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Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz

Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz

Titel: Drachenlord-Saga 02 - Drachenherz
Autoren: Joanne Bertin
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Verwandter vergnügt.
    Raven erinnerte sich an die schweren Strafen, die darauf standen, einem Barden den Hals umzudrehen. Dann erinnerte er sich an die Strafen dafür, einen Verwandten umzubringen. Es genügte kaum, um ihn zurückzuhalten. »Danke«, fauchte er.
    »Bist du den ganzen Weg hierhergekommen, nur um noch einmal mit Maurynna zu streiten?« fragte Otter mit gekünstelter Unschuld.
    »Nein«, erwiderte Raven. »Nein, selbstverständlich nicht. Verflucht sollst du sein!« Dann erinnerte er sich tatsächlich an den Grund für seine Reise zum Drachenhort und biß sich besorgt auf die Lippen. Mit einem Blick zu Linden Rathan sagte er: »Drachenlord, ich bin nur als Eskorte hier. Der Mann, den ich hierhergebracht habe, behauptet, daß in Jehanglan ein Echtdrache gefangengehalten wird!«
    »Wie bitte?« rief Otter. Er schüttelte den Kopf. »Junge, du hast deinen Beruf verfehlt – du hättest Barde werden sollen!«
    Linden Rathan riß die Augen auf. »Ein Echtdrache? Das ist unmöglich.«
    Raven schüttelte den Kopf. »Nein, Drachenlord. Es ist wahr. Mein Wort darauf. In Jehanglan wird ein Echtdrache gefangengehalten – und sie versuchen, ihn zu töten.«
    Es geschah nicht häufig, daß die vollständige Saethe – der Rat der Drachenlords – so hastig zusammentrat. Aber die wenigen Worte, die die Herrin spät am vergangenen Abend mit diesem Fremden gesprochen hatte, hatten sie bewogen, die Versammlung einzuberufen und ihren Seelengefährten Kelder auf raschen Flügeln nach Norden zu schicken.
    Die Mitglieder der Saethe kamen nacheinander in die Ratskammer. Jeder warf dem Mann, der zur Linken der Herrin saß, einen neugierigen Blick zu. Sie wußte, was sie sahen – einen offensichtlich kranken Menschen, dessen Haarkranz strähnig um sein bleiches Gesicht hing und der sich ein warmes Tuch um die gebeugten Schultern geschlungen hatte – und sie fragte sich, was die anderen Drachenlords dachten und welche Gerüchte im Umlauf waren.
    Als alle versammelt waren, erhob sich die Herrin und erklärte: »Das hier ist Taren Olmeins, ein Kelnethi, der in Jehanglan Schiffbruch erlitten hat. Er ist in den vergangenen dreißig Jahren dort Sklave gewesen. Aber vor kurzem hat er etwas erfahren, das ihn zu einer Verzweiflungstat veranlaßte: Er ist aus Jehanglan geflohen, um uns die Nachricht von einem großen Unrecht zu bringen, das dort geschieht.«
    Sie wartete darauf, daß das Gemurmel sich wieder legte. Gut – wenn man von der Überraschung sowohl in Mienen als auch Stimmen ausging, hatten sich die Gerüchte bisher noch nicht sonderlich weit verbreitet. Sie fragte sich, was ein gewisser kleiner Drachenlord wohl von der Sache gehört hatte.
    »Und was ist das für ein Unrecht?« fragte Kyralin Sanraelle.
    »Taren, ich denke, es wäre das Beste, wenn Ihr es ihnen selbst erklärtet«, meinte die Herrin.
    Taren nickte, stützte sich auf die Armlehne des Stuhls und kam mühsam auf die Beine. Einen Augenblick lang befürchtete die Herrin, die Anstrengung würde zuviel für ihn sein. Sie streckte eine Hand aus, um ihn zu stützen.
    Er bedachte sie mit einem erstaunlich liebenswerten Lächeln. »Nein, Herrin, macht Euch um mich keine Sorgen. Diese Krankheit und ich sind alte Feinde. Es ist nur eine Schwäche, und es wird mir bald wieder bessergehen. Wenn ich erst sehe, daß der Gerechtigkeit Genüge getan wird.«
    Zustimmendes Murmeln erklang bei Tarens mutigen Worten. Die Herrin sah, wie sich die Mitglieder der Saethe vorbeugten, um der Geschichte dieses unwahrscheinlichen Helden zu lauschen.
    »Wie Eure Herrin Euch bereits mitgeteilt hat, erlitt ich vor vielen Jahren in Jehanglan Schiffbruch und wurde zum Sklaven. Es war ein schweres, grausames Leben, denn mein Herr war kein sanfter Mensch, aber ich wagte es nicht, mich noch einmal auf die Meerenge von Cansunn – die die Jehangli als das Tor des Phönix bezeichnen – hinauszuwagen. Das Leben mochte zwar schwer sein, aber es ist immer noch süß, und ich fürchtete, dieses Gewässer nicht ein zweites Mal lebend überqueren zu können.
    Also lebte ich weiter, so zufrieden ich konnte, und diente als Aufseher einer der Salzminen des kaiserlichen Hofes, für die mein Herr zuständig war. Denn Ihr müßt wissen, daß dort alles Salz dem Phönixherrscher gehört. Jene Minen sind ein beliebter Ort der Strafe für Menschen, die sich die Mißbilligung des Throns zugezogen haben. Die so Bestraften leben häufig nicht lange; die Arbeit ist schwer.
    Auf diese Weise kam eines Tages ein
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