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Dunkler Wahn

Dunkler Wahn

Titel: Dunkler Wahn
Autoren: Wulf Dorn
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Manchmal können Worte sehr viel mehr bewirken als Taten, und ich war ja jedes Mal dabei, wenn ihn sein Ding verwirrte.« Sie stieß ein schelmisches Kichern aus und zwinkerte Jan zu. »Hat nicht lange gedauert, und es hat ihn nicht mehr verwirrt. Du hättest zehn willige Schönheiten zu ihm in den Raum sperren können, und er hätte immer noch die ersten hundert Nachkommastellen von Pi aufsagen können. Fehlerfrei. In Mathematik war er immer sehr begabt.«
    Sie nahm sein Glied in die Hand und begann es zu reiben. Jan ächzte und wand sich wieder.
    »Und wie sieht es bei dir aus, mein Schatz? Verwirrt dich so etwas? Müssen wir dich davon befreien?«
    Vor dem Haus war das Dröhnen eines Motors zu hören. Scheinwerferlicht fiel von draußen herein. Augenblicklich ließ sie von ihm ab und rannte zum Fenster. Jan hörte das Schlagen von Türen und dann das eines Kofferraumdeckels.

    Danke, lieber Gott oder wer immer das für mich getan hat, danke!
    Doch noch bevor er hoffen konnte, dass die Person vor dem Haus vielleicht zu ihm wollte und ihn retten würde, brummte der Motor erneut auf. Das Scheinwerferlicht wanderte weiter durch den Raum und verschwand.
    Jana wandte sich vom Fenster ab und lehnte sich gegen die Wand.
    »Nicht für uns«, sagte sie geistesabwesend und murmelte etwas, das Jan nicht verstehen konnte. Dabei starrte sie auf einen Punkt, der sich irgendwo unterhalb der Terrakottafliesen befinden musste.
    Schließlich hob sie den Kopf und sah Jan an. Ihr Blick war von einer derartig kalten Entschlossenheit, dass es Jan vorkam, als durchdringe er ihn wie ein Pflock aus purem Eis.
    »Wir müssen uns beeilen.«
    Jan erstarrte, als sie auf ihn zukam.
    Sie wird mich töten. Das Auto hat mich vielleicht vor der Entmannung gerettet, aber jetzt werde ich mein Leben verlieren .
    Wieder ließ sie sich vor ihm nieder, doch diesmal nicht grazil und mit laszivem Lächeln, vielmehr stand eine erschreckend ernste Verbissenheit in ihr Gesicht geschrieben. Eine Verbissenheit, die sagte: Da gibt es etwas zu tun, das keinen weiteren Aufschub mehr duldet .
    Sie packte mit beiden Händen den aufgeschlitzten Stoff seiner Hose und zerriss ihn vollends, dass sein Oberschenkel freilag. Sie erhob sich wieder, sah Jan mit fast schon feierlicher Miene an und nickte.
    »Und jetzt lass uns ineinanderfließen, wenn wir in die andere Welt gehen.«
    Sie spreizte die Beine, und Jan konnte ihre künstliche
haarlose Scham vor sich sehen. Den stark vergrößerten Venushügel, der durch Felix’ angepresste Genitalien zustande kam. Mochte die Latexhaut noch so echt wirken, ausgerechnet die Stelle, die Mann und Frau eindeutig unterscheidet, ließ sich nicht völlig damit verbergen.
    Ein ängstliches Lächeln umspielte Janas Züge, dann drückte sie die Klinge gegen die Innenseite ihres Oberschenkels, hielt den Atem an und zog durch. Die Schneide glitt mühelos durch das Latexgewebe. Sekundenbruchteile später klaffte auch ihre echte Haut auseinander, und dann erreichte die Klinge ihre Schlagader.
    Jan war wie gelähmt, als er das Blut zwischen ihren Beinen spritzen sah. Es kam nicht so viel Blut, wie er im ersten Moment befürchtet hatte, aber es würde genügen, um innerhalb kurzer Zeit zu verbluten, wenn die Wunde nicht abgeschnürt wurde.
    Auch Jana schien von diesem Anblick wie gebannt. Doch dann hob sie den Kopf, und noch immer war da diese eisige Entschlossenheit.
    Jan zuckte und sah sie flehend an. Ihr Gesicht vor ihm verschwand in seinen Tränen. Er wusste, was jetzt kam, und er konnte nichts tun. Er konnte sich winden und gegen den Knebel anschreien, aber es würde ihm nichts nutzen.
    Das also war der Plan, dachte er. Sie wollte sich gemeinsam mit ihm aus dieser Welt verabschieden, und er sollte ihr in eine andere Welt folgen, in der imaginäre Wahnfiguren wie sie eine Existenzberechtigung hatten und das sein konnten, was sie sein wollten.
    »Jetzt du«, flüsterte sie.
    Nein, nein, nein!
    Jan warf sich hin und her. Er riss den Mund auf, versuchte seine Lippen aus dem Klebeband zu befreien. Er
musste mit ihr reden. Wenn er sich schon nicht bewegen konnte, musste er doch wenigstens reden können, oder?
    Sie setzte sich mit weit gespreizten Beinen auf seine Knie. Blut spritzte in seinen Schritt, lief über seinen nackten Schenkel. Es war die grausige Travestie einer Kopulation. Nur dass es dabei nicht um das Geschlechtliche ging, es ging einzig um das Messer und die Entscheidung über Leben und Tod.
    Mit aller Kraft presste Jan die Beine
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