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Ein diebisches Vergnügen

Ein diebisches Vergnügen

Titel: Ein diebisches Vergnügen
Autoren: P Mayle
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klingelte. Es war niemand anders als ihr Chef.
    »Roth hat angerufen. Klingt so, als wäre Ihre Besprechung mit ihm nicht allzu gut verlaufen. Wir unterhalten uns, wenn Sie wieder im Büro sind.«
    Der Vorstandsvorsitzende von Knox Worldwide, ein distinguierter älterer Herr, der hinter einem gütigen äußeren Erscheinungsbild einen messerscharfen Verstand und das natürliche Widerstreben verbarg, Geld lockerzumachen, erhob sich, als Elena sein Büro betrat. Das war eine der Charaktereigenschaften, die ihr an Frank Knox gefielen, ein Hauch von Ritterlichkeit in einer Welt, die zunehmend von schlechten Manieren geprägt schien. Er schritt um den Schreibtisch herum, und sie nahmen in zwei abgewetzten ledernen Klubsesseln neben dem Fenster Platz. Knox war stolz darauf, dass er die Inneneinrichtung seines Büros seit fünfunddreißig Jahren nicht mehr verändert hatte. Der massive Schreibtisch für zwei, die wuchtigen Bücherschränke aus Walnussholz, die kostbaren orientalischen Teppiche (die nun infolge der Abnutzung an der Oberseite ein wenig fadenscheinig wurden) und die Ölgemälde von Rothirschen und anderem edlen Getier, deren Farbe feine Risse aufwies – sie waren ausnahmslos Teil eines vergangenen Jahrhunderts. Wie Knox selber, war auch der Dekor elegant, gut erhalten und überaus einnehmend.
    Er lächelte sie an. »Wieder einmal ein vergnüglicher Tag in Hollywood. Erzählen Sie.«
    Elena berichtete, was sie von dem Polizisten erfahren hatte, der in diesem Fall die Ermittlungen leitete, und schilderte Knox kurz Roths Verhalten, einschließlich seines Versuchs, die Versicherungssumme des Weines aufzublähen. »Glauben Sie mir, Frank. Er schäumte buchstäblich vor Wut. Er war keinem vernünftigen Argument zugänglich. Es hatte keinen Sinn, auch nur eine Minute länger zu bleiben.«

    Frank Knox nickte. »Ich habe bei seinem Anruf eine kleine Kostprobe seines Temperaments erhalten.« Er blickte aus dem Fenster, seine Finger trommelten auf die Armlehne des Sessels. »Lassen Sie uns das Ganze rekapitulieren. Der Raub hat vor sechs Tagen stattgefunden, ausreichend Zeit für die Täter, sich aus dem Staub zu machen. Die Polizei nimmt an, dass es sich um Profis handelt. Sie hatten einen Komplizen im Haus, einen illegalen Einwanderer. Ich würde sagen, wir haben so gut wie keine Chance, ihn aufzuspüren. Und dann wäre da noch unser Freund Mr. Roth, der uns die Hölle heißmacht, um in den Besitz eines bankbestätigten Schecks zu gelangen.«
    »In einer Höhe von drei Millionen«, warf Elena ein.
    »Das hätte er wohl gerne. Dummerweise hat er aber nur eine Prämie für eine Versicherungssumme von 2,3 Millionen bezahlt. Dennoch hat ein solcher Betrag einen beträchtlichen emotional gefärbten Wert, und ich hasse den Gedanken, mich davon zu trennen.« Der alte Mann beugte sich vor. »Wie viele Flaschen, sagten Sie, wurden gestohlen?«
    »Zwischen fünfhundert und sechshundert – das heißt, falls man Roths Worten Glauben schenken darf.«
    »Nun, es dauert seine Zeit, bis man die geleert hat. Vielleicht sollten wir genau danach Ausschau halten: nicht nach den Langfingern, sondern nach dem Wein. Fünfhundert Flaschen an den Mann zu bringen dürfte nicht leicht sein, es sei denn, der Diebstahl wurde auf Bestellung durchgeführt.« Er stand auf und lächelte Elena an. »Wir brauchen einen Spürhund. Fällt Ihnen zufällig jemand ein?«

4. Kapitel
    E lena saß an ihrem Schreibtisch und überdachte die Optionen. Falls sie ihr letztes Gespräch mit der Polizei von L.A. richtig gedeutet hatte, würden die Ermittlungen ohne großen Eifer über die Bühne gehen. Die Spur war bereits kalt, und es Eifer über die Bühne gehen. Die Spur war bereits kalt, und es gab keine konkreten Hinweise auf die Täter. Biedere Sanitäter waren es wohl kaum. Vermutlich würde die Akte in der Versenkung verschwinden und mit den Jahren Staub ansetzen.
    Bei früheren Versicherungsfällen hatte sie freiberufliche Schadensreferenten ins Boot geholt, Ermittler, die auf verschiedene Formen der Kriminalität und besondere Katastrophenfälle spezialisiert waren, angefangen vom Juwelenraub bis hin zu einstürzenden Mietshäusern. Aber Wein? Ein Weindiebstahl war ihr noch nie untergekommen – und dazu in einer solchen Größenordnung! Fünfhundert Flaschen hatten sich in Luft aufgelöst, ein Raub von der Effizienz einer militärischen Operation. Eines war gewiss: Das Diebesgut würde wohl kaum bei eBay meistbietend versteigert werden. Es musste sich um
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