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Ein Erzfeind zum Verlieben

Ein Erzfeind zum Verlieben

Titel: Ein Erzfeind zum Verlieben
Autoren: Alissa Johnson
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habe begonnen, als der durchtriebene Whit Mirabelle während eines Musikabends einen großen Käfer hinten in das Kleid steckte, was dazu führte, dass das Mädchen aufsprang, schrie, wild um sich schlug und die umsitzenden Menschen ebenfalls in Gefahr brachte.
    Wieder andere beteuerten, es sei ihnen wirklich gleichgültig, wann oder wie alles angefangen habe, und sie wünschten nur, es möge ein Ende nehmen. Alle waren sich jedoch einig, dass die beiden schlicht und ergreifend nicht miteinander auskamen.
    Ihre Rivalität war so berüchtigt, dass ein Beobachter der beiden, die sich gerade auf dem Rasen hinter Haldon Hall, dem Sitz der Thurstons, über eine Laufmaschine hinweg zornig anstarrten, resigniert geseufzt und sich vernünftigerweise schleunigst durch einen Rückzug in Sicherheit gebracht hätte.
    Zum Glück für die Gesellschaft jedoch, die gerade im Haus stattfand, standen Whit und Mirabelle allein da, jeder mit einer Hand auf der neumodischen, fahrbaren Erfindung. Und ganz wie zwei Kinder, die sich um ein Spielzeug zanken, waren beide gleichermaßen entschlossen, es für sich allein zu beanspruchen.
    Als vernünftige und – unter normalen Umständen – wohlerzogene junge Dame war Mirabelle sich der Lächerlichkeit und Banalität der Situation vollkommen bewusst. Aufrichtig, wie sie war, konnte sie sich eingestehen, dass kaum etwas so gut zu ihrer gegenwärtigen Stimmung passte wie das Lächerliche und Banale.
    Ein heftiger Streit war genau, was sie brauchte. Wie immer tat Whit ihr nur zu gern diesen Gefallen.
    »Lass los, Kobold.«
    Wie stets, wenn er sich wirklich ärgerte, biss Whit beim Sprechen die Zähne zusammen. Mirabelle wies ihn oft darauf hin, dass das daraus resultierende undeutliche Nuscheln die Wirkung merklich schmälerte. Doch im Moment fühlte sie sich eher störrisch als zum Sticheln aufgelegt.
    »Dafür sehe ich keinen Grund«, gab sie zurück und reckte das Kinn.
    »Den würdest du wahrscheinlich selbst dann nicht sehen, wenn er auf deiner Nasenspitze säße.« Er zog an der Maschine, was nur dazu führte, dass sie diese umso störrischer festhielt. »Du weißt nicht mal, wie man damit umgeht.«
    »Und ob ich das weiß. Man setzt sich dort zwischen die beiden Räder, hält sich an den Stangen fest und stößt sich mit den Füßen ab. Ich zeige es dir …«
    »Nein. Du fährst nicht damit.«
    Keine zehn Minuten zuvor hatte sie nicht einen Gedanken darauf verschwendet, das vermaledeite Ding zu fahren. Sie war nur neugierig gewesen. Aber während sie dort in der warmen Sonne gestanden und sich die Zeit damit vertrieben hatte, die Maschine bald in diese, bald in jene Richtung zu drehen, um herauszufinden, wie das alles zusammengesetzt war, war Whit um das Haus herumgekommen und hatte ihr verboten, ihr
verboten
, die Maschine zu besteigen.
    Sie hatte ihn eingehend betrachtet, mit seinem windzerzausten hellbraunen Haar, den blitzenden eisblauen Augen und seinen aristokratischen Zügen, die sich in grimmige Falten gelegt hatten. Jeder Zoll seiner langen, hochgewachsenen Gestalt drückte Macht aus, begründet durch Reichtum, Titel und Ländereien und den schieren Zufall, als Mann geboren worden zu sein. Die gleiche Art von Macht, mit der ihr Onkel sie unter seiner Knute hielt.
    Und sie beschloss, dass sie doch mit dem vermaledeiten Ding fahren würde.
    »Du hast gesagt, es sei für die Gäste, Kretin«, hielt sie ihm entgegen.
    »Du bist auf Haldon Hall kein Gast.«
    Sie ließ los und trat zurück, völlig perplex über die sieben Wörter, die ihr mehr bedeuteten, als er ahnen konnte. »Ich … das ist das Netteste …«
    »Du bist eine Heimsuchung«, stellte er klar und hob das Gefährt hoch. »Wie Hausschwamm.«
    Sie sprang vor und packte den Sitz mit beiden Händen.
    Es folgte ein kurzes Tauziehen. Whit war natürlich stärker, aber er konnte die Maschine ihrem festen Griff schwerlich entwinden, ohne sie dabei womöglich zu verletzen. Und obwohl Mirabelle ihn für einen fehlerbehafteten Menschen hielt – einen äußerst fehlerbehafteten –, wusste sie, dass er nicht das Risiko eingehen würde, einer Frau körperliches Leid zuzufügen. Dass er sich wahrscheinlich gerade über diesen speziellen Ehrenkodex ärgerte, gab ihr eine gewisse Befriedigung.
    Sie hatte sich gerade damit abgefunden, dass sie ihm die Maschine nicht entreißen konnte, und erwog flüchtig, einfach so fest wie möglich daran zu ziehen und dann abrupt loszulassen, in der Hoffnung, dass er hart auf sein Hinterteil fallen
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