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Durst - Roman

Durst - Roman

Titel: Durst - Roman
Autoren: Limmat-Verlag <Zürich>
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dem Queue ein paar Mal vor und zurück, bevor er sie anschlug. Sie prallte mit viel Wucht in eine Gruppe zusammenstehender Zielbälle. Einige rollten in verschiedene Richtungen davon, darunter die schwarze Acht. Faruks Begleiter konnte sie gerade noch am Verschwinden im Schlund des Tisches hindern. Eines war klar, von Billard hatte der Typ keine Ahnung.
    «Hundert, weil du neu bist.»
    Ich zückte die Note und hielt sie Faruk hin. Er wies mit dem Kinn auf seinen Begleiter. Der hatte noch immer den Achterball in der Hand und trat auf mich zu. Nachdem er das Geld entgegengenommen hatte, würgte er an der Kugel herum. Sie hatte ein Gewinde und liess sich öffnen. Er überreichte mir ein durchsichtiges Säckchen mit Gripverschluss. Darin waren ein paar weisse Klümpchen, die aussahen wie Paraffinstücke oder sehr heller Sbrinz, und Spuren von einem öligen Pulver.
    «Guter Stoff», versicherte mir der Bursche.
    Silvan begab sich zum Ausgang des kleinen Hinterzimmers.
    «Faruk, kann ich dich auf ein Bier einladen?»
    Faruk, der sich wieder seinen Kugeln zugewandt hatte, sah mich verständnislos an.
    «Ich möchte dir ein paar Fragen stellen. Für eine Arbeit.»
    Er sah aus, als wollte er im nächsten Moment auf mich losgehen.
    Silvan trat dazwischen: «Er ist Schriftsteller, er schreibt Romane und Porträts von Kunstfiguren.»
    « Kunstfiguren?»
    «Ja, fiktive Personen», mischte ich mich wieder ein. «Aber ich orientier mich an der Wirklichkeit. Meine Aufmerksamkeit gilt interessanten Persönlichkeiten … Ich möchte dich interviewen – anonym, versteht sich.»
    Faruks Gesichtsausdruck blieb skeptisch, aber der Drang, sich zu prügeln, schien fürs Erste unter Kontrolle gebracht.
    «Er ist harmlos, wirklich, ein Künstler eben», versuchte ihn Silvan vollends zu befrieden.
    «Ein Künstler …» Über Faruks brutale Visage huschte ein nachsichtiges Lächeln. «Na gut, du kannst auf mich warten. Ich hab hier noch eine Weile zu tun. Aber danach.»
    Ich setzte mich mit Silvan an einen Tisch. Wir bestellten je eine Stange.
    Die Kellnerin hatte zu tun. Bis auf zwei waren alle Tische besetzt. Fastfood wurde mit Bier, Cola und Eistee nachgespült. Im Fernseher erschien eine Grafik mit den Aufstellungen der Fussballteams. Weltmeisterschaft in Frankreich. Die Squadra Azzurra spielte gegen Chile.
    Ich bedankte mich, als die Kellnerin die Stangen hinstellte, was sie jedoch eisern überhörte. Womöglich fürchtete sie, ich fasste ein Lächeln in Kombination mit ihrer Attraktivität als eindeutiges Angebot auf.
    Bis zum Anpfiff des Spiels verschwanden noch ein Mann und etwas später eine junge Frau im Billardraum.
    Silvan schien etwas auf dem Herzen zu haben. Er fingerte nervös am Bierdeckel herum, bis er ihn in kleine Stücke zerlegt hatte.
    «Soll ich dir was pumpen?»
    Er mimte den Überraschten, wobei er eine Spur Empörung in den unschuldigen Hundeblick legte. Ich hatte mich nie festlegen können, ob ihm dieser Blick bewusst war oder ob er ihn einfach seit seiner frühen Kindheit beibehalten hatte. Aber eigentlich spielte es keine Rolle. Besonders auf Frauen hatte er nichts von seiner Wirkung eingebüsst.
    «Was dann? Hast du Krach mit Beatrice?»
    Nun hatte ich ihn wirklich verärgert. Er trank und ignorierte mich. Ich liess ihn in Ruhe.
    Eine Viertelstunde vor Spielbeginn wurde der Ton zum Bild über die Lautsprecher geschaltet. Beni war guter Laune, und eine prickelnde Spannung kam auf.
    Kurz nachdem die junge Frau das Lokal verlassen hatte, erschien Faruk. Er sah sich im Raum um. Ich hob die rechte Hand. Er nickte mir zu und verabschiedete sich von seinem Begleiter.
    «Nimmst du auch noch ein Bier?», fragte ich Silvan und winkte der Kellnerin. Ich bestellte drei Stangen, aber Silvan lehnte ab.
    «Okay, zwei» an die Kellnerin und zu Silvan: «Was ist?»
    «Ich geh nun.»
    «Gut …»
    Er überwand sich: «Kannst du mir nicht etwas vom Stoff geben?»
    Ich steckte ihm das Säckchen zu. «Geht in Ordnung.»
    «Armer Kerl», sagte Faruk, nachdem Silvan gegangen war.
    Ich sah ihn verblüfft an: «Glaubst du nicht, dass du den falschen Beruf ausübst, um so was zu sagen?»
    «Ich bin im falschen Beruf», sagte Faruk. «Stell dir vor, ich war an der Uni in Prishtina und Belgrad. Aber ich finde hier nichts Entsprechendes.»
    Faruk starrte der Kellnerin auf die Brüste, während sie die Stangen hinstellte.
    Ich prostete ihm zu und nannte meinen Namen. Wir tranken und sahen den Fussballern beim Geldverdienen zu.
    «Welche
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