Drakhim - die Drachenkrieger - Trilogie
Prüfend sah er sich um, tastete mit Blicken die Felsen ringsum ab. Alles war still.
Sternglanz konnte es kaum erwarten, aber sie zwang sich zur Geduld. Schattenwanderer hatte recht, blindlings vorzustürmen brachte sie womöglich in Gefahr. Wenn sie nur den dunklen Haufen erkennen könnte!
Langsam näherten sie sich den Pferden, und schlieÃlich stieà Sternglanz hervor: »Es â es ist Goren. Ich erkenne ihn an der schäbigen Rüstung ...«
»Nur ruhig«, warnte Schattenwanderer. »Auf die paar Augenblicke kommt es nicht an.«
»Ich könnte im Schutz meiner Gabe ...«
»Mädchen, reià dich zusammen! Wir wissen nicht, ob nicht Magie gewirkt wurde, die uns in Bann schlägt, wenn wir zu nahe kommen. Da nützt dir deine Gabe auch nichts mehr.« Der Kriegerfürst hielt an. »Keinen Schritt weiter, das gefällt mir nicht. Ich kann die Magie förmlich riechen.«
Sternglanz wollte aufbegehren, aber sie fügte sich. Schattenwanderer sagte die Wahrheit, auch sie konnte es spüren. »Was willst du tun?«
»Mich ein wenig in den Felsen umsehen«, antwortete der Kriegerfürst. Er stieg ab und reichte Sternglanz die Zügel. »Warte hier, bis ich zurück bin oder Entwarnung gebe.«
Da Goren unterhalb der rechten Felswand lag, kletterte Schattenwanderer auf derselben Seite hinauf, mit schnellen, sicheren Bewegungen.
Bald war er aus Sternglanzâ Sicht verschwunden, und sie richtete ihren Blick auf Goren, der reglos dalag. Bitte rühr dich , dachte sie inständig. Beweg dich, zeig mir, dass du noch lebst.
Aber nichts geschah, kein Zucken. Sie konnte auf die Entfernung nicht erkennen, ob er noch atmete. Bange musste sie warten.
Die Sonne schickte nur noch schmale Lichtstreifen in die Schlucht, als Schattenwanderer endlich zurückkehrte. »Ich habe Ruorims Rüstung gefunden«, berichtete er. »Wie es aussieht, hat er nicht überlebt â was immer auch da oben vorgefallen sein mag. Ich konnte keine Spuren eines Kampfes entdecken, Ruorim hatte nicht einmal die Waffe gezogen. Nur Gorens Schwert lag da, doch es ist kein Blut daran.« Er zeigte Sternglanz die Klinge und befestigte sie dann am Sattel.
»Dann-dann können wir jetzt ...«, stammelte sie.
Schattenwanderer nickte. »Ich werde als Erster nach Goren sehen. Kannst du das ertragen?«
Sie straffte ihre Haltung. »Natürlich.«
Er ging zu Fuà voraus, und Sternglanz folgte ihm langsam zu Pferde. Sie beobachtete, wie der Kriegerfürst immer noch genau in die Umgegend sicherte. Die Luft um sie herum schien zu brummen, und die magische Strömung war fast so spürbar wie eine kräftige Brise. Doch es war kein Bann, keine Falle, sondern die Auswirkung von etwas anderem. Was war hier nur geschehen?
Schattenwanderer beugte sich über Goren und drehte ihn um.
»Ist ... ist er ...«, begann Sternglanz zaghaft, voller Furcht vor der Antwort.
»Er lebt«, antwortete er. »Keine äuÃeren Verletzungen. Aber ich weià trotzdem nicht, ob er es schaffen wird. Das hängt allein von seinem Willen ab.«
Sternglanz sprang vom Pferd und lief zu Goren. Sein Gesicht war bleich, tiefer Schmerz und Erschöpfung hatten sich eingegraben. Er lag in unerreichbarer Bewusstlosigkeit. Sternglanz legte die Hand auf seine Stirn und schloss die Augen. »Ich kann sein Herz nicht mehr spüren ...«, wisperte sie. »Seine Magie ... ist fort. Ich kann ihn nicht erreichen ...«
»Vergiss die Magie«, brummte Schattenwanderer. »Halte ihn mit deiner Liebe, Sternglanz, das ist alles, was er braucht.«
»Nyxar können nicht lieben!«, schrie sie auf.
»Nyxar vielleicht nicht«, erwiderte er. »Du aber schon.«
Mit tränenfeuchten Augen blickte sie zu dem Kriegerfürsten auf. »Du ... weiÃt ...«
Er seufzte tief. »Kind«, sagte er nachsichtig, »ich bin Nyxar, doch nicht dumm oder blind. Genausowenig wie alle anderen, die euch beide kennen. Was ihr füreinander empfindet ist so offensichtlich, wie sich ein Schwert von einem Brotmesser unterscheidet.«
Sie errötete tief. »Das war mir nie bewusst«, sagte sie beschämt.
Da tat Schattenwanderer etwas Erstaunliches. Er streckte die Hand aus und strich behutsam eine schwarze Strähne aus ihrer Stirn; eine väterliche Geste. »Seit vielen Jahren«, sagte er ruhig, »erforsche ich das, was die Menschen miteinander verbindet, was
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