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Du gehörst zu mir

Du gehörst zu mir

Titel: Du gehörst zu mir
Autoren: Lisa Kleypas
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Gerüchen wie Müll, den verlockenden Duft einer nahen Bäckerei und das heiße Wachs eines Kerzenziehers.
    Am Vormittag hatte Madeline den Ring von Lord Clifton versetzt und die Taschen ihres Kleides waren voller Münzen. Aus Angst vor Taschendieben hatte sie sich fest in ihren einfachen grauen Umhang gewickelt doch niemand war ihr zu nahe getreten. jetzt hatte sie das Capital erreicht, und ihr Abenteuer konnte beginnen.
    Das Theater schien aus vier oder fünf Gebäuden zu bestehen, die unter anderem Werkstätten und Lagerräume beherbergten. Nachdem sie das Hauptgebäude betreten hatte, in dem sich auch die Bühne befand, schlenderte Madeline durch eine Vielzahl von Gängen und Probenräumen. Sie hörte, wie Leute rezitierten, sangen, Instrumente Stimmten und diskutierten, und die Versuchung, einen Blick durch die halb geöffneten Türen zu werfen, war beinahe überwältigend.
    Schließlich gelangte sie in einen riesigen Raum voller alter Möbel, darunter auch ein Tisch, auf dem vertrocknete Käsebrote und Obst standen. Schauspieler und Schauspielerinnen unterschiedlichen Alters hielten sich in diesem Zimmer auf, tranken Tee und diskutierten. Augenscheinlich vertraut mit dem ständigen Kommen und Gehen nahmen sie kaum Notiz von Madeline. Allerdings blieb einer der Botenjungen stehen, blickte sie fragend an und grinste verschmitzt. »Kann ich etwas für Sie tun, Miß?«
    Mit einem Lächeln versuchte sie ihre Nervosität zu überspielen. »Ich suche Mr. Scott.«
    »Oh.« Nachdem er sie neugierig gemustert hatte, deutete er mit einem Kopfnicken auf eine der Türen. »Er hat gerade Probe. Dort hinten befindet sich die Bühne.«
    »Vielen Dank.«
    »Er mag nicht, wenn man ihn während der Proben unterbricht«, riet ihr der junge, als Madeline auf die Bühnentür zuschritt.
    »Oh, ich werde ihn nicht stören«, erwiderte sie fröhlich, während sie mit einer Hand ihren Koffergriff umklammerte und mit der anderen die Tür aufdrückte. Sie bahnte sich einen Weg durch die Kulissen und stand schließlich im rechten Seitenflügel. Dort setzte sie ihren Koffer ab, schlüpfte hinter den grünen Samtvorhang und blickte auf die Bühne.
    Mit seinen 1500 Sitzplätzen war das Capital-Theater ein beeindruckendes Gebäude. Riesige goldfarbige Säulen mit Einlegearbeiten aus smaragdgrünem Glas säumten die Wände. Logen und Sitze waren mit feinstem Samt ausgeschlagen. Kristalllüster reflektierten ihr funkelndes Licht auf die kunstvoll gemalten Deckenfresken.
    Um einen besseren Blick auf die Darsteller zu gewährleisten, war der Bühnenboden leicht abgeschrägt. Die schweren Holzdielen waren von den unzähligen Vorstellungen, von Stiefeln, Schuhen und Kulissen gezeichnet.
    Augenblicklich fand eine Probe statt; zwei Männer schlenderten mit Degen bewaffnet über die Bühne und besprachen die Choreographie einer Fechtszene. Einer der beiden war blond, hellhäutig und hatte die schlanke, biegsame Statur einer Katze. »… bin mir nicht sicher, was Sie wollen …«, sagte er nachdenklich, während er die mit Kautschuk geschützte Spitze seines Degens gegen seinen Schuh schlug.
    Sein Gegenüber antwortete mit der bemerkenswertesten Stimme, die Madeline jemals gehört hatte – dunkel, tief, wohlklingend … der Stimme eines gefallenen Engels. »Was ich will, Stephen, ist, dass Sie Ihrer Darstellung mehr Leidenschaft verleihen. Wenn ich mich nicht irre, haben Sie die Absicht den Mann zu töten, der beinahe Ihre Verlobte verführt hätte. Statt dessen gehen Sie mit dem Degen um wie eine alte Frau mit einer Stricknadel.«
    Fasziniert blickte ihn Madeline an. Logan Scott war größer, als sie gedacht hatte, und charismatischer und …
    einfach alles. Er trug ein schlichtes weißes Oberhemd, dessen Kragenknöpfe, geöffnet waren, und eine enge dunkle Hose, was seine schlanke, durchtrainierte Figur hervorragend zur Geltung brachte. Der von Madeline inspizierte Druck wurde ihm nicht im Entferntesten gerecht … seiner Haarfarbe, einem dunklen Kastanienbraun, dem süffisanten Lächeln seiner wohlgeformten Lippen, seiner frischen rosigen Gesichtshaut.
    Irgendwie wurde seine attraktive Erscheinung durch einen Hauch von Brutalität getrübt … den Eindruck, dass die edle Fassade jeden Augenblick abbröckeln konnte und einen Mann enthüllte, der vor nichts zurückschreckte.
    Verwirrt blinzelte Madeline. Sie hatte Scott für einen bornierten Dandy gehalten, einen unverbesserlichen Schürzenjäger, doch er wirkte weder oberflächlich noch
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