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Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)

Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)

Titel: Ein Jahr im Frühling (Cappuccino-Romane) (German Edition)
Autoren: Martina Nohl
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Gespräch belauscht, das er mit einer Orchesterfreundin geführt
hat. Darin wurde klar, dass er immer noch Kathleen liebt. Für mich hatte er nur
die Rolle als Mutter für seine Kinder vorgesehen.“
    „Nein, das glaube ich nicht, das hätte ich doch gemerkt.“
    Emily stöhnte.
    „Und wie du weißt, liebt mal der eine mehr und mal der
andere. Stell dir vor, wie es gewesen wäre, wenn ich deinem Vater nicht noch
eine neue Chance gegeben hätte? Dann wärst du jetzt ein armes Scheidungskind
und hättest zwei unglückliche getrennte Eltern.“
    „Glaub mir doch einmal, dass es mir klar wurde, dass er mich
nicht so liebt, wie das sein sollte. Das Gespräch hat mir die Augen geöffnet,
dass von Anfang an etwas nicht gestimmt hat in unserer Beziehung. Ich wollte es
nur nicht wahrhaben“, schloss sie leise.
    „Ich finde, du solltest das nochmal überdenken. Vermutlich
reagierst du jetzt zu heftig, wie das so manchmal deine Art ist. Josue hat es
verdient, dass du ihm nochmal eine Chance gibst. Und denk nur an die
Enttäuschung der Kinder.“
    „Ja, Mama, das macht mir auch zu schaffen.“
    „Möchtest du noch mit deinem Vater reden? Du weißt, er ist
gut in solchen Dingen.“
    Emily schüttelte wie wild den Kopf. „Nein, Mama, heute ganz
sicher nicht.“ So weit käme es noch, dass sie sich am Telefon bei ihrem Vater
auf die Couch legen würde.
    „Dann muss ich ihm das jetzt gleich erzählen. Stell dir vor,
ich habe mir gerade letzte Woche ein Kleid für die Hochzeit gekauft. Wann soll
ich das denn jetzt tragen?“
    Emily blieb stumm.
    „Emily, wir hören wieder voneinander. Tu nichts, was du
bereuen wirst, versprichst du mir das?“
    „Aber sicher, Mama, grüß Papa von mir. Und das Geld, das er
für die Hochzeit überwiesen hat, werde ich nächste Woche zurücküberweisen. Und
– es tut mir leid. Auch für euch.“
    Erschöpft legte sie auf. Warum hatte sie immer das Gefühl,
dass ihre Mutter sich nie wirklich auf ihre Bedürfnisse einließ oder wenigstens
versuchte, ihre Perspektive einzunehmen. Immer wieder fühlte sie sich so, als
würde sie in ihrer Nähe emotional verhungern.
     
    Immer noch wütend machte sie sich auf den Weg zum Art Hotel,
dem einzig modernen Gebäude im hinteren Teil der Altstadt. Die Fensterflächen
leuchteten in allen Farben. Sie betrat das Foyer, Harry winkte ihr zu. Er legte
ihr freundlich den Arm um die Schulter und sie gingen zur Bar.
    „Anna kommt gleich, Fred braucht noch ein bisschen
Händchenhalten, bis er eingeschlafen ist.“
    Emily nickte.
    „Was ist los, bist du sauer?“
    Emily nickte wieder. „Ich hatte gerade ein so richtig
verständnisloses Gespräch mit meiner Mutter. Sie hat erst heute von der
Trennung erfahren.“ Harry hingegen war schon länger im Bilde, natürlich war das
auch nicht gerecht. „Ach Harry, es ist schon schwierig mit der Liebe, finde
ich. Warum suche ich mir nur immer die Falschen aus?“
    Er schaute versonnen vor sich hin. „Vielleicht, weil du dir
ein Bild machst, wie es zu sein hat, und dann versuchst, das Bild zu erfüllen.
Weißt du, Anna und ich wären nie zusammengekommen, wenn Anna sich vorher ein
Bild gemacht hätte. So konnte etwas wachsen, was wir vorher beide nicht kannten
und niemals erwartet hätten, und das war unser Geschenk der Liebe.“
    Emily schaute ihn bewundernd an. Das hätte sie gar nicht
gedacht von Harry, dass er solche Sachen sagen würde. Und vermutlich hatte er
auch noch recht. Beschämt dachte sie an ihre Telenovela-Träume. Hilfe, wie
hätte daraus je etwas Tragfähiges wachsen können? Also, wie immer hatten es
wohl beide Seiten verpatzt. Sie würde darüber noch gründlich nachdenken müssen,
bevor es eine nächste Beziehung für sie geben könnte. Zu Harry gewandt sagte
sie: „Vermutlich hast du recht. Und ein Glück für euch, dass ihr da schon einen
Schritt weiter wart.“
    „Na ja, leicht ist es trotzdem nicht“, brummte er. Aber er
strahlte, als Anna zu ihnen trat, und gab ihr einen dicken Kuss auf den Hals.
     
    Nach der letzten Seminarveranstaltung vor Weihnachten, in
der Emily richtig gut mit einigen Kommilitonen zusammengearbeitet hatte, trat
Emily auf die Hauptstraße. Wenn es nur noch darum ging, möglichst reibungsfrei
und ohne tieferes Interesse am Geschehen oder am Fach die Credit Points
abzuräumen, regte sie sich regelmäßig auf. Vermutlich war für sie das Studium
etwas Kostbareres als für viele, die auf dem schnellsten Weg studierten. Nun,
sie musste sich einfach an die halten, denen das
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