Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Drachenflamme: Roman (German Edition)

Drachenflamme: Roman (German Edition)

Titel: Drachenflamme: Roman (German Edition)
Autoren: Naomi Novik
Vom Netzwerk:
der Kommandant des Stützpunktes zu werden, so wage ich zu behaupten, dass Sie vielleicht sogar das Außenministerium übernehmen könnten«, fügte MacArthur hinzu. »Wenn ich es mir recht überlege, wäre das noch passender.«
    »Sie wären besser beraten, Temeraire für diese Aufgabe anzuwerben, wenn er denn geneigt wäre, das Amt zu übernehmen«, sagte Laurence. »Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen, aber: Nein!« Er setzte sein Glas ab. »Bitte richten Sie Ihrer Gattin meine besten Wünsche aus.«
     
    Temeraire döste auf dem Feld hinter dem Haus. Nach einem Monat der Erholung hatte er wieder etwas an Gewicht gewonnen, und die Schuppen seiner Haut begannen langsam, ihren besonderen, schimmernden Glanz zurückzugewinnen. Als er Laurence näher kommen sah, hob er den Kopf und gähnte. »Ist dein Abendessen vorbei? Worüber wollte er denn mit dir sprechen?«
    »Er hat mir die Welt zu Füßen gelegt oder zumindest einen Teil davon, wenn wir den Befehl über den Stützpunkt übernehmen würden«, sagte Laurence, schwang sich empor und hakte sich in die Karabinergurte ein. »Es würde ihm gefallen, aus mir einen Admiral oder einen Minister zu machen. Selbstverständlich hat er mich auch begnadigt. Was immer das vor einem britischen Gericht wert sein mag – ich könnte mir vorstellen, dass das die Strafe eher um zwanzig Jahre verlängern würde.«
    »Das ist aber schon ein freundliches Angebot«, erwiderte Temeraire, und seine Halskrause richtete sich auf. »Bist du wirklich sicher,
dass es dir nicht gefallen würde, ein Minister zu sein?«, erkundigte er sich. »Das ist fast wie ein Lord, oder nicht? Immerhin sprichst du stets von Ihren Lordschaften , wenn du eigentlich die Minister des Königs meinst.«
    »Ganz sicher«, sagte Laurence.
     
    Als sie zurückkehrten, fanden sie auf dem Felsvorsprung den abgesetzten Gouverneur vor, der in ein leises Gespräch mit Rankin vertieft war. Eine kleine Abteilung von Soldaten des Neusüdwales-Korps stand in geringer Entfernung als Eskorte – oder treffender gesagt: als Gefängniswärter – bereit.
    »Wenn ich auch Ihre Weigerung, etwas zu unternehmen, nicht gutheißen kann, bin ich doch froh zu hören, dass Sie nicht vollends zu MacArthurs Rebellion übergelaufen sind«, sagte Macquarie in ernstem Tonfall. »Zusammen mit Kapitän Rankin und den loyalen Offizieren wird die Krone Sie umgehend abziehen wollen. Wenn es uns gelingt, die Allegiance einzuholen, werden wir sie wieder als Transporter nutzen. Was Ihre Strafe angeht, wird es sich bestimmt einrichten lassen, dass Sie die Zeit in Indien verbringen …«
    »Sie werden mir verzeihen, Sir«, unterbrach ihn Laurence, »aber wenn Sie wirklich keine bessere Verwendung für uns haben, als uns über den Ozean in ein Gefangenenlager in Indien zu verschiffen, nur um uns von MacArthurs Überzeugungskraft fernzuhalten, dann muss ich dieses Vergnügen ablehnen.«
    Mit dieser Position konnte sich Macquarie keinesfalls leichten Herzens abfinden. Er protestierte, kommandierte und schmeichelte sogar, soweit es einem Mann mit seinem Sinn für Würde – so verletzt sie auch sein mochte – überhaupt möglich war. Aber Laurence blieb ungerührt, selbst dem letzten, widerwilligen Angebot gegenüber: »Sie sind doch unzufrieden damit, dass Sie sich nicht nützlich machen können, nicht wahr?«, fragte Macquarie. »Es wäre doch gelacht, wenn sich nicht eine ehrenvolle Aufgabe finden ließe. Das ist
ganz bestimmt möglich«, sagte er. »Vielleicht sogar eine, die geeignet wäre, Ihre Begnadigung zu erlauben …«
    »Die Aufgaben, die bisher für uns gefunden wurden, besaßen einen hässlichen Beigeschmack«, entgegnete Laurence, »und ich denke, dass ich die Geduld meiner Vorgesetzten nicht weiter strapazieren will.«
    »Laurence«, setzte Temeraire vorsichtig an, nachdem Macquarie entmutigt davongestapft war. »Nicht, dass es mir etwas ausmachen würde. Mich verlangt es ebenso wenig wie dich danach, etwas mit der Regierung und ihren Befehlen zu schaffen zu haben. Aber bist du wirklich sicher, dass es dir nicht gefallen würde, in den Krieg zurückzukehren, wenn man uns vielleicht haben will?«
    Einen Moment schwieg Laurence und horchte darauf, ob sich sein Pflichtgefühl zu Wort melden würde, doch es blieb still. Man würde sie nicht bitten, England oder die Freiheit zu verteidigen oder aus irgendeinem anderen Grund zu dienen, der es wert gewesen wäre. Es würde nur erneut bedeuten, bei der einen oder anderen niederträchtigen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher