Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dunkle Reise

Dunkle Reise

Titel: Dunkle Reise
Autoren: David Luckett
Vom Netzwerk:
Käfig und schlossen den Deckel. Man konnte es deutlich sehen, und ich erwartete, dass sie ein Tuch oder etwas anderes darüber legen würden. Aber nein. Der Große Wandini trat zurück, führte die ausgestreckten Hände über dem Käfig hin und her…
    Und das Kaninchen begann sich zu verändern. Es war ein gewöhnliches braunes Kaninchen, aber die Farbe seines Fells wurde zusehends dunkler, wie Mahagoni, dann dunkelbraun, bis es schließlich ein vollkommenes Mitternachtsschwarz erreichte; und gleichzeitig hellten seine braunen Augen sich zu einem erstaunlichen Smaragdgrün auf.
    Ein Ausruf wurde laut. Ich kannte Silvus’ Stimme und sah zu ihm hin. Sein Gesicht war weiß und angespannt, die Mundwinkel seiner blutleeren Lippen abwärts gezogen, die Nase gerümpft.
    »Ah.«
    Der befriedigte Seufzer kam aus dem Munde Nathans. Auch er war aufmerksam geworden und beobachtete Silvus. Dann nickte er.
    »Sie hatten Recht, Ser de Reave«, bemerkte er. »Und auch Sie, de Barras. Ich hatte Unrecht, an Ihnen zu zweifeln.«
    Eumas hielt den Kopf gesenkt, Falten des Kummers und der Scham furchten sein Gesicht. Georghe nickte einmal wie ein Mann, der mit einem abgeschlossenen Handel zufrieden ist.
    »Es war das Dunkel«, sagte Silvus mit Entschiedenheit.
    »Vielleicht. Ich glaube nicht«, erwiderte Nathan. Silvus starrte ihn an.
    Nathan lächelte, nickte dem kleinen Zauberer zu. »Ich danke Ihnen. Wir sind zufrieden.«
    Der Große Wandini verbeugte sich.
    Nathan wandte sich wieder zu Silvus. »Ich mache Sie mit Meister Grames bekannt, der als der Große Wandini einen nicht unbedeutenden Ruf genießt. Aber wir können auf diesen Künstlernamen verzichten, da es ihm an Würde ermangelt. Wie Sie sehen können, Ser Silvus, ist auch Meister Grames für Mana sensitiv, wie Sie es nennen. Ich bezweifle nicht, dass Sie viel gemeinsamen Gesprächsstoff haben werden.« Und Nathan lächelte wieder.

KAPITEL 2
    Bis dahin hatte ich nur wenig Erfahrung mit Gefängnissen, und meistens von außen, trotzdem aber verstand ich die wesentlichen Merkmale, und diese sind immer die gleichen. Gefängnisse bleiben Gefängnisse – bloß sind einige besser ausgestattet als andere.
    Dieses zum Beispiel war viel angenehmer als jedes andere, das ich von innen gesehen hatte. Weitaus bequemer als die Zellen im Arrestlokal der Stadtwache, die zugegebenermaßen etwas moderig waren, jedoch bei weitem den Gruben unter dem alten Teil des Palastes vorzuziehen, die ungefähr fünfzig Schuh unter meinem gegenwärtigen Aufenthaltsort lagen. Dort unten neigten die Mahlzeiten dazu, sich selbst zu liefern, aber nur, wenn man sie mit einem Steinbrocken treffen konnte.
    Immerhin gab es fließendes Wasser. Es rann die Wände auf der Seite des alten Burggrabens hinab. Nichtsdestoweniger befand ich mich in einer Gefängniszelle, und Gefängniszellen unterscheiden sich nur graduell voneinander. Nathan konnte jederzeit den Grad verringern, wenn es ihm gefiel.
    Wie die Dinge lagen, bewohnte ich ein bequemes Schlafzimmer in einer Suite. Silvus hatte ein anderes, und zwischen uns gab es ein Wohnzimmer zur gemeinsamen Benutzung, alles sehr zivilisiert. Nathan hatte den Hofmeister hereingerufen und befohlen, uns unterzubringen, wie es sich für Herren von Stand geziemte. Der Hofmeister hatte sich verbeugt und uns gleich hierher geführt, woraus wir schließen konnten, dass die Vorkehrungen bereits alle im Voraus getroffen worden waren.
    Zu den Vorkehrungen gehörten auch die drei Männer der Palastgarde, die für den Fall, dass wir uns verlaufen würden, mitgegangen waren. Zwei von ihnen standen jetzt vor der einzigen Tür, die zum Korridor hinausführte, und alle Fenster öffneten sich auf einen Hof, wo zwei weitere Gardisten standen. Die Fenster waren nicht vergittert, ließen sich aber nur eine Handspanne weit öffnen. Freilich konnte man sie einschlagen und hinausspringen – die Scheiben bestanden aus richtigem Glas –, aber dann würde man nur auf dem Hof landen und sich neben gebrochenen Gliedmaßen eine Menge Ärger einhandeln.
    Es versprach eine kurze Nacht zu werden, und ich hatte das Gefühl, dass ich alle Ruhe brauchen würde, die ich bekommen konnte. Grames und Barras waren mit uns gegangen, Letzterer hatte aber etwas gesagt, worauf der Erstere sich mit der Bemerkung verabschiedet hatte, dass er uns am Morgen wiedersähe. Silvus hatte zu alledem geschwiegen. Er sah grau und alt aus, wünschte mir eine gute Nacht und zog sich in sein eigenes Zimmer zurück, sobald die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher