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Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg

Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg

Titel: Drachenritter 04 - Der Drache im Krieg
Autoren: Gordon R. Dickson
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um als Baggerschaufeln durchzugehen, sondern sogar den Eindruck erweckten, als könne er damit leicht jeden Bagger selbst hochheben.
    »Wartet!« donnerte der Riese. Oder zumindest war es das, was Jim zu hören glaubte.
    »Ich soll warten?« wiederholte Jim, dem der Schreck noch in den Gliedern steckte. »Worauf...?«
    Dann dämmerte ihm aus seinen früheren Jahren im zwanzigsten Jahrhundert eine Erkenntnis. Damals war er Lehrassistent der englischen Fakultät von Riveroak gewesen, und das, was er gerade gehört hatte, war nicht das Wort > wartet<. Man hatte ihn auf altenglisch angeredet; und was er wirklich gehört hatte, war >Hwaet!<
    Zu dieser Erkenntnis war sein aufgewühlter Verstand nur deshalb fähig, weil dasselbe Wort zufällig das erste in dem altenglischen Gedicht Beowulf war, einem Gedicht, das etwa vierzehnhundert Jahre vor Jims eigener Zeit in seiner eigenen Welt geschrieben worden war.
    Er versuchte sich daran zu erinnern, was >Hwaet!< bedeutete - offensichtlich handelte es sich hier um eine Form des Grußes oder einen Ausruf, um Aufmerksamkeit zu erregen. Aber im Augenblick war er zu erschrocken, um die Reste des Altenglischen, das er früher einmal mühsam erlernt hatte, an die Oberfläche seines Bewußtseins zu befördern. Es war ein Schock, hier in dieser Welt, wo bis zu diesem Zeitpunkt jedes menschliche Wesen und all jene Tiere (einschließlich der Drachen), die ebenfalls unerklärlicherweise redeten, dieselbe Sprache sprachen, so angesprochen zu werden.
    »Es... es tut mir leid«, stammelte er, »aber ich spreche kein...«
    Der Riese fiel ihm ins Wort und bediente sich zu diesem Zweck derselben Sprache wie alle anderen auch.
    »Natürlich!« dröhnte er. »Sind jetzt zweitausend Jahre her, wenn mein Gedächtnis mich nicht im Stich läßt - oder waren es drei? Na, jedenfalls ist viel Zeit vergangen, seit ich das letzte Mal hier war. Kein Wunder, daß die Leute jetzt anders reden. Nein, es ist schon gut, kleiner Mann, ich kann auch so reden wie Ihr kleinen Leute. Einfach so!«
    Er schnippte mit Daumen und Mittelfinger seiner rechten Hand, und es klang, als ginge eine Kanone los.
    Jim schüttelte sich das Klingeln aus den Ohren und platzte mit dem ersten Gedanken heraus, der in seinen immer noch verblüfften Kopf herumspukte. Er blickte von dem umgekehrt pyramidenförmigen Riesen zum See hinüber, der ihm nun tatsächlich vergleichsweise klein erschien.
    »Aber...«, begann er. »Wo kommt Ihr her? Wie seid Ihr hierher...«
    »Habe mich verirrt!« fiel ihm der Riese abermals dröhnend ins Wort. »Viele Jahrhunderte sind ins Land gegangen, seit ich letztmals meine Reise hienieden antrat. Habe zwischen den unterirdischen Wassern dieses Eilands meinen Weg verloren.«
    Jims einziger Gedanke war der, daß der andere sich nun langsam noch mehr wie Beowulf anhörte - aber wie ein übersetzter Beowulf, dem eine Prise altertümlicher Seemannssprache beigemischt war.
    Jetzt, da sie sich auf ein Dutzend Fuß gegenüberstanden, mußte Jim den Hals recken, um zu dem Gesicht des Riesen aufblicken zu können, und sah selbst dann nur einen Teil davon. Deshalb trat er ungefähr zwölf Schritt zurück.
    »Fürchtet Euch nicht!« dröhnte der Riese. »Wisset, daß ich Rrrnlf bin, ein Seeteufel. Nennt mich >Ranulf<, wie Ihr kleinen Leute das bei meinem letzten Besuch hier auch getan habt. Bei allen Sirenen! Genau wie damals will ich Euch und Euresgleichen nicht übel. Es ist ein anderer, den zu finden ich trachte. Bei welchem Namen nennt Ihr Euch, mein Junge?«
    »Ich... ähm...« Jim, der sich um Haaresbreite als >Jim Eckert< vorgestellt hätte, faßte sich gerade noch rechtzeitig. »Ich bin Sir James Eckert, Baron von Malencontri...«
    »Seltsame Namen habt Ihr kleinen Leute!« polterte der Riese. »Na egal. In welcher Richtung liegt das Meer?«
    Jim zeigte nach Westen.
    »Ah«, sagte der Seeteufel zufrieden, »dann habe ich meinen Weg also endlich wiedergefunden.« Seine Redeweise wurde mit jedem Satz alltäglicher. »Von hier aus kann ich mich unterhalb des Bodens bewegen, ohne mich wieder zu verirren. Aber warum habt Ihr dieses Zeug da im Arm - was es auch sein mag?«
    »Blumen für meine Frau«, erklärte Jim ihm.
    »Sie ißt Blumen?« dröhnte Rrrnlf mit verblüfftem Blick.
    »Neiiin...«, sagte Jim, der nicht recht wußte, wie er sein Tun erläutern sollte. »Sie hat sie einfach gerne irgendwo stehen - um sie anzusehen, versteht Ihr.«
    »Warum kommt sie dann nicht selbst her, um sie sich anzusehen?« wollte
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