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Dragons Schwur

Dragons Schwur

Titel: Dragons Schwur
Autoren: P.C. Cast
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zurechtzuzupfen. Dann sprang sie abrupt wieder auf. »Ich – ich sollte dir einschenken, Priesterin«, sagte sie und lächelte die hoch gewachsene, statuenhafte,
reife
Hohepriesterin nervös an.
    Pandeia lachte und zog ihre Hand sanft von der Karaffe weg. »Anastasia, Tochter, setz dich und fasse dich. Ich bin Hohepriesterin, also durchaus fähig, mir selbst und meinen Gästen Wein einzuschenken.«
    Diana küsste ihre Gemahlin sanft auf die Wange, bevor sie Platz nahm. »Du, mein Liebling, bist zu vielen, vielen Dingen fähig.«
    Anastasia sah, wie sich Pandeias Wangen kaum merklich röteten, als das Paar einen intimen Blick tauschte. Ihre eigenen Wangen wurden ebenfalls warm, und sie wandte sich rasch ab. Obwohl sie die vergangenen sechs Jahre im House of Night verbracht hatte, zuerst als Jungvampyr, dann in der Ausbildung zur Priesterin und jetzt als Lehrerin, überraschte es sie noch immer, wie offen man hier mit der Sexualität umging. Sie fragte sich oft, was ihre Mutter von dieser Gesellschaft halten würde, in der Frauen die Macht besaßen. Würde sie es in der stillen, zurückhaltenden Weise akzeptieren, in der sie auch die Wandlung ihrer Tochter akzeptiert hatte? Oder wäre es zu viel für sie, zu schockierend, und würde sie sie verurteilen wie der Rest ihrer Gemeinde?
    »Ist es dir peinlich?«, fragte Diana mit einem Lächeln in der Stimme.
    Anastasia schaute rasch wieder zu ihrer Hohepriesterin und deren Gemahlin. »Du liebe Güte, nein!«, platzte sie heraus und spürte, wie eine flammende Röte ihr ins Gesicht schoss. Sie hörte sich an wie ihre Mutter – und wäre am liebsten unter dem Tisch verschwunden.
    Du bist kein schüchternes Quäkermädchen mehr
, rief sich Anastasia zur Ordnung.
Du bist ein voll gewandelter Vampyr, eine Lehrerin und Priesterin.
Sie hob das Kinn und versuchte, selbstsicher und reif auszusehen.
    Pandeia lächelte gütig und hob eines von drei Kristallgläsern, die sie soeben gefüllt hatte. »Ich möchte einen Toast ausbringen. Auf deinen Erfolg, Anastasia, und die Vollendung deiner ersten beiden Wochen als unsere Lehrerin für Zaubersprüche und Rituale. Mögest du das Tower Grove House of Night ebenso lieben wie wir.« Die Hohepriesterin hob die Hand, schloss die Augen und bewegte lautlos die Lippen. Dann machte sie eine Handbewegung über dem Rosenstrauß, als wollte sie dessen Duft auffangen, und schnippte mit den Fingern in Richtung der drei Gläser. Anastasia beobachtete verwundert, wie der Wein in den Gläsern kreiste und darin einen Moment lang die Form einer vollkommenen Rosenblüte erschien.
    »Oh, Göttin! Der Rosengeist – du hast ihn in unserem Wein beschworen«, platzte Anastasia heraus.
    »Pandeia hat den großen Geist
nicht
heraufbeschworen. Sie hat eine Affinität zum Geist. Unsere Hohepriesterin äußerte eine liebevolle Bitte, um dich zu feiern, junge Anastasia, und die Rose hat sie nur zu gern erfüllt«, erklärte Diana.
    Anastasia stieß einen langen Seufzer aus. »Das alles hier.« Sie hielt inne und betrachtete den Tisch, die beiden Vampyre, ihre zufriedenen Katzen und die erlesene Umgebung. »Ich habe so ein Gefühl, als ob mir jeden Augenblick das Herz aus der Brust springen kann!« Sie zuckte verlegen zusammen. »Verzeiht mir. Ich höre mich an wie ein Kind. Ich meine nur, dass ich dankbar bin, hier zu sein – dankbar, dass ihr mich als eure Lehrerin für dieses House of Night erwählt habt.«
    »Ich verrate dir ein Geheimnis, Anastasia. Pandeias Geistaffinität hat schon bei vielen Vampyren, die viel älter und erfahrener sind als du, solche Gefühle hervorgerufen«, sagte Diana. »Sie waren nur zu blasiert, um es zuzugeben. Mir gefällt deine Ehrlichkeit. Du solltest sie dir bewahren.«
    »Das werde ich versuchen«, sagte Anastasia und trank rasch einen Schluck Wein, während sie Ordnung in ihre Gedanken brachte. Sie überlegte, wie sie Pandeia und Diana erklären sollte, weshalb sie an diesem Abend wirklich gekommen war. Sie bereute jetzt, so rasch getrunken zu haben. Der Wein war natürlich mit Blut versetzt, dessen Kraft durch ihren Körper pulsierte und ihre Nerven mitsamt den übrigen Sinnen reizte.
    »Auch mir gefällt deine Ehrlichkeit«, sagte die Hohepriesterin, während sie einen Schluck trank, der ihr gar nichts auszumachen schien. »Unter anderem deswegen haben wir uns entschieden, den freien Posten mit dir zu besetzen, obwohl du erst zwei Jahre in Zaubersprüchen und Ritualen ausgebildet wurdest. Du solltest wissen, dass das
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