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Drachengasse 13, Band 01: Schrecken über Bondingor (German Edition)

Drachengasse 13, Band 01: Schrecken über Bondingor (German Edition)

Titel: Drachengasse 13, Band 01: Schrecken über Bondingor (German Edition)
Autoren: Bernd Perplies , Christian Humberg
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weiterer Bediensteter.
    Der Junge erklomm die drei breiten Stufen zur Eingangstür und klopfte. Lisehra, das Hausmädchen, hatte kaum geöffnet, als auch schon die markante und befehlsgewohnte Stimme von Tomrins Vater aus dem Inneren erscholl: „Ist das Tomrin ?!“
    „Ja, Herr “ , rief das Mädchen über die Schulter hinweg, während es Tomrin hereinließ.
    „Soll sofort herkommen !“
    Tomrin warf Lisehra einen fragenden Blick zu, doch sie zuckte nur mit den Schultern. Sie wusste auch nicht, was Ritter Ronan von Wiesenstein heute über die Leber gelaufen war. Also straffte er sich und stapfte tapfer den Flur hinunter, um seinen Vater im Kaminzimmer aufzusuchen.
    Das Kaminzimmer war das Herz des Hauses. Schwere, verzierte Holzmöbel beherrschten den Raum, und auf zwei bunten Wandteppichen waren heldenhafte Taten aus der Vergangenheit derer von Wiesenstein verewigt. Hier wurden die gemeinsamen Mahlzeiten eingenommen. Außerdem empfing Tomrins Mutter Tabenna hier Gäste aus Bondingor und manchmal auch von weiter entfernt. Sie war eine Tochter aus gutem Hause, in deren Familie Ronan eingeheiratet hatte. Und schließlich saßen Tomrin und sein Vater hier an vielen Abenden gemeinsam am warmen Kaminfeuer. Dann lauschte der Junge den spannenden Geschichten, die Ronan von Wiesenstein, dem seine Taten den Beinamen Bärenherz eingebracht hatten, aus seiner Zeit als junger, wilder Recke zum Besten gab. Natürlich versäumte er es niemals, seinen Erzählungen eine Moral ans Ende zu stellen. Und er gab auch offen seine früheren Fehler zu, um den Jungen zu ermahnen, diese nicht zu wiederholen.
    Doch Tomrin war zwar ein begeisterter Zuhörer, aber kein besonders gelehriger Schüler. Er zog es vor, seine eigenen Erfahrungen zu machen. Selbst wenn das bedeutete, dass er hin und wieder eine Standpauke oder eine Strafarbeit über sich ergehen lassen musste.
    So wie heute.
    „Tomrin !“ , empfing ihn sein Vater verärgert, kaum dass der Junge im Türrahmen erschienen war. „Komm her !“
    Tomrin gehorchte mit leichtem Widerstreben.
    „Was hast du dir dabei gedacht ?“ , wetterte Ronan von Wiesenstein. „Du hättest Alfert nicht einfach so davonlaufen dürfen. Deine Mutter hatte dich in seine Obhut gegeben. Was, wenn dir etwas passiert wäre ?“
    „Aber Vater, ich habe nur helfen wollen “ , versuchte sich Tomrin zu verteidigen. „Ein junger Zwerg hatte die Geldbörse eines Mädchens gestohlen. Ich musste ihn aufhalten .“ Sein Vater, als Hauptmann der Garde, musste das doch verstehen!
    „Und deshalb bist du einfach so in Richtung Hafenviertel gerannt und dann so lange fortgeblieben ?“ Die Stimme seines Vaters erfüllte das ganze Kaminzimmer und war vermutlich noch in der letzten Ecke des Hauses zu hören. Tomrin konnte sich lebhaft vorstellen, wie Lisehra, Alfert, Isjander und die alte Katrinka in der Küche standen und halb neugierig, halb bang dem Wortwechsel lauschten. „Weißt du, was für eine Gegend das Hafenviertel ist? Dort ist übles Gesindel auf den Straßen unterwegs. Das ist kein Ort für leichtsinnige Jungen aus der Oberstadt. Dir hätte sonst was passieren können, verdammt !“
    „Aber mir ist nichts passiert !“ Jetzt war auch Tomrin ein wenig zornig. Das hatte man also davon, wenn man versuchte, Gutes zu tun. Man wurde angeschrien, dass das Blechgeschirr auf dem Tisch klapperte. „Und nur falls es dich interessiert: Ich habe den Dieb gestellt und dem Mädchen die Geldbörse zurückgebracht. Und ich habe zwei neue Freunde gefunden, Hanissa und Sando. Und Sandos Onkel kennengelernt, einen Zwerg namens Gump, der eine Hafenkneipe hat und viel netter ist als du !“
    Erschrocken hielt Tomrin inne. Das Letzte hatte er eigentlich nicht sagen wollen. Es war ihm so herausgerutscht, und er bereute seine Worte sofort. Aber entschuldigen konnte er sich jetzt auch nicht. Stattdessen funkelte er seinen Vater mit trotziger Miene an.
    Ronan von Wiesenstein wurde bleich. Er presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen, und Tomrin befürchtete schon, sein Vater werde ihn für seine Frechheit schlagen.
    Stattdessen nickte Ronan nur knapp. „Schön. Wenn das so ist, geh doch zu deinen Freunden im Hafenviertel. Aber wenn dir irgendein Halunke ans Leben will, behaupte nicht, ich hätte dich nicht gewarnt .“
    Bevor der Junge etwas erwidern konnte, drehte sich sein Vater um und stapfte zur Tür hinaus. Wenige Herzschläge später fiel die Eingangstür krachend ins Schloss.
    Tomrin ließ sich in einen der
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