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Ecstasy: Drei Romanzen mit chemischen Zusätzen (German Edition)

Ecstasy: Drei Romanzen mit chemischen Zusätzen (German Edition)

Titel: Ecstasy: Drei Romanzen mit chemischen Zusätzen (German Edition)
Autoren: Irvine Welsh
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Royle?

20 Ohne Titel– Erste Fassung
    Seite 156
    Lorraine war dem Earl of Denby gefolgt, den ganzen Weg durch die Stadt bis zu der Opiumhöhle in Limehouse, die er häufig besuchte. In einem alten Kleid und das Gesicht mit einem Schal verhüllt, um von dem Earl nicht erkannt zu werden, sah sie für die Passanten wie ein bescheidenes Dienstmädchen aus. Die Verkleidung erwies sich als gelungen, in einigen Fällen allzu gelungen. Lorraine war wiederholten Belästigungen vonseiten der bunt gemischten Strolche und Tunichtgute ausgesetzt, die nach einer Nacht voller Ausschweifungen durch die dunklen Straßen der Stadt nach Hause gingen.
    Sie wahrte die Contenance und schritt weiter, aber ein besonders hartnäckiges Paar, beide in Uniform, hatte anzügliche Bemerkungen gemacht, und jetzt sprangen sie vor sie und versperrten ihr den Weg.
    – Ich gehe jede Wette ein, dass dieses hübsche Kind Freiwild für ein kleines Sportvergnügen ist, sagte einer der Männer trocken.
    – Und ich glaube, ich kenne das Sportvergnügen, das du im Sinn hast, sagte der andere mit lüsternem Grinsen.
    Lorraine erstarrte. Diese betrunkenen Soldaten hielten sie für eine Straßendirne. Sie hob gerade an zu sprechen, als sie noch jemanden hinter sich gewahr wurde.
    – Ich rate Euch, diese Lady nicht zu belästigen, war eine Stimme zu vernehmen.
    Als Lorraine sich umwandte, sah sie einen hochgewachsenen Mann aus dem Schatten treten.
    – Für wen haltet Ihr Euch?, rief einer der Wüstlinge,– kümmert Euch um Eure eigenen Geschäfte!
    Der Mann blieb ungerührt stehen. Lorraine erkannte das vertraute geringschätzige Kräuseln der Lippen, obwohl die Augen durch den Hut überschattet waren. Als der Mann sich herabließ, das Wort an die jungen Soldaten zu richten, tat er es mit großer Autorität.– Ich habe Eure Saufgelage mitverfolgt, Sirs, und muss Euch sagen, dass Euer betrunkenes Gegröle einen Geschmack am Niederträchtigen beweist, der selbst die aufsässigsten Rekruten aus den Kohlengruben Lancashires beschämen würde!
    Der andere Soldat, der das Auftreten eines Offizierskollegen erkannte, wirkte etwas vorsichtiger.– Und mit wem habe ich die Ehre, Sir?
    – Colonel Marcus Cox, aus dem Hause Cranborough, von den 3 . Sussex Rangers. Und Ihr: Wer ist der Schurke, der die Farben seines Regiments besudelt, indem er eine Dame der Gesellschaft, ein Mündel des Earl of Denby, beleidigt?
    – Ihr wisst es, Sir?, fragte Lorraine überrascht. Ihre Verkleidung war gut genug gewesen, den Earl zu täuschen, der nicht schnell genug von seinen Pflichten in London zu seinem dummen Schaf heimkehren konnte, aber Marcus Cox, genesen und wieder im Vollbesitz seiner geistigen und körperlichen Kräfte, hatte sie nicht täuschen können.
    – Ich bitte um Verzeihung, meine teure Miss Lorraine, sagte der galante junge Colonel und wandte sich wieder den Stutzern zu,– nun, was habt Ihr zu Eurer Entschuldigung vorzubringen?
    – Nun, Madam, bitte tausendfach um Verzeihung … wir hielten Euch für eine …
    – Offensichtlich, sagte Marcus,– und in meiner Eigenschaftals jemand, der selbst in seinem Regiment die Disziplin zu wahren hat, frage ich mich, wie wohl mein lieber Freund, Colonel ›Sandy‹ Alexander, reagieren würde, wenn er erfahren müsste, dass zwei seiner jungen Offiziere ein solch unziemliches Schauspiel von Sittenlosigkeit bieten?
    – Sir … lasst mich meine Verhältnisse erklären … wir werden bald an die Front verlegt, um Boneys Banden zurückzuschlagen. Uns … uns war nicht bewusst, dass die Lady von Stand war. Meine Familie ist nicht vermögend, Sir, mein Offizierspatent bedeutet ihr sehr viel … Ich bitte Euch inständig …, flehte ihn der junge Offizier, der zunächst wie der Arrogantere erschienen war, unverblümt und mit gequältem Gesichtsausdruck, an.
    Lorraine dachte an ihre eigenen Lebensumstände und die Opfer, die ihre Familie gebracht hatte, um sie in die Gesellschaft einzuführen.– Es war meine Schuld, weil ich mich so gekleidet habe, Marcus, ich tat es nur, um unentdeckt unserem geliebten Denby folgen zu können …, schluchzte sie.
    Marcus Cox drehte sich kurz zu Lorraine um, dann blickte er wieder zu den beiden Männern. Er schob seine Unterlippe vor und stützte eine Hand auf die Hüfte, während er sie von oben bis unten musterte.– Ich bin im Grunde kein unduldsamer Mensch, erklärte Cox den beiden jungen Offizieren,– noch bin ich selbst immun gegen die Lockungen eines kleinen Sportvergnügens,
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