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Ein Frauenheld entdeckt die Liebe

Ein Frauenheld entdeckt die Liebe

Titel: Ein Frauenheld entdeckt die Liebe
Autoren: Marguerite Kaye
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Vertrauen entgegenzubringen?“, gab sie, auf seinen leichten Ton eingehend, zurück.
    „Das können nur Sie selbst entscheiden. Doch dazu müssen Sie mich wohl erst besser kennenlernen.“
    „Dazu bleibt mir leider keine Zeit. Ich beabsichtige nicht, lange zu bleiben. Ich bin hier, um einige Papiere abzuholen, die mein Papa bei Ihrem Vater hinterlegt hat. Es handelt sich um persönliche Dokumente, die er aus Sicherheitsgründen während seines Aufenthalts auf dem Kontinent nicht bei sich tragen wollte. Wir haben ein – wie soll ich sagen – ein etwas unstetes Leben geführt.“
    „Sie sind also erst kürzlich in England eingetroffen.“
    „Ja, ich habe zuletzt in Paris gelebt. In England bin ich zum ersten Mal.“
    „Sie beherrschen die englische Sprache ganz hervorragend – wenn Sie mir die Bemerkung gestatten.“
    „Ich bin Engländerin“, gab sie ein wenig steif zurück. „Mein Vater war Engländer, und wir haben zu Hause stets Englisch gesprochen. Ich verstehe, dass mein unerwartetes Auftauchen Ihr Misstrauen weckt. Aber ich kann Ihnen versichern, dass ich weder eine Betrügerin noch eine französische Spionin bin.“
    Er lachte. „So leid es mir tut, ich weiß nichts über Ihre Papiere. Nach dem Tode meines Vaters habe ich selbstverständlich alle Dokumente gesichtet. Wenn etwas dabei gewesen wäre, was Sie betrifft, dann hätte ich es gewiss entdeckt.“
    „Aber diese Unterlagen müssen sich hier befinden! Mein Papa hat keinen Zweifel daran gelassen. Hat Ihr Vater vielleicht irgendwelche Andeutungen gemacht, ehe er starb? Vielleicht hat er die Papiere seinem Anwalt übergeben.“
    Nicholas runzelte die Stirn. Der Ernst, mit dem seine Besucherin sprach, beeindruckte ihn. „Nein“, erklärte er schließlich, „wenn es so wäre, hätte ich davon erfahren.“
    „Dann hat Ihr Vater meinen Papa also nie erwähnt.“
    Jetzt klang ihre Stimme beinahe verzweifelt. Das bestärkte ihn in der Überzeugung, noch längst nicht die ganze Geschichte gehört zu haben. Seine Neugier war geweckt. Er musterte ihr schönes Gesicht mit den blauen Augen, die flehend auf ihn gerichtet waren. Selbst der hartherzigste Mann würde ihr kaum widerstehen können! In ihrem Kummer war sie hinreißend. Wie bezaubernd würde sie erst sein, wenn sie Dankbarkeit empfand!
    „Vielleicht fällt Ihnen etwas ein, das meine Erinnerung anregen könnte?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Ich weiß selbst nicht viel. Nur, dass es sich um private Dokumente handelt und dass sie sich in einem Umschlag befinden, auf dem der Name meines Vaters steht.“
    „Das ist alles?“ Auffordernd schaute er sie an.
    Serena biss sich auf die Unterlippe. Noch nie hatte ein Mann eine solche Wirkung auf sie ausgeübt. Seine grauen Augen schienen bis in ihr Innerstes sehen zu können. Deutlich konnte sie sein Misstrauen und seine Neugier fühlen. Dabei machte Nicholas Lytton eigentlich einen ganz entspannten Eindruck.
    „Stamppe“, sagte sie. „Ist der Name wirklich nie gefallen?“
    „Stamppe? Dann sind Sie mit Monsieur Cachet verheiratet?“
    „Nein, ich bin nicht verheiratet. Auch ich heiße Stamppe.“
    „Auf Ihrer Karte stand Cachet.“
    „Ja, weil … Entschuldigen Sie, das alles ist ziemlich unangenehm für mich.“ Sie warf einen kurzen Blick auf sein Gesicht, bemerkte dessen spöttischen Ausdruck und schaute rasch wieder zu Boden. Nervös öffnete und schloss sie die Hände. Ihr Unbehagen war wirklich nicht zu übersehen. Jetzt atmete sie tief durch und zwang sich, Nicholas Lytton fest in die Augen zu blicken. „Cachet ist das französische Wort für Siegel oder Stempel und entspricht dem englischen Stamp beziehungsweise Stamppe. Tatsächlich wusste ich bis zum Tode meines Vaters nicht, dass mein wirklicher Name nicht Cachet, sondern Stamppe ist. Er hat es mir erst auf dem Sterbebett anvertraut. Eine seltsame Art von Humor …“
    „Ja, es ist ganz erstaunlich, wie die Erkenntnis der eigenen Sterblichkeit einen Vater verändern kann.“
    „Pardon?“
    „Ich wollte lediglich mein Verständnis zum Ausdruck bringen, Mademoiselle. Ich habe nämlich ähnliche Erfahrungen gemacht wie Sie. Vermutlich waren Sie schockiert.“
    „Allerdings.“ Sie seufzte. „Mein Vater starb nach einem Raubüberfall, bei dem er schwer verletzt worden war. Ich war auf seinen Tod nicht vorbereitet. Und auch nicht auf all das, was …“ Ihre Stimme brach, und Tränen stiegen ihr in die Augen. Mit einem Seidentüchlein, das sie aus ihrem Retikül zog, wischte sie
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