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Draussen

Draussen

Titel: Draussen
Autoren: Lachmann
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in die Küche, um unsere Weingläser zu holen, und setzte sich neben mich. Er reichte mir mein Glas: »Schön, dass du hier bist!« sagte er, und wir stießen an. Dann guckten wir schweigend die Reportage. Ich stand überhaupt nicht auf solche Sendungen. Ich sah sie mir nur an, wenn ich es musste. Und ich begann zu überlegen, ob das jetzt so war. Ob ich das jetzt musste. Eigentlich wollte ich nur weg hier. Nachhause zu Fred und Liller. Und auf jeden Fall Connie anrufen und mich ausheulen. Apropos Connie: Die wollte mich doch anrufen. Mist, die Stunde war bestimmt schon vorbei. Ich musste irgendwie an mein Handy kommen, aber das war in der Tasche in der Küche. »Ich hol mir einen Schluck Wasser«, sagte ich und stand auf. »Das kann ich doch machen!« rief er und war schon auf dem Weg in die Küche. »Na ja, eigentlich wollte ich ja das Gegenteil«, versuchte ich es jetzt. »Das Klo ist links neben dem Eingang!« Also ging ich erstmal aufs Klo. Als ich wieder rauskam, sah ich ihn durch die offene Wohnzimmertür wieder auf dem Sofa sitzen. Ich täuschte an, dass ich auch ins Wohnzimmer wollte, und rief dann, total überrascht: »Oh, ich glaube, mein Handy klingelt! Ich geh mal kurz gucken.« In der Küche hielt ich mir das Handy ans Ohr und sagte laut: »Ach du bist’s! Was ist mit Ralf? Eine andere? Das ist ja schrecklich! Und Magen-Darm? Du Arme!« Ich war mir nicht sicher, ob er mich im Wohnzimmer hören konnte, und so sagte ich mit erhobener Stimme, während ich, immer noch mit dem toten Handy am Ohr, in den Flur ging: »Du, der Empfang ist hier total schlecht, ich geh mal in den Flur.« Er sah vom Fernseher auf. Das lief ja prima. Ich wiederholte: »Magen-Darm? Du Arme! Ja, natürlich komm ich gleich, Connie. Soll ich dir was aus der Nachtapotheke mitbringen?« Mathis war aufgestanden und kam mit fragendem Blick auf mich zu. In dem Moment klingelte mein Handy. Der Ulf-Ton. Ich merkte, wie ich rot wurde, während Mathis mich verstört ansah, und sagte nur doof: »Es klopft jemand an, aber da geh ich jetzt nicht ran.« Im Film hätte jetzt irgendwo eine Wasserkaraffe gestanden, oder wenigstens eine Blumenvase, in der ich mein Handy hätte zum Schweigen bringen können, aber leider waren wir in der Realität. Und es hörte nicht auf zu klingeln. Ulf war eben treu. »Komische Anklopffunktion«, wunderte sich Mathis, was mich wiederum gar nicht wunderte. »Was Ernstes?« fragte er. »Ich, äh, ich muss los. Connie – der Darm, eklig, na, du weißt schon, danke fürs Essen, ich melde dich, äh, mich, ich melde mich, natürlich.« Ich umarmte ihn kurz, tätschelte seinen Rücken und war weg.

    »Eigentlich war das ja ein schöner Abend, ich konnte nur nicht mehr einfach so neben ihm sitzen. Ich hab mich so unwohl gefühlt. Ich kam mir so schäbig vor, so triebgesteuert und gleichzeitig so attraktiv wie Gollum. Echt schlimm.« Wir saßen wieder mal auf Connies Balkon. Sie sah mich nicht an, sondern sah irgendwo in die Ferne. »Tja, triebgesteuert kamst du dir ja wohl nicht nur vor. Das warst du ja wohl auch.« Sie nickte, als wolle sie ihre Aussage bekräftigen. »Aber das finde ich nicht schlimm.« Fügte sie noch hinzu. »ER hat angefangen, mich zu küssen! ICH hätte mich das nie getraut!« – »Aber du wolltest es. Es ist doch eigentlich toll, wenn ein Mann nicht gleich mit einem in die Kiste springt. Er mag dich, du bist ihm zu wichtig, er will nicht, dass du denkst, du seist nur ein Sexobjekt für ihn.« – »DAS ist die romantische Version, die ich gerne hören möchte. Die realistische ist: Er findet mich einfach nicht sexy. Neulich hattest du noch den Verdacht, er wollte nur mit mir in die Kiste. Ich glaube, andersrum wird ein Schuh draus. Wenn ich nicht ich gewesen wäre, sondern was weiß ich, Shakira, wäre er bestimmt über mich hergefallen.« – »Und wenn du nicht du gewesen wärst, sondern Mutter Beimer, hätte er dich bestimmt nicht geküsst. Nee, nee. Wäre, würde, hätte sind grad auf Toilette.« – »Was soll ich denn jetzt tun? Dass ihm schon Küssen zuviel war! Dabei kann ich doch so gut küssen! Oder haben alle Männer in den letzten Jahren das nur vorgetäuscht?« Es schüttelte mich in Gedanken an diese Vorstellung. »Heute machst du gar nichts mehr. Und morgen auch nicht. Gib ihm jetzt echt mal ein bisschen Zeit. Kümmer dich mal um andere Dinge.« – »Hahaha. Nichts leichter als das, sagte Piggeldy zu Frederick«, sagte ich traurig. »Ach so, ich muss unbedingt Micha anrufen. Dem
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