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Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition)

Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition)

Titel: Du kannst mich einfach nicht verstehen: Warum Männer und Frauen aneinander vorbeireden (German Edition)
Autoren: Deborah Tannen
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ihren eigenen Gesprächsstil ändern. Gewöhnlich wollen sie ihren Partner zur Reparatur schicken: Sie hätten gern, dass er oder sie sich ändert. Die Änderung des eigenen Gesprächsstils ist gewöhnlich weit weniger ansprechend, weil es nicht nur das Verhalten, sondern auch das Selbstbild betrifft. Daher ist es ein realistischerer Ansatz, wenn wir lernen, die Mitteilungen des anderen zu verstehen und die eigenen Mitteilungen auf eine Art und Weise zu erklären, die der Partner verstehen und akzeptieren kann.
    Ein Verständnis der Genderlekte macht Veränderungen – den Versuch, anders zu sprechen – möglich, wenn wir es wollen. Aber auch wenn niemand sich ändert, verbessert das Verstehen der Genderlekte eine Beziehung. Wenn Menschen sich erst einmal bewusst geworden sind, dass ihre Partner einen anderen Gesprächsstil haben, sind sie eher bereit, Unterschiede zu akzeptieren, ohne sich, ihrem Partner oder der Beziehung die Schuld zu geben. Der größte Fehler ist zu glauben, es gäbe eine richtige Art des Zuhörens, Redens, Sich-Unterhaltens – oder eine richtige Art, eine Beziehung zu führen. Nichts tut mehr weh, als gesagt zu bekommen, unsere Absichten seien schlecht, wenn wir wissen, dass sie gut sind, oder gesagt zu bekommen, wir würden etwas falsch machen, wenn wir wissen, dass wir es einfach nur auf die uns eigene Art und Weise tun.
    Wenn man Stilunterschiede nicht als das erkennt, was sie sind, zieht man Schlüsse über die Persönlichkeit (»Du bist unlogisch«, »Du bist unsicher«, »Du bist ichbezogen«) oder die Intentionen (»Du hörst nie zu«,»Du unterdrückst mich«) des Partners. Wenn Stilunterschiede als solche erkannt werden, nimmt ihnen das den Stachel. Zu glauben »du interessierst dich nicht für mich«, »du liebst mich nicht so, wie ich dich liebe« oder »du willst mir meine Freiheit nehmen«, ist ein grässliches Gefühl. Die Überzeugung, dass »du eine andere Art hast zu zeigen, dass du zuhörst« oder »dass du mich liebst«, ermöglicht es, Verhaltensänderungen zu verlangen oder sie vorzunehmen, ohne dem anderen die Schuld zuzuschieben oder die Schuld auf sich zu nehmen.
    Wenn wir die Unterschiede in dem, was ich Gesprächsstil nenne, verstehen, sind wir vielleicht noch immer nicht in der Lage, die Entstehung von Meinungsverschiedenheiten zu verhindern, aber wir haben eine größere Chance zu vermeiden, dass sie außer Kontrolle geraten. Wenn ernsthafte Kommunikationsversuche in einer Sackgasse enden und ein geliebter Partner irrational und stur zu sein scheint, können die verschiedenen Sprachen, die Männer und Frauen sprechen, die Grundlagen unseres Lebens erschüttern. Zu verstehen, wie der andere redet, ist ein Riesensprung hinweg über den Graben, der die Verständigung zwischen Frauen und Männern so schwierig macht, und ein Riesenschritt hin zur Öffnung von Kommunikationswegen.

Anmerkungen
    Genaue Literaturangaben zu den zitierten wissenschaftlichen Studien finden sich in der Bibliographie. Bei mehreren Artikeln oder Büchern vom selben Autor wird mit einer Anmerkung auf die jeweilige Quelle verwiesen. Bibliographische Hinweise auf sekundäre Quellen wie Zeitungsartikel o. Ä. sind in den Anmerkungen aufgeführt.

Bibliographie
    Anderson, Elaine S. Learning to Speak with Style. Ph. D. Diss., Stanford University, 1977.
    Aries, Elizabeth. »Interaction Pattern and Themes of Male, Female, and Mixed Groups«. Small Group Behavior 7:1. 7–18 (1976).
    Aries, Elizabeth. »Verbal and Nonverbal Behavior in Single-Sex and Mixed Sex-Groups: Are Traditional Sex Roles Changing?« Psychological Reports 51. 127–134 (1982).
    Aries, Elizabeth. »Gender and Communication.« In: Phillip Shaver u. Clyde Hendrick (Hrsg.) Sex and Gender. Newbury Park, CA: Sage, 1987,149–176.
    Baron, Dennis. Grammar and Gender. New Haven, CT: Yale University Press, 1986.
    Bateson, Gregory. Ökologie des Geistes. Frankfurt a. M.: Suhrkamp, 1985.
    Bateson, Mary Catherine. Mit den Augen einer Tochter: Meine Erinnerung an Margaret Mead und Gregory Bateson. Reinbek b. Hamburg: Rowohlt, 1986.
    Becker, A. L. »Attunement: An Essay in Philology and Logophilia.« In: Paul V. Kroskrity (Hrsg.) On the Ethnography of Communication: The Legacy of Sapir, Essays in Honor of Harry Hoijer, 1984. Los Angeles: UCLA Department of Anthropology, 1988, 109–146.
    Beeman, William O. Language, Status, and Power in Iran . Bloomington: Indiana Press, 1986.
    Befu, Harami. »An Ethnography of Dinner Entertainment in Japan.«
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