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Ein dunkles Grab: Die Kurzgeschichte zum Roman "Renegade. Tiefenrausch"

Ein dunkles Grab: Die Kurzgeschichte zum Roman "Renegade. Tiefenrausch"

Titel: Ein dunkles Grab: Die Kurzgeschichte zum Roman "Renegade. Tiefenrausch"
Autoren: J. A. Souders
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müssen.«
    »Wir können Sam doch nicht einfach hierlassen, ohne ihm und den anderen zu helfen!«
    »Sei doch mal realistisch, Gavin. Wir haben keinen Beweis dafür, dass sie wirklich dort drinnen sind. Und selbst wenn sie dem Tunnel gefolgt sind, ist das Monate her. Die Chancen, dass sie noch leben, stehen damit wirklich schlecht. Warum also sollten wir ihnen folgen?«
    Der Gedanke an meinen Vater drängt sich mir auf und daran, dass wir niemals wissen werden, was mit ihm passiert ist. »Damit ihre Familien endlich Frieden finden«, sage ich.
    Ein Seitenblick zu Conn verrät mir, dass er mich versteht. Schließlich nickt er. »Dann gehen wir doch mal nachsehen.«
    Nach ungefähr hundert Metern verbreitert sich der Tunnel beträchtlich. Hier kann man aufrecht stehen, und Conn und ich können sogar nebeneinander laufen. Schweigend gehen wir weiter, reden nur, wenn wir auf eine Weggabelung stoßen und wir uns entscheiden müssen, welche Abzweigung wir nehmen sollen. Da diese Gänge eher einem Labyrinth als einem Höhlensystem gleichen, hinterlassen wir Markierungen im sandigen Boden, damit wir uns nicht verlaufen. Dann finden wir an einigen Kreuzungen noch mehr Hinterlassenschaften unserer Vorgänger. Immer schneller stürmen wir voran, mit jedem Fund steigt die Spannung.
    Und dann passiert es: In der ganzen Aufregung über die Artefakte vergessen wir, unseren Weg weiter zu kennzeichnen. Und nicht nur das – hier gibt es überall Fußspuren! Wir wissen nicht mehr, aus welcher Richtung wir gekommen sind, und haben uns nach einer Weile hoffnungslos verlaufen. Und noch schlimmer: Nicht nur mein Kopf und meine Schulter schmerzen von dem Sturz – auch der Rest meines Körpers tut weh. Es fühlt sich an, als hätte ich eine Grippe. Wäre ich zu Hause, würde ich mich in mein Bett verkriechen und einfach nur schlafen, bis es mir besser geht.
    Stundenlang wandern Conn und ich in den dunklen Tunneln herum. Zumindest denke ich, dass es Stunden sind – ich habe jegliches Zeitgefühl verloren. Entschlossen versuchen wir, den Rückweg zu finden, doch manchmal frage ich mich, ob wir nicht im Kreis laufen. Hier ist es verdammt schwierig, eine Richtung von der anderen zu unterscheiden, alles sieht gleich aus. Es muss einen Weg nach draußen geben. Aber immer wieder gerate ich ins Stolpern, mit jedem Schritt wird es schlimmer. Mehrmals muss ich anhalten und mich an der Wand abstützen, weil sich alles dreht und schwarze Flecken vor meinen Augen tanzen. Irgendwann bleibt Conn stehen. »Wir sollten uns etwas ausruhen«, sagt er.
    Ich widerspreche ihm nicht. Selbst wenn ich wollte, mir fehlt die Kraft dazu.
    Langsam lasse ich mich an der Wand zu Boden gleiten. Doch selbst im Sitzen dreht sich die Welt um mich, und ich muss kurz ohnmächtig geworden sein, denn plötzlich kniet Conn neben mir, obwohl er doch gerade noch aufrecht stand.
    »Was ist los?«, frage ich ihn.
    Er lässt den Strahl der Taschenlampe über meinen Arm wandern. »Ich will mir deine Wunden ansehen. Du siehst richtig krank aus.«
    Ich will protestieren, doch er blickt mich nur tadelnd an, also erwidere ich seufzend: »Ich fühle mich auch echt beschissen.«
    Schweigend untersucht er die Schnitte und Abschürfungen. »Kein Wunder, dass du dich so mies fühlst«, erklärt er schließlich. »Sieht ganz so aus, als hätten sich die Wunden dank des Schlamms entzündet.«
    Ich stöhne erschöpft. »Großartig.«
    »Wir müssen hier raus.«
    »Schon klar.«
    »Also … was sollen wir tun?«
    Mein Kopf pocht, und es fällt mir immer schwerer, die Augen offen zu halten. »Meinst du, ich würde hier rumwandern, wenn es nicht sein müsste? Falls ich irgendeine Idee hätte, wären wir diesem Labyrinth schon längst entkommen.« Sobald ich es ausgesprochen habe, tut es mir leid. Conns Miene wird hart, dann wendet er den Blick ab.
    »Äh, tut mir leid«, sage ich schnell. »Das war überflüssig. Vor allem, da es ja meine brillante Idee war, überhaupt erst in diese Tunnel vorzudringen.«
    »Wie du meinst.« Er zuckt mit den Schultern.
    Ich bin so erschöpft, dass ich nur noch flüstern kann. »Aber ich bin ganz deiner Meinung: Je schneller wir aus dieser Höhle rauskommen, desto besser.«
    Conn nickt und setzt sich neben mir in Bewegung, schlingt mir aber einen Arm um die Hüfte. Zum Glück ist er nicht mehr böse auf mich. Mittlerweile könnte ich ohne seine Hilfe keinen einzigen Schritt machen.
    Verdammte Wunden. Verdammter Sturz. Verdammte, beschissene Insel! Ich weiß nicht,
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