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Dunkle Reise

Dunkle Reise

Titel: Dunkle Reise
Autoren: David Luckett
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zur Seite riss, rettete mich. Der Stoß schrammte am Helm vorbei. Aber Barras hatte noch andere Kniffe.
    Er drängte sofort nach, rammte seinen Schild gegen meinen, während ich aus dem Gleichgewicht gekommen war, und stellte mir ein Bein, indem er einen Fuß hinter meine Ferse setzte. Ich versuchte gar nicht erst Widerstand zu leisten; ich wankte, und er drängte mit seinem ganzen Gewicht vorwärts – ich würde ohnehin fallen und ihm Gelegenheit zum Gnadenstoß bieten, bevor der Zweikampf richtig begonnen hatte. Ich zog den Kopf ein, und ließ mich rückwärts abrollen, um aus der Bewegung heraus wieder aufzuspringen. Mein plötzliches Zurückweichen überraschte ihn und er stolperte vorwärts und brachte nur einen eiligen, schlecht gezielten Hieb an, der meinen Schildrand traf. Der ausholende Sensenschnitt, den ich im Aufspringen noch in geduckter Haltung gegen seine Knöchel führte, zwang ihn zurückzuspringen, und der Abstand war wiederhergestellt.
    Das Abrollen rückwärts hatte in meiner Seite Schmerzen wiederbelebt, doch fühlte es sich nicht so an, als würde es erneut bluten. Zum ersten Mal nahmen wir in Fechterhaltung einander gegenüber Aufstellung.
    Barras’ Überrumpelungsmanöver hatte unter den Zuschauern da und dort ein »Oh!« ausgelöst, aber jetzt waren sie still geworden. Ich nahm sie ohnehin nur undeutlich am Rande meines Gesichtsfeldes war, und alle miteinander – Silvus, Arienne, Priorin Winterridge – waren nicht mehr als ein undeutlicher Nebengedanke. Ich blickte in die Augen von Georghe Barras, eines Totschlägers von Natur und aus Berufung, und es waren wissende, kühle und durch und durch professionelle Augen eines alten Kriegers. Er würde mich töten, wenn er es konnte, und er glaubte, dass er es konnte.
    So musste es sein. Er hielt mich noch immer für Will Parkin, Silvus’ jungen Zögling und Kumpan, der von Hoppelinmoor zurückgekehrt und bei der Stadtwache untergekrochen war. Einen Neuling, einen Anfänger, einen Jungen. Der bei Silvus Castro, der ein gescheiterter Edelmann war, ein wenig Fechten gelernt hatte. Der nicht wusste, wie es wirklich war, wenn es hart auf hart ging. Barras dachte, er könnte mich erledigen, ohne dass es zu einem regelrechten Kampf käme. Beinahe hätte er Recht behalten.
    Aber ich konterte seinen nächsten Stoß mit einer gleitenden Parade, wartete auf die Bewegung, die er mit seinem Schild machte, und hieb nach dem Gelenk seiner Schwerthand. Er zog sie eilig zurück, und die Parierstange seiner Waffe ächzte und gab unter meiner Klinge nach. Sie prellte seine Hand und er ging zurück.
    Auch er beobachtete meine Augen. Ich ging vorsichtig mit kurzen, schlurfenden Schritten auf ihn zu und er kam mir entgegen und rammte mit Wucht meinen Schild, dann versuchte er sein Glück mit einem Stoß in das Knie, das er getroffen hatte, als wir damals vor langer Zeit am Flussufer gefochten hatten. Aber mein Knie war nicht da; es war sicher hinter der Schildkante, und mein Gegenschlag, aus der Rückhand geführt, biss knapp über dem Ellbogen in den Ärmel seines Kettenhemdes. Das Geflecht brach unter diesem wunderbaren Stahl, und einen Augenblick später, als ich wieder abwehrbereit stand, rann ein Faden hellen Blutes an seinem Schwertarm herab.
    Die Zuschauer flüsterten, aber ich hörte es nur am Rand meiner Wahrnehmung. Er schnaubte und versuchte es wieder, diesmal mit einer Finte, gefolgt von zwei schnellen Hieben. Die Finte sah ernsthaft genug aus, wie es sich für eine Finte gehört, aber der nachfolgende Angriff kam ein wenig aus der tiefen Lage. Ich schlug ihn nieder und konterte mit einem Stoß nach dem vorgestellten Knie. Er wurde durch den Schild blockiert, und ich machte meinen wirklichen Versuch, einen Stoß in mittlerer Lage über den Rand seines Schildes. Er traf ihn über der linken Brustseite, und nur sein Kettenpanzer rettete ihn. Aber eine Prellung musste es gegeben haben. Ein Stoß wie dieser drückte einen Kettenpanzer ein.
    Er atmete jetzt schwer, und ich sah, dass er schwitzte. Auch ich schwitzte, aber mein Atem ging warm und leicht. Das Blut rann ihm am Arm herab. In seinen Augen sah ich jetzt Wachsamkeit.
    Nicht so einfach, wie du dachtest, Georghe? Ich beschrieb einen Bogen um ihn, und er drehte sich mit mir. Ich tat einen Schritt nach links und kam mit einer Finte, aber er ließ sich nicht täuschen. Sein Schild blieb zwischen uns. Also ging ich einfach auf ihn los. Ein Hieb zum Kopf, noch einen, dann auf den Schild. Ich schlug seinen
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