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Ein Rückblick aus dem Jahr 2000

Ein Rückblick aus dem Jahr 2000

Titel: Ein Rückblick aus dem Jahr 2000
Autoren: Edward Bellamy
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Geschichtsauffassung nicht nur die Vergangenheit durchleuchtet, sondern aus ihr ableitend die sozialistische Zukunftsgestaltung erstrebt. Dazu gibt auch Bellamys Buch gewisse Anregungen, selbst da, wo einzelne seiner Problemlösungen nicht befriedigen.
    Wie bei allen sozialistischen Utopien ist bei Bellamy die Gegenwartskritik und die Zukunftsschilderung am stärksten; der Leser bleibt leider nur im Dunkeln, wie der Weg in die bessere Zukunft gefunden werden soll. Immerhin kommt die sozialistische Erlösung nicht als ein Geschenk von oben, sondern sie erwächst aus der revolutionären Erhebung der Masse, die sich Bellamy in der Art einer sozialistischen Volksfront vorstellt, aber wenig glücklich „Nationalistenpartei“ tauft. Wie gesagt, hier fehlt die klare Grundeinstellung des am Marxismus geschulten wissenschaftlichen Sozialisten. Es ist übrigens interessant, daß Bellamy in dem letzten Jahrzehnt seines Lebens (er starb 1898) dauernd um die Vertiefung seiner sozialistischen Erkenntnis gerungen hat. Noch ein Jahr vor seinem Tode veröffentlichte er eine umfangreiche Fortsetzung seines Zukunftsromanes unter dem Titel „Gleichheit“, in der sich eine große Reihe schätzenswerter Ergänzungen seiner Problemlösungen vom Jahre 1887 finden. In jedem Fall war Bellamy nicht ein Romanschriftsteller, der gelegentlich auf eine sozialistische Dichtung verfiel, sondern er war ein bewußter, leidenschaftlicher Sozialist, der durch seine Schilderungen der sozialistischen Propaganda größtmögliche Publizität zu geben suchte, Die Zeit von 1887 bis zum Jahre 2000 ist nun schon um mehr als die Hälfte verstrichen. Die Entwicklung in der Technik, wie sie Bellamy für das Jahr 2000 schildert, bleibt in vieler Beziehung hinter der kapitalistischen Wirklichkeit von heute zurück; Auto, Flugzeug, Radio, Atomkraft, usw. gibt es noch nicht. Technisch haben wir das Zukunftsbild Bellamys weit überholt, aber dank der wachsenden Widersprüche und Entartungserscheinungen des sterbenden Kapitalismus sind wir in den Ländern, die noch unter seiner Herrschaft stehen, sozial, menschlich, moralisch weit zurückgeworfen worden. Die sozialistische Rettung ist da noch viel dringender als 1887.
    Wir haben der Neuausgabe dieses Romans die Übersetzung von Clara Zetkin zugrunde gelegt und lassen auch ihr Vorwort vom Jahre 1914 folgen. Bellamy selbst ist 1949 ebensowenig veraltet wie 1914.
    Den 28 Kapiteln des Buches haben wir Sachüberschriften hinzugefügt, die dem Leser die Übersicht erleichtern sollen. Ebenso wurden einige Anmerkungen beigegeben. Die Anmerkungen Bellamys und Clara Zetkins sind entsprechend gekennzeichnet.
     
    Dr. Hermann Duncker
    Berlin, 15. Dezember 1948
     

 
Einleitung von Clara Zetkin
     
    Bellamys „Rückblick“ hat seine kurze Spanne großer Popularität gehabt und dem Namen des bis dahin ziemlich unbekannten Verfassers rasch Weltruf verliehen. Der Roman ist im Jahre 1887 in den Vereinigten Staaten erschienen und in den nächstfolgenden Jahren in sehr viele Sprachen übertragen worden. Die Antwort nach dem Warum würde man vergeblich in der künstlerischen Bedeutung des Buches suchen. Sie wird durch die Zeitumstände und Zeitstimmungen gegeben, denen der soziale Gedankengehalt des „Rückblick“ sympathisch sein mußte. Krisen- und Pleiteepidemien, Jahre voller Streiks, Arbeitslosendemonstrationen und blutiger Zusammenstöße zwischen Ausbeutern und Ausgebeuteten hatten in den Vereinigten Staaten weiteren Kreisen zum Bewußtsein gebracht, daß an der gesellschaftlichen Organisation, daß in der Organisati on der Arbeit „etwas“ zu bessern sein müsse. Dieses Be wußtsein fand seinen Niederschlag in Bellamys Roman.
    Wie manche behaupten, von Anfang an unbeabsichtigt, geradezu instinktiv, da der Verfasser angeblich nichts anderes geplant hatte als eine unterhaltsame Mär von allgemeiner Glückseligkeit und Harmonie. Allein je weiter die Arbeit voranschritt, um so mehr wurde der Schriftsteller von seinem Gegenstand ergriffen. Der heitere Schilderer paradiesischer Zustände mußte den scharfäugigen, rücksichtslosen Gesellschaftskritiker an seine Seite treten lassen und den begeisterten Propheten einer neuen sozialen Organisation und Moral der Vernunft und Zweckmäßigkeit. So entstand ein Werk, von dem der Verfasser später selbst sagte: „Der Rückblick hat zwar die Form eines phantastischen Romans, ist aber allen Ernstes als Vorbild gemeint für die kommende Stufe der industriellen und sozialen Entwicklung
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