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Ein Kleid von Dior, Freund mit Rolls-Royce, Mrs. Harris fliegt nach Moskau

Ein Kleid von Dior, Freund mit Rolls-Royce, Mrs. Harris fliegt nach Moskau

Titel: Ein Kleid von Dior, Freund mit Rolls-Royce, Mrs. Harris fliegt nach Moskau
Autoren: Paul Gallico
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Diplomaten winkten freundlich zurück. Die meisten der etwas martialisch aussehenden Männer waren unten an der Gangway zurückgeblieben, und als die Tür des Jets sich schloß und die Düsentriebwerke lauter zu dröhnen begannen, machten sie kehrt und schritten wieder zum Flughafengebäude zurück.
    Das Flugzeug rollte zur Startbahn und verharrte dort einen Augenblick. Dann raste es aufheulend über die Piste und schwang sich in die Lüfte.
    Das hätten wir geschafft, dachte Sir Harold, zog sein Taschentuch hervor und tupfte sich einige Schweißtropfen von der Stirn. Er empfand in diesem Augenblick uneingeschränkte Hochachtung für seinen Freund und Gegner Anatol Pawlowitsch Agronsky. Er hatte Wort gehalten. Sir Harold drehte sich um und sah der Maschine der British Airways nach, die in diesem Moment in Richtung Westen am Himmel entschwand.

    Wer den glücklichen Ausgang der Liebesgeschichte von Geoffrey Lockwood und Liz auf dem Flughafen Heathrow nicht selbst im Fernsehen miterlebt hatte, erfuhr davon durch Freunde und Bekannte oder aus den Zeitungen. Irgendwie hatte ein Pressemann Wind von der Sache bekommen, wahrscheinlich durch einen Angestellten vom Telegrafenamt, und als Lisaweta Nadjeschda Borowaskaja die Stufen der Gangway heruntergetrippelt kam und sich in Mr. Lockwoods Arme warf, gab es ein Feuerwerk von Blitzlichtern. Die Scheinwerfer des Fernsehens flammten auf, die Reporter schubsten und drängten sich, um dem glücklichen Paar ihre Mikrophone vor den Mund zu halten. Und die Mikrophone registrierten die Freudenschreie und die Kameras die Tränen in den Augen von Liz, Geoffrey, Mrs. Harris und Mrs. Butterfield.
    Der Festzug mit dem glückstrahlenden Paar an der Spitze bewegte sich über die Rollbahn auf das Flughafengebäude und den Empfangsraum für VIPs zu. Der Champagner floß in Strömen, und alle stießen auf das Wohl der beiden Liebenden an.
    Glücklicherweise fragte niemand danach, wieso Lisaweta so plötzlich die Ausreisegenehmigung erhalten hatte. Schließlich wußte man ja, die Russen waren unberechenbar. So kam es, daß der stellvertretende Außenminister Anatol Pawlowitsch Agronsky vergnügt und listig lächelte, als er mehrere überschwengliche Artikel in angesehenen englischen Zeitungen las, in denen die Russen ihrer Großzügigkeit wegen — die zweifellos die günstigsten Auswirkungen auf die Entspannung haben werde — gepriesen wurden.
    Nachdem Mr. Lockwood Mrs. Harris zum tausendstenmal seine Dankbarkeit versichert hatte, stahlen sich Ada und Violet unauffällig davon. Sie winkten einem Taxi und fuhren nach Hause. Eine Stunde später saßen die Freundinnen, beide ein wenig beschwipst, in Mrs. Harris’ Wohnzimmer bei ihrer abendlichen Tasse Tee. Ada war in Hochstimmung und überglücklich, daß ihr Traum in Erfüllung gegangen war.
    «Du», sagte Mrs. Butterfield, «woher hat Mr. Lockwood eigentlich gewußt, daß wir seine Liz mitbringen? Ich dachte, es sollte eine Überraschung für ihn werden.»
    «Ich habe ihm ein Telegramm geschickt», erwiderte Ada. «Wenn ich meine törichte Idee wahrgemacht und plötzlich mit Liz vor seiner Tür gestanden hätte... er hätte einen Herzschlag kriegen können. Stell dir vor, ich sage:     «Oh, Ada, du bist wunderbar», sagte Mrs. Butterfield. «Du tust immer genau das Richtige. Wie war das alles schön! Ich hab vor Rührung richtig weinen müssen.» Sie fügte hinzu: «Laß uns doch mal sehen; was es im Fernsehen gibt.»
    Es gab den gleichen Schneesturm wie immer, obwohl der Apparat vor ihrer Abreise repariert worden war. Keine Spur von einem Bild, nur dichtes Schneetreiben. Plötzlich stieß Violet eine Reihe von Kraftausdrücken aus und schloß mit den Worten: « Diese Schweinehunde!»
    Ada sah ihre Freundin erstaunt an. Daß ein Fernsehapparat nicht funktionierte, nachdem ein Fachmann ihn repariert hatte, war schließlich nicht weiter ungewöhnlich, und sie sagte: «Was ist denn, Vi? Was hast du...»
    «Diese Schweinehunde», wiederholte Violet. «Bei dem Schneegestöber auf dem Bildschirm ist mir mein Pelzmantel wieder eingefallen. Die Schweinehunde haben ihr Versprechen nicht gehalten!»
    «Ach du liebe Güte, ja», sagte Ada, «das stimmt. In der Aufregung mit Liz und so habe ich ganz vergessen, noch einmal... Oh, Vi, es ist meine Schuld.»
    Violet widersprach ihr: «Nein, es ist nicht deine Schuld,
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