faith ihm deutlich an. Offenbar hatte sie ihn aus dem Bett geholt. Doch der Blick, mit dem er sie musterte, wirkte in keiner Weise verschlafen.
    „Wer sind Sie, und wieso versuchen Sie, meine Haustür einzuschlagen?“
    „Faith McDowell.“ Sie bemühte sich sehr, nicht auf seine festen Muskeln und die glatte gebräunte Haut zu starren. Aber dieser Mann – noch dazu so dicht vor ihr – machte sie ein bisschen unsicher.
    „Also, Faith McDowell, was wollen Sie?“
    „Ich …“ Tja, was wollte sie noch mal? Ach, ja, die Klinik. Ihre Klinik. Ihr Leben. Faith fuhr wieder die Krallen aus. „Ich bin hergekommen, um Sie mit zur Klinik zu nehmen, denn anscheinend funktioniert Ihr Wagen nicht. Das würde jedenfalls erklären, weshalb Sie nicht wie abgesprochen vor einer Stunde bei uns aufgetaucht sind.“
    Luke Walker blickte sie nur schweigend an.
    Faith verkniff sich den Blick auf die Uhr. Sie wollte ihn nicht hetzen. „Dort warten Patienten auf Sie. Haben Sie das vergessen?“ Sag jetzt bloß nicht, dass du es vergessen hast!
    „Ich weiß.“ Sein Tonfall verriet, dass die Vorstellung, jetzt zu ihrer Klinik zu fahren, für ihn so angenehm war wie die Fußnägel ausgerissen zu bekommen. „Aber ich wünschte, ich hätte es vergessen.“
    „Dann … dann hat Ihr Wecker nicht geklingelt?“ Diesmal konnte sie sich nicht mehr beherrschen und blickte auf die Uhr. Als sie sah, wie spät es war, geriet sie fast in Panik.
    „Kein Wecker sollte so früh klingeln.“
    „Richtig, ich vergaß. Sie als Arzt können ja in die Klinik kommen, wann es Ihnen gefällt. Auch wenn die Patienten auf Sie warten. Ihnen ist es gleichgültig, ob Sie die Pläne anderer über den Haufen werfen.“ Wie hatte sie nur vergessen können, wie arrogant Ärzte waren? „Sehen Sie, ich weiß, dass Sie das hier eigentlich nicht tun wollen, aber vor uns liegt ein anstrengender Tag mit zahlreichen Patienten. Dank Ihrer Trödelei hinken wir dem Behandlungsplan schon weit hinterher, und je länger ich hier stehe und auf Sie warte, desto schlimmer wird es.“
    „Dank meiner Trödelei?“
    „Wenn wir bis zum Lunch noch weiter in Rückstand geraten, dann wird der Nachmittag die reinste Hölle, glauben Sie mir.“
    Luke fuhr sich übers Kinn. Die dunklen Bartstoppeln schabten an seinen Fingern, so dass man es in der morgendlichen Stille deutlich hörte. „Man hat mir neun Uhr gesagt.“
    „Sieben Uhr.“
    „Das wüsste ich.“
    Also ein Missverständnis. Unschön, aber damit konnte Faith zurechtkommen. „Entschuldigen Sie, aber dann wurden Sie falsch informiert.“
    Luke rieb sich die Brust, deren Anblick Faith die ganze Zeit angestrengt mied. Anscheinend verbrachte er seine Zeit nicht ausschließlich mit dem Behandeln von Patienten, sondern er hielt sich auch fit, denn an seinem Körper war kein Gramm Fett zu entdecken.
    „Sieben Uhr, da hätte ich nie zugestimmt. Das ist mir zu früh.“
    „Tja, in den nächsten drei Monaten werden Sie sich daran gewöhnen müssen.“ Es sollte ein Gesetz dagegen geben, dass so unglaublich gut aussehende Männer solche Ekel waren, dachte sie wütend. Schließlich war dieser Mann selbst schuld an seiner Lage. Genau jetzt warteten die Patienten auf ihn, aber das kannte Dr. Luke Walker ja vermutlich. Im „South Village Medical Center“ hieß es, Dr. Walker wurde geboren, um Menschen zu heilen. Jeden Tag bewirkte er angeblich wahre Wunder, und die Patienten himmelten ihn an.
    Die Leute, mit denen er zusammenarbeitete, die Ärzte, die Krankenschwestern und die übrige Belegschaft, respektierten seine außerordentlichen Fähigkeiten, aber niemand mochte ihn sonderlich. Faith vermutete, dass da auch viel Neid und Eifersucht mitspielten, denn schließlich war er erst fünfunddreißig, und sicherlich würde er das Krankenhaus leiten, noch bevor er vierzig war.
    Vorausgesetzt, er lernte, hin und wieder den Mund zu halten.
    Den Patienten gegenüber verhielt er sich mitfühlend, selbstlos und aufopfernd, aber der übrigen Umwelt begegnete er eher schroff. Faith kannte all diese Geschichten und vermutete, dass er von anderen lediglich dasselbe erwartete wie von sich selbst und dass er nichts für Trägheit und Dummheit übrig hatte.
    Jetzt fragte sie sich allerdings, ob dieser Mann vielleicht unfähig war, sich anderen gegenüber nett zu verhalten. „Für Sie spielt
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