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Ehrensache

Titel: Ehrensache
Autoren: Ian Rankin
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Frau erinnerte, die bereits seit dreiundzwanzig Jahren tot war. Sir Hughs neueste
»Begleiterin« war ein ehemaliges Model, weniger als halb so alt wie er. Vielleicht erinnerte sie
ihn auch an seine Frau...
Eines war jedoch merkwürdig. Elizabeth Jack war eine attraktive Frau, ja, eine schöne Frau. Doch
man hörte nie viel von ihr. Seit wann wurden denn attraktive Ehefrauen von cleveren Politikern
nicht als Aushängeschild benutzt?
Vielleicht wollte sie ihr eigenes Leben führen. Skiurlaube und Ferien auf der Gesundheitsfarm
statt die Verpflichtungen der Frau eines Abgeordneten wie Fabrikeröffnungen, Tee-Partys und so
weiter.
Rebus fiel wieder ein, was ihm an Gregor Jack gefallen hatte - dass er nämlich aus ähnlichen
Verhältnissen stammte wie er selbst. In Fife geboren, Ausbildung an einer Gesamtschule, außer
dass die damals Secondary und High School hießen. Rebus und Gregor Jack
waren beide auf die High School gegangen, Rebus, weil er die Aufnahmeprüfung bestanden hatte, der
einige Jahre jüngere Jack, weil er gute Noten auf der Junior High hatte. Rebus' Schule war
in Cowdenbeath gewesen, Jacks in Kirkcaldy.
Eigentlich überhaupt keine Entfernung.
Anscheinend hatte man Jack nur eine einzige nicht ganz astreine Sache anhängen können, als es
nämlich um die Errichtung einer neuen Elektronikfabrik am Rande seines Wahlkreises ging. Man
munkelte, dass sein Schwiegervater einige Fäden gezogen hatte... Doch diese Gerüchte waren rasch
wieder verstummt. Keine Beweise und die Andeutung einer Verleumdungsklage. Wie alt war Jack
eigentlich? Rebus betrachtete ein Zeitungsfoto neueren Datums. Er sah auf dem Papier jünger aus
als im wirklichen Leben. Das taten Leute in den Medien immer.
Siebenunddreißig, achtunddreißig, so in der Richtung.
Schöne Frau, reichlich Geld.
Und dann wird er bei einer Bordellrazzia auf dem Bett einer Nutte erwischt. Rebus schüttelte den
Kopf. Die Welt war grausam. Doch schließlich lächelte er: Geschah dem Kerl ganz recht dafür, dass
er seiner Frau nicht treu war.
Holmes kam zurück ins Wohnzimmer. Er deutete mit dem Kopf auf den Ordner. »Da kann man sich doch
nur wundern, oder?«
Rebus zuckte die Schultern. »Eigentlich nicht, Brian. Eigentlich nicht.«
»Na gut. Trinken Sie Ihren Whisky aus und setzen Sie sich an den Tisch. Das Management hat mich
informiert, dass das Essen gleich serviert wird.« Das Essen war köstlich. Rebus ließ es sich
nicht nehmen, drei Toasts auszusprechen: einen auf das Glück des Paares, einen auf das neue Haus
und einen auf Holmes' Beförderung. Bis dahin waren sie bereits bei der zweiten Flasche Wein und
beim Hauptgericht des Abends - Roastbeef. Danach gab es Käse und nach dem Käse Crannachan, einen Nachtisch aus Himbeeren mit Haferkeksen und Sahne. Schließlich folgten Kaffee,
Laphroaig-Whisky und allgemeine Schläfrigkeit auf Sessel und Sofa.
Rebus hatte nicht lange gebraucht, um sich zu entspannen - dafür hatte schon der Alkohol gesorgt.
Doch es war eine nervöse Art von Entspanntheit gewesen, sodass er jetzt das Gefühl hatte, er
hätte zu viel und zu viel Unsinn geredet.
Natürlich war über die Arbeit geredet worden, und Nell hatte nicht protestiert, so lange es
interessant war. Sie fand Farmer Watsons Trinkgewohnheiten interessant.
(»Vielleicht trinkt er ja gar nicht. Vielleicht ist er nur süchtig nach starkem Pfefferminz.«)
Sie fand Chief Inspector Lauderdales Ehrgeiz interessant. Und sie fand auch, dass sich die Razzia
in dem Bordell interessant anhörte. Sie wollte wissen, worin denn der Spaß bestände, sich
auspeitschen zu lassen, Windeln angelegt zu bekommen oder mit einer Taucherin in voller Montur zu
schlafen. Rebus gab zu, dass er darauf keine Antwort wußte. »Nuckel mal dran, und dann weißt
du's«, lautete Brian Holmes' Beitrag. Das brachte ihm ein Kissen auf den Kopf ein.
Gegen Viertel nach elf waren Rebus zwei Dinge klar.
Erstens, dass er zu betrunken war, um zu fahren. Und zweitens, selbst wenn er fahren könnte (oder
sich fahren ließe), wüsste er nicht, wohin - Oxford Terrace oder seine eigene Wohnung in
Marchmont? Wo wohnte er dieser Tage eigentlich? Er stellte sich vor, wie er das Auto auf der
Lothian Road parkte, auf halber Strecke zwischen den beiden Adressen, und dort schlief. Doch die
Entscheidung wurde ihm von Nell abgenommen.
»Das Bett im zweiten Zimmer oben ist gemacht. Wir brauchen jemanden, der es einweiht, damit wir
es Gästezimmer nennen können. Warum nicht Sie?«
Ihre
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