Drakhim - die Drachenkrieger - Trilogie
bemächtigen, sobald er zurück ist. Und mit Ruorim nimmt es seinen Anfang.«
Derata rieb sich das Gesicht. »Marela ⦠warum hast du nicht schon früher mit mir darüber gesprochen? Oder mit Vater?«
»Hättest du mir denn geglaubt? Du scheinst mir jetzt noch stark zu zweifeln, obwohl du bereits Ruorims Kind unter dem Herzen trägst. Denkst du, dein Vater würde mir eher Glauben schenken?«
Die junge Frau schüttelte den Kopf. »Nein«, musste sie zugeben. »Nein, wir hätten es als Hirngespinste abgetan. Weil â¦Â«
»⦠ihr die Wahrheit nicht hören wollt . Vor allem konnte ich nichts mit Bestimmtheit sagen, die Zusammenhänge erschlossen sich auch mir erst jetzt. Zuerst dachte ich, Blutfinders Seele wäre nur in dir, aber nun, da du schwanger bist, ist es viel schlimmer gekommen!«Â
In der Kammer wurde es dunkel. Fackeln und Kerzen brannten zwar unverändert, spendeten aber kaum mehr Helligkeit. Das Licht wurde niedergedrückt von Marelas Offenbarungen.
Derata fühlte das Blut in sich rauschen, als die Worte allmählich von ihrem Gehör in ihren Verstand drangen und dort auf Begreifen stieÃen.Â
Die Seherin fuhr fort: »Nach all der langen Zeit ist es Blutfinder endlich gelungen, sich zu manifestieren. Das kann kein Zufall sein, dass es gerade jetzt geschieht, es muss mit den Gefesselten und dem Zerfall des Bundes zusammenhängen. Eine besondere Konstellation, die seine Magie zum Wirken bringt. Vielleicht hatte er genau das beabsichtigt ⦠schlieÃlich war er der gröÃte Magier, der jemals gelebt hat, damals wie heute. Niemand von uns kann wissen, wie weit in die Zukunft er vorausgeplant hat.«
Derata wurde bleich wie Schnee im Mondlicht. Mehr und mehr erkannte sie, was Marela ihr klarzumachen versuchte. Sie sank auf den Stuhl zurück. »Darauf willst du also hinaus«, flüsterte sie. »Du nimmst an, dass der Urvater tatsächlich in meinem Sohn â wiedergeboren werden könnte?«
Marela strich sich mit zitternder Hand eine Strähne aus der schweiÃnassen Stirn. Auch sie war tief erschüttert von der Wahrheit, die nun endlich klar vor ihr lag. »Es spricht alles dafür, Derata«, sagte sie leise. »Ruorim muss gewusst haben, dass eure reinblütige Verbindung, da eure beiden Familien in direkter Linie von dem Urvater abstammen, die nötige Voraussetzung dafür schafft. Du, die beste Kriegerin dieser Zeit, und er, der beste Magier dieser Zeit. Es tut mir leid.«
Drei Nächte später, nach reiflichem Nachdenken, entschloss sich Derata zur Flucht. Marela versuchte es ihr vergeblich auszureden. Sie konnte die junge Frau auch nicht dazu bringen, vorher zu ihrem Vater zu gehen und mit ihm darüber zu sprechen. Die  beiden hatten seit dem Streit nicht mehr miteinander gesprochen, sich nicht einmal mehr gesehen. Die Festung war groà genug, um sich aus dem Weg zu gehen.
»Er hat mich zweimal abgewiesen, Marela«, lehnte Derata ab. »Er hat mich aus seiner Halle gejagt wie einen räudigen Hund. Ich kann ihm das nicht verzeihen.«
»Wenn du ohne Abschied gehst, wirst du es dir selbst nicht verzeihen können«, warnte die Seherin. »Du liebst deinen Vater, und du weiÃt, dass auch er dich liebt.«
»Marela, du bist weise und eine groÃe Seherin, doch hier bist du absolut blind. Er würde mir gar nicht zuhören, und wenn doch, dann bestimmt keinen Glauben Schänken. Es ist in letzter Zeit einfach zu viel vorgefallen, und er ist vernarrt in Ruorim. Vielleicht hat dieser Scharlatan ihn sich ebenso hörig gemacht wie mich in jener Nacht.«
»Aber wo willst du denn hin? Du kannst dein Kind nicht vor seinem Schicksal bewahren, indem du wegläufst!«
Derata nickte. »Das mag sein. Aber ich kann an Orte gehen, wo nicht das Erbe der Väter in jeder Wand lauert, wo ich nicht vom Atem des Drachen umgeben bin. Du selbst zwingst mich dazu, Marela, indem du mir die Verantwortung für den Balg aufbürdest.«
»Es ist auch dein Kind«, sagte Marela leise. »Es wächst in dir heran, wird von deinem Blut genährt, hört deinen Herzschlag. Die Hälfte deines Erbes ist in ihm; liebe wenigstens das, was von dir in ihm ist. Es ist unschuldig, und es wird ein schweres Leben vor sich haben und viele Prüfungen bestehen müssen. Wer weiÃ, vielleicht ist dein Sohn der Schlüssel, die Gefesselten in ihrem Bann zu halten.
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