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Ein Mord am Ende der Welt. Kriminalroman. (German Edition)

Ein Mord am Ende der Welt. Kriminalroman. (German Edition)

Titel: Ein Mord am Ende der Welt. Kriminalroman. (German Edition)
Autoren: Christian Knieps
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mein Leben lang nicht mehr in Frieden schlafen können“, gab die Baroness als Antwort und suchte sich zu sammeln, indem sie den zornerfüllten Blick von Oliver nahm und auf ihre Hände richtete, die in ihrem Schoß lagen.
    „Nehmen Sie sich die Zeit, Baroness“, sagte nun mein Vater, „die Sie brauchen, um sich für die Antwort zu sammeln.“
    „Ich brauche mich nicht zu sammeln, denn ich weiß die Antwort!“  meinte die Baroness mit einem spürbaren Grummeln in der Stimme. „Als wir erfuhren, dass unsere Tochter schwanger war, wollten wir sofort den Namen des unehrenhaften Vaters erfahren, doch unsere Tochter machte uns klar, dass sie den Namen selbst dann nicht preisgeben würde! Selbst dann nicht, wenn wir ihr mit dem Tod drohen würden. Unabhängig von dieser Einstellung entschieden der Baron und ich, dass wir den Bastard keineswegs lebend sehen wollten und suchten einen Arzt, der bereit war, das Kind, das schon im sechsten Monat war, noch aus dem Bauch meiner Tochter zu entfernen.“
    „Sie kannten die Risiken des Eingriffs?“
    „Ja, die kannten wir!“
    „Und Sie waren bereit, diese Risiken einzugehen?“
    „Das ist wohl am Ende die Schuld, die wir beide zu tragen haben werden! Aber es schien ja gut zu gehen. Bis wir hierher kamen, damit sich Esther was ausspannen kann. Mein Mann und ich hofften darauf, dass die Schwermut, die sich unmittelbar nach der Operation einstellen musste, den Ausschlag geben würde, dass Esther den Namen des Vaters preisgab, doch weit gefehlt! Sie blieb stumm und wollte den Namen weiterhin nicht verraten, selbst wenn Sie wegen ihm sterben müsse.“
    „Sie sagen also“, fasste Oliver das Gesagte zusammen, „dass Sie bis heute keine Ahnung haben, wer der Vater des Kindes ist?“
    „Nein!“ gab die Baroness zurück, „das sagte ich doch bereits!“
    „Ich glaube Ihnen, Baroness!“ meinte Oliver.
    „Das bringt mir meine Tochter auch nicht zurück!“
    „Das stimmt wohl! Und dennoch bin ich der Meinung, dass Sie uns etwas verschweigen, Baroness!“ machte Oliver, die letzte Bemerkung überhörend, weiter.
    „Wie habe ich das zu verstehen?“
    „Wissen Sie, Baroness, wir Polizisten sind am Ende nichts anderes als Geschichtenerzähler. Keine Erfinder von Geschichten, nein, sonst wären wir Dichter, sondern vielmehr erzählen wir die Geschichten, wie wir sie auffassen – wie sie geschehen sein könnten. In Ihrem Fall werde ich Ihnen jetzt eine Geschichte erzählen, die darauf aufbaut, was wir bisher über Ihre Tochter, Sie, den Baron und die Umstände in diesem Hotel erfahren haben. Verstehen Sie, was ich damit sagen will?“
    „Ich denke schon!“ antwortete die Baroness und ich spürte, wie sich ihr gesamter Körper anspannte, als würde sich eine Löwin zu einer Hatz auf ihr Opfer bereit machen.
    „Ich beginne die Geschichte mit dem Umstand, dass Sie und der Baron entdecken, dass Ihre Tochter schwanger ist – wohl, weil sich der wachsende Bauch selbst bei einer so zierlichen Tochter wie der Ihren nicht mehr verdecken lässt. Daraufhin sprechen Sie mit Ihrer Tochter, erst einfühlsam, dann ruppiger, als sich Ihre Tochter weigert, den Namen des Vaters bekannt zu geben. Um keinen gesellschaftlichen Schaden davon zu tragen, entscheiden Sie und der Baron – nicht Ihre Tochter – dass der einzig gangbare Weg für Sie die heimliche Entfernung des Kindes ist. Ihre Tochter hat keine Wahl und muss dem Vorgehen mit all seinen Risiken zustimmen und übersteht glücklicherweise die Operation. Und um ihr eine Erholung fernab der heimischen Umgebung zu ermöglichen, fahren Sie mit ihr an diesen Ort – so weit weg wie es nur geht, wenn man nicht gerade auf den Kontinent möchte.“
    Für einen kurzen Moment schwieg Oliver und da bisher kein Anzeichen einer Widerrede der Baroness zu sehen war, nahm auch ich das als Zeichen der Bestätigung.
    „Jetzt machen Sie an diesem Flecken Erde Urlaub und Ihrer Tochter geht es von Tag zu Tag ein wenig besser – und dennoch will sie Ihnen den Namen des Vaters ihres nunmehr toten Kindes nicht sagen. Bis zu diesem Zeitpunkt der Geschichte läuft noch alles ohne sonderliche Zwischenfälle, doch dann gerät das Ganze aus den Fugen, als Ihre Tochter tot aufgefunden wird! Die Frage, die sich im Anschluss daran natürlich stellt, ist, was zwischen der Ankunft in diesem Hotel und dem Tod Ihrer Tochter passiert ist. Und für diesen Zeitraum gibt es genau drei Erklärungen – und ich bin mir absolut sicher, dass Sie mir am Ende eine der drei
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