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Drachenwege

Drachenwege

Titel: Drachenwege
Autoren: Anne McCaffrey , Todd McCaffrey
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Kohlenschicht wahrnehmen«, erklärte Kindan. »Ist die Wand mächtiger, sieht er nichts mehr.«
    »Woher weißt du das?«, staunte Toldur.
    »Wir haben es getestet«, erklärte Nuella kurz und bündig. Sie hörte, wie sich Kindan, der neben ihr stand, bewegte. »Was machst du da?«, wollte sie wissen.
    »Ich ziehe meinen Stiefel aus«, antwortete der Junge.
    »Warum? Ist ein Stein darin?«
    »Pass bloß auf, dass es keinen Funkenschlag gibt«, warnte Toldur, als Kindan mit dem Stiefelabsatz gegen die Schienen klopfte, die längs des Stollens verliefen und hinter dem Einsturz weitergingen.
    »Wie weit kann man die Klopfzeichen wohl hören?«, überlegte Nuella.
    »Psst!«, zischte Zenor. »Das Signal überträgt sich den gesamten Schienenstrang lang, und legt man sein Ohr dagegen, nimmt man es bis am hintersten Ende wahr.«
    Kindan hatte eine Frage in Klopfzeichen umgesetzt und presste nun sein Ohr an die Schienen. Gespannt wartete er auf eine Antwort, aber nichts tat sich.
    »Also wirklich«, empörte sich Nuella, als Kindan sich wieder hochrappeln wollte. »Du veranstaltest einen viel zu großen Lärm. Hast du vergessen, dass ich mindestens doppelt so gut höre wie du?«
    »Hörst du vielleicht etwas?« fragte der Junge hoff-

    nungsfroh.
    »Nur dich und deinen Radau«, erwiderte sie. »Sei endlich still!«
    Nuella horchte angestrengt.
    »Acht!«, verkündete sie dann mit einer Stimme, in der eine Mischung aus Nervosität und Begeisterung mitschwang. »Ich höre acht Signale, dann kommt eine lange Pause, danach wird wieder acht Mal geklopft.«
    »Sie leben!«, schrie Renna.
    »Hoffentlich sind es nicht nur Steine, die zu Boden fallen«, meinte Toldur nüchtern.
    »Einen Augenblick, ich schicke eine weitere Botschaft«, erklärte Kindan. »Nuella, heb den Kopf von den Schienen, sonst wirst du noch taub.«
    Kindan kniete abermals nieder und klopfte den Code für das Wort »weit«.
    »Du fragst nach, wie weit die Stelle entfernt ist, an der die Kumpel verschüttet wurden?« Renna war ganz zappelig vor Aufregung. Sie verstand die Klopfsignale, denn Kindan hatte ihr die Trommelsprache beigebracht.
    »Pssst!«, zischte Nuella von neuem und presste ein Ohr gegen die Schienen. Sie wartete. Und wartete.
    »Nichts«, verkündete sie nach einer Weile resigniert.
    »Vielleicht hat gerade niemand gelauscht, als du die Nachricht getrommelt hast«, mutmaßte Cristov, als ihm das beklommene Schweigen, das eintrat, zu lange dauerte. »Versuch es noch mal.«
    Und wieder klopfte Kindan mit dem Stiefelabsatz gegen die Schienen.
    Als er fertig war, ging Nuella wieder auf Lauschpos-ten und wartete. Nach ein paar Minuten steckte sie sich einen Finger in das andere Ohr, um Rennas hektisch geflüstertes »bitte, bitte, bitte« auszusperren.
    »Nichts - nein, wartet! Zehn!«, rief Nuella. »Mir war, als hörte ich >zehn<.« Sie horchte voller Anspannung.

    »Doch, ja, das bedeutet eindeutig >zehn<.«
    »Sie sind noch am Leben!«, frohlockte Zenor.
    »Vermutlich sind hinter dieser Steinlawine acht Kumpel gefangen«, spekulierte Renna. »Falls man die erste Nachricht so deuten kann.«
    »Und der Ort, an dem sie festsitzen, befindet sich zehn Meter tief im Stollen«, ergänzte Toldur. »Also sind sie acht Meter von uns entfernt.«
    »Drei Tage«, murmelte Cristov traurig. Mehr brauchte er nicht zu sagen. Selbst wenn Bergungsmannschaf-ten sich abwechselten und rund um die Uhr schufteten, würde es drei Tage dauern, die acht Meter Gesteins-schutt zu entfernen. Aber der Vorrat an Atemluft reichte für die Bergleute keinen vollen Tag mehr. Wenn sie Pech hatten, wäre er bereits nach einem halben Tag verbraucht.
    »Sag dem Bergwerksmeister Bescheid, was wir herausgefunden haben«, wies Toldur Nuella an.
    »Es muss einen Weg geben, die Kumpel zu befreien«, erklärte Cristov hartnäckig, »So schnell gebe ich mich nicht geschlagen.«
    »Das ganze Training hat uns nichts genützt«, meinte Kindan, der sich plötzlich elend fühlte. »Alles war umsonst. Wir sind so weit gekommen, und jetzt können wir den Verschütteten nicht helfen.« Er wandte sich an Nuella. »Es tut mir Leid, Nuella.« Krampfhaft schluckte er die aufsteigenden Tränen hinunter. »Es tut mir so schrecklich Leid.«
    »Ich für mein Teil gebe nicht auf«, erwiderte das Mädchen. »Und du darfst auch nicht das Handtuch werfen. Du hast so fleißig mit Kisk trainiert, und wir sind bis auf acht Meter an die Kumpel herangerückt. Ich kann und will mich nicht damit abfinden, dass alles
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