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Ein Engel aus der Hölle

Ein Engel aus der Hölle

Titel: Ein Engel aus der Hölle
Autoren: Jason Dark
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der Nähe anschauen.« Ich strich Glenda kurz über die Wange. »Mal hören, was er zu sagen hat. Vielleicht erleben wir eine Überraschung.«
    »Das glaube ich auch.«
    Ich warf noch einen Blick durch das Fenster und sah hinter der Scheibe das, was man einen trüben Tag nennt. Grauer Dunst lag über den Dächern, aber es war auch nicht besonders warm. Die Temperaturen bewegten sich knapp über dem Gefrierpunkt. Man konnte von einer feuchten und ungesunden Witterung sprechen. An manchen Stellen war es schon zur Eisbildung gekommen, aber das alles störte mich nicht.
    Ich war auf diesen Commander Chris Baker gespannt und darauf, was er uns zu verklickern hatte. Hoffentlich nichts zu Theoretisches oder irgendetwas über Ausgaben, die gekürzt werden mussten, weswegen er um ein besonders aufmerksames Verhalten bat.
    Das alles war möglich, aber es konnte sich auch um ganz andere Dinge handeln, und darauf hofften Suko und ich.
    Sir James lächelte, als wir pünktlich sein Büro betraten. Er hatte nicht an seinem Schreibtisch gesessen, sondern gemeinsam mit seinem Besucher in der Sitzecke. Wasser stand bereit, auf Zettelblöcken konnte man sich Notizen machen. Ich schaute Chris Baker an, und schon beim ersten Blick musste ich meine Vorstellungen korrigieren.
    Baker war kein verschrobener Bürotyp. Er war etwa in meinem Alter, recht flott angezogen, dünne Lederjacke, Tuchhose, gestreiftes Hemd und Krawatte, und er bewegte sich keinesfalls wie ein alter Mann oder knorriger Schreibtischhengst.
    Als wir eintraten, stand er mit einer schnellen Bewegung auf. »Heh, das nenne ich pünktlich. So etwas bin ich nur selten.«
    »Dann können wir ja wieder gehen«, schlug ich lächelnd vor.
    »Ach, wenn Sie den Weg schon mal geschafft haben, bleiben Sie auch, bitte.«
    »Ist gut.«
    Wir reichten uns die Hände. Bakers Händedruck war fest und irgendwie zielstrebig. Seine Augen blickten klar und scharf. Das braune Haar war gut frisiert, und als er lächelte, hatte dies nichts mit Argwohn oder Falschheit zu tun.
    Auch Suko stellte sich vor und nachdem wir unsere Plätze eingenommen hatten, sprach Baker davon, dass er in der inneren Abteilung arbeitete und dort nicht eben den besten Job besaß.
    »Was meinen Sie damit?«, fragte Suko.
    »Ach, ich bin so etwas wie ein Prüfer, ein Schnüffler, der darauf achten soll, dass bei den Einsätzen der Kollegen alles mit rechten Dingen zugeht. Dass nichts Ungesetzliches passiert.«
    »Kommt das oft vor?«
    »Nein, Inspektor, zum Glück nicht.«
    »Und Sie schnüffeln auch bei uns herum?«, fragte ich.
    Baker schüttelte den Kopf und lachte. »Zum Glück nicht. Sie stehen außen vor. Mir ist ja bekannt, was Sie beide machen, und davor ziehe ich den Hut. Aber ich bin aus einem ganz anderen Grund zu Ihnen gekommen und habe bereits mit Sir James darüber gesprochen.« Er deutete auf unseren Chef. »Sir James stimmt mir zu.«
    »Das beruhigt mich«, erwiderte ich ein wenig ironisch.
    Den Ton überhörte er und kam ohne Umschweife direkt zum Thema. Wir erfuhren, dass es um einen Kollegen ging, der Frank Durban hieß und Undercover arbeitete. Der Commander musste zugeben, dass Durban der beste Undercover-Agent war, der zurzeit für die Metropolitan Police arbeitete. »Und darin liegt das Problem.«
    »Wieso?«, fragte ich.
    »Frank Durban ist einfach zu gut.«
    »Ach.«
    Baker lächelte, als er in unsere Gesichter schaute, die einen leicht unverständlichen Ausdruck aufwiesen, und deshalb wiederholte er seine Antwort.
    »Ja, er ist zu gut und macht uns deshalb Probleme. Frank Durban löst jeden Fall.«
    »Seien Sie froh«, sagte ich.
    »Das wäre ich auch, aber es gibt dabei eine kleine Besonderheit. Durban hinterlässt niemals Zeugen, wenn Sie verstehen.«
    »Nur Tote?«, fragte Suko, der es genau wissen wollte.
    »Richtig. Aber Durban richtet die Leute nicht hin, nein, nein, das ist es nicht. Sie wehren sich noch, und dabei ziehen sie stets den Kürzeren.«
    »Ist er ein so guter Kämpfer und so perfekt ausgebildet?«, fragte ich den Commander.
    »Das ist er wohl. Das muss er sein. Aber uns stört, dass keiner der Dealer – die jagt er hauptsächlich – etwas aussagen kann. Es kommt keiner mehr dazu. Durban hinterlässt keine Zeugen, und wir konnten ihm auch nichts nachweisen.«
    »Was meinen Sie?«
    »Ganz einfach, Mr. Sinclair. Dass er kein normaler Polizist ist, sondern ein eiskalter Killer.«
    Ich schwieg. Auch Suko sagte nichts. Diese Anschuldigung war schon verdammt hart, und Chris Baker
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