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Ein königlicher Verführer

Ein königlicher Verführer

Titel: Ein königlicher Verführer
Autoren: SANDRA MARTON
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einen Aufzug im Haus, doch der war so oft außer Betrieb, dass Maria lieber gleich zu Fuß ging.
    „Ich bin immer noch hier, wie du sehen kannst. Ich habe auf dich gewartet, in der Hoffnung auf frohe Botschaften.“
    Maria nickte nur, ohne etwas zu sagen. Als sie das dritte Stockwerk erreichten, öffnete sie die Tür zum Loft und humpelte über das alte abgenutzte Parkett in Richtung der großen Fenster, die fast bis zum Boden reichten. Unterwegs ließ sie ihre Tasche auf einen Hocker und die nassen Schuhe einfach zu Boden fallen.
    Vor der Fensterfront, hinter der unablässig dicke weiße Flocken vom Himmel fielen, wandte sie sich müde um. „Das ist sehr nett von dir.“
    „Es ist nicht gut gelaufen“, stellte er mit einer Spur Resignation in der Stimme fest.
    Maria seufzte und ließ den durchweichten Mantel von den Schultern gleiten. Sie hätte jetzt lügen können, doch dafür kannten Joaquin und sie sich zu lange und zu gut. Immerhin waren sie als Nachbarskinder in einem der maroden Häuser inmitten der Bronx aufgewachsen, einem Platz, an den die wenigsten Menschen dachten, wenn sie von New York sprachen. Joaquin und seine Familie stammten aus Puerto Rico, und er ersetzte Maria den Bruder, den sie nie hatte. Inzwischen arbeitete er über fünf Jahre für sie.
    „Maria …?“, hakte er sanft nach, und sie seufzte erneut.
    „Es hat nicht geklappt.“
    „Oh, das tut mir sehr leid. Was ist passiert? Ich dachte, diese Franzosen hätten Geschmack.“
    Maria schnaubte. „Er ist ja nicht einmal Franzose! Außerdem behauptet er, meine Entwürfe zu mögen, aber …“
    „Aber?“
    „Ach, ich soll mich wieder bei ihm melden, sobald mein Name bekannter ist.“
    „Wenn es so weit ist, brauchst du ihn nicht mehr.“
    Maria lachte. „Gut, dass du verheiratet bist, sonst könnte ich noch auf schräge Ideen kommen“, zog sie ihn auf und erntete dafür ein breites Grinsen. Es war so etwas wie ein alter Witz zwischen ihnen, und beide wussten sie, dass es keinerlei Bedeutung hatte. Ebenso wie Joaquins Frau es wusste, die Marias beste Freundin war.
    „Ich werde es Sela mit deinen besten Grüßen ausrichten“, versprach er todernst.
    „Und sag ihr auch, wie sehr ich mich auf das Dinner Samstagabend freue.“
    „Das werde ich“, versicherte Joaquin und schob die Hände in die Taschen seines Parkas. „Ich habe die neuen Wachsabdrücke auf der Werkbank liegen lassen.“
    „Danke.“
    „FedEx hat die bestellten Opale geliefert. Sie liegen im Safe.“
    „Nochmals vielen Dank.“
    Joaquin zögerte. „Da ist noch ein Brief von der Bank gekommen … ein Einschreiben.“
    „Das war doch zu erwarten!“, gab Maria scharf zurück, riss sich aber sofort wieder zusammen. „Entschuldige“, murmelte sie reuig und legte leicht eine Hand auf Joaquins Arm. „Schlechte Nachrichten sind noch lange kein Grund, den Überbringer zu killen, oder?“, versuchte sie es mit Galgenhumor.
    „Vielleicht änderst du deine Meinung noch, wenn ich dir sage, dass deine Mutter angerufen hat.“ Das kam im gleichen scherzhaften Ton, doch beide wussten sie, dass einem Anruf von Luz Santos immer ein unangenehmer Beigeschmack anhaftete. Das Leben von Marias Mutter war nicht gut gelaufen, wofür sie allein ihre Tochter verantwortlich machte. Sie zu bekommen, hatte angeblich ihre Träume zerstört und ihre Pläne vernichtet, wie immer diese auch ausgesehen haben mochten.
    Nicht, dass sie es bereute, Maria zur Welt gebracht zu haben. O nein! Für ihr einziges Kind hatte sie jedes Opfer auf sich genommen. Wenn das undankbare Mädchen nur endlich aufhören wollte, mit Flitterkram herumzuspielen und sich einen anständigen Job suchen würde!
    „Hat sie gesagt, worum es geht?“
    „Ihr Rücken bringt sie um, sie hat eine Magenverstimmung, und der Arzt ist ihr keine große Hilfe“, zählte Joaquin lakonisch auf. „Ach ja, und Mrs. Ferraras Tochter hat promoviert.“
    Maria nickte. „Natürlich.“
    „Ebenso wie deine Cousine Angela …“
    „Nicht schon wieder!“
    „Doch.“
    Plötzlich war ihr alles zu viel. Der vertane Tag, die bittere Enttäuschung, die Mahnung der Bank, die beginnende Grippe und dann noch der Anruf ihrer Mutter. Ohne dass sie es wollte, entschlüpfte Maria ein kleiner Klagelaut. Sofort zog Joaquin sie an sich.
    „Hör zu, Maria. Ich habe eine Idee. Du kommst einfach mit mir nach Hause. Du weißt, wie sehr Sela sich freuen würde, dich zu sehen. Es gibt heute Chili zum Abendbrot. Wann hast du überhaupt das letzte Mal etwas
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