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Duenenmord

Duenenmord

Titel: Duenenmord
Autoren: Katharina Peters
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beeinflussen darf?«, fragte Romy nach.
    »Ja, das könnten wir.«
    »Was ist mit der Kopfwunde? Könnte auch sie, rein tendenziell, nach seinem Tod entstanden sein, zum Beispiel im Zusammenhang mit dem Transport der Leiche?«
    Möller seufzte. »Nun, das kann man durchaus in Betracht ziehen, aber stellen Sie sich darauf ein, dass bei Verletzungen, die kurz nach oder kurz vor dem Tod verursacht wurden, eine genaue Unterscheidung äußerst schwierig zu treffen ist.«
    »Ich verstehe. Buhls Jungs haben Blutspuren im Auto gefunden«, fügte Romy hinzu. »Und es spricht einiges dafür, dass sie vom Opfer stammen.«
    »Wenn sich bei den Analysen herausstellt, dass es sich tatsächlich um das Blut des Opfers handelt, sind Sie einen großen Schritt weiter, nehme ich an.«
    »Diese Schlussfolgerung unterschreibe ich sofort«, meinte Romy. »Noch was, Doktor. Waren Sie gestern dabei, als Michael Sänger seine Frau identifizierte?«
    »Ja, allerdings.«
    »Welchen Eindruck hatten Sie von ihm?«
    »Er war verschlossen, ernst, blass, wirkte sehr mitgenommen,dem Anlass angemessen, würde ich sagen«, beschrieb Möller den Witwer. »Vor der Tür wartete ein Bekannter auf ihn, was ich grundsätzlich sehr begrüße. Es gibt Leute, die eine halbe Stunde nach so einem Termin plötzlich zusammenbrechen und Unterstützung benötigen. Allerdings …«
    »Das war Olaf Leihm, der Mann, den Sie gerade auf den Tisch bekommen haben«, warf Romy ein.
    »Ach du liebe Güte!«
    »Die beiden kannten sich seit vielen Jahren und spielten regelmäßig Schach zusammen, auch gestern Abend. Zumindest waren sie für eine Partie Schach verabredet«, erläuterte sie. »Ist Ihnen vielleicht irgendetwas an den beiden aufgefallen?«
    »Interessante Frage.«
    »Inwiefern?«
    »Nun, wie langjährige Freunde, die sich gut verstehen und mögen, wirkten die beiden, ehrlich gesagt, nicht auf mich.«
    »Ach?« Romy straffte die Schultern. »Können Sie das ein wenig deutlicher beschreiben?«
    »Ich versuche es. Als der Witwer den Raum wieder verließ, blieb die Tür einen Spaltbreit auf, und ich habe ihnen einen Moment nachgesehen, als sie den Flur hinuntergingen«, schilderte Möller. »Sie diskutierten relativ engagiert, ungehalten – so sah es zumindest von weitem aus.«
    »Einen Wortwechsel haben Sie nicht zufällig mitbekommen?«, schob Romy eilig nach.
    »Frau Kommissarin, es ist nicht meine Art …«
    »Natürlich nicht«, wiegelte Romy rasch ab. »Aber wenn ich Ihnen sage, dass ich Sänger des Mordes an seinem Freund verdächtige und jeder Hinweis auf eine Auseinandersetzung dienlich sein könnte, würden Sie Ihre Hellhörigkeit, wenn ich mal so sagen darf, dann nicht ein wenig freundlicher bewerten?«
    »Nette Formulierung«, meinte Möller, und ein Lächelnschwang in seiner Stimme mit. »Dennoch: Einzelne Worte oder gar Sätze drangen nicht bis zu mir, aber Sänger gestikulierte recht … erbost, ja, das könnte ich unterschreiben, und Leihm beschleunigte daraufhin seine Schritte. Ich habe noch gedacht, dass nach einer so schwierigen Aufgabe, wie sie die Identifizierung eines Mordopfers nun mal darstellt, ein Streit eigentlich völlig fehl am Platze ist.«
    Romy ließ Möllers Schilderung eine Weile nachklingen und verabschiedete sich kurz darauf, nicht ohne ein weiteres Mal darauf hinzuweisen, dass sie nicht nur dringend, sondern händeringend auf die Untersuchungsergebnisse wartete, um den Staatsanwalt von weitergehenden Maßnahmen überzeugen zu können.
    »Kommissarin Beccare, ich werde den Tag, an dem Sie mir sagen, dass ich mir Zeit lassen könnte, nicht nur rot im Kalender anstreichen, sondern eine Flasche Sekt öffnen und auf Ihr besonderes Wohl anstoßen! Vielleicht sogar mit Ihnen zusammen?«
    »Ich wusste, dass ich auf Sie zählen kann.« Romy legte lächelnd auf.
    Möller war einer der besten und umgänglichsten Rechtsmediziner, mit denen sie je zu tun gehabt hatte. Und Charme hatte er obendrein. Wenn sie nicht alles täuschte, würde er eine zusätzliche Schicht einlegen. Und dieser Tag war noch lange nicht zu Ende, auch wenn die winterliche Nachmittagssonne bereits den Abend anzukündigen begann. Ein feuerrotes Band hatte sich um den Horizont gelegt.
    Romy öffnete das Fenster und atmete in tiefen Zügen. Moritz, mein Geliebter, ich habe lange nicht mehr an dich gedacht. Ein paar Tage oder Stunden wenigstens, aber du bist doch da, irgendwo. Was sind das für Menschen, die ihre Freunde ermorden, die sich an Kindern vergreifen und der Gewalt
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