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Dr. Silberfisch in gemeiner Mission

Dr. Silberfisch in gemeiner Mission

Titel: Dr. Silberfisch in gemeiner Mission
Autoren: Harald Tonollo
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möglich sein«, meinte Palme.
    »Wir sollten dich lieber frei fliegen lassen. Dann wärst du das erste Mädchen im Weltall und würdest bestimmt in die Geschichtsbücher eingehen.«
    »Leider komme ich gerade nicht an meine Schuhe«, erwiderte Polly trocken. »Sonst würde ich dir …«
    »Was ohne Frage ein sehr großer Vorteil für uns ist«, unterbrach Pampe sie grinsend. »Warum sollten wir dich also runterholen?«
    »Du hast wirklich fiese Brüder, Polly«, bedauerte Pit seine Freundin. »Aber ich glaube, es ist eigentlich ganz einfach, dich wieder auf den Boden zu bringen …«

Aus Spaß wird Ernst
     
    Pit lief in den Garten, wo Debilius normalerweise seinen zweiten Vormittagsschlaf abhielt. Debilius war der junge und nicht besonders helle Großcousin von Prospera Rottentodd.
    Nach einigem Suchen entdeckte Pit Debilius im Schatten des alten Schuppens, in dem Maden und Blutegel für Karlas Spezialrezepte gezüchtet wurden. Debilius lag in den wuchernden Brennnesseln und döste selig vor sich hin.

     
    »Hey, Debilius, aufwachen!«, rief Pit.
    Langsam öffnete Prosperas Großcousin sein linkes Auge und fragte gequält:

     
    »Was gibt’s denn? Ich mache gerade Pause.«
    »Dein ganzes Leben ist eine einzige Pause«, lachte Pit. »Du musst mir nur sagen, wo ich ein Seil finde, dann kannst du weiterschlafen.«
    »Hm …« Debilius schloss sein linkes Auge wieder und begann, angestrengt nachzudenken. Dann hatte er einen Einfall und setzte sich umständlich auf. »Hm …«
    »Und?«, fragte Pit ungeduldig.
    »Ich dachte … aber nein, da ist kein Seil.« Debilius legte sich wieder hin.
    »Was ist?«
    »Wir haben kein Seil, wär mir sonst bestimmt schon mal aufgefallen.«
    »Das kann nicht sein. Denk nach, Debilius! Es ist wirklich wichtig!«
    Debilius strengte erneut seine grauen Zellen an. »Nein, wir haben kein Seil«, sagte er schließlich, »aber ich könnte dir eins basteln.«
    »Ein Seil
basteln
?«, staunte Pit.
    »Aus Brennnesseln«, schlug Debilius vor.
    »Was?«
    »Also aus den Stielen der Brennnesseln, meine ich. Man muss mehrere flechten wie einen Zopf und die Zöpfe dann fest aneinanderknoten. Hab ich mal irgendwo gesehen. Das war ein gutes Seil.«
    Nachdenklich kratzte sich Pit am Kinn. »Okay! Wenn du das kannst …«
    Debilius setzte sich auf, riss einen Haufen Brennnesseln aus und entfernte die Blätter. Dann flocht und verknotete er die Stiele miteinander, als hätte er nie etwas anderes gemacht. Nach noch nicht mal einer Viertelstunde übergab er Pit schließlich ein etwa zwei Meter langes, reißfest wirkendes Seil.
    »Na«, sagte Debilius stolz. »Hab ich dir zu viel versprochen?«
    »Jedenfalls zwirbelt es nicht an den Fingern.«
    »Nur die Blätter brennen auf der Haut«, sagte Debilius grinsend. »Und
die
behalte ich für mich.«
    »Na ja, einen Versuch ist es wert.« Pit betrachtete zweifelnd Debilius’ Seil, dann hob er den Blick, um sich zu bedanken. Aber Prosperas Großcousin war schon wieder eingedöst.
    Doktor Silberfisch versuchte, sich im Stillen einen Reim auf alles zu machen, was er in der letzten halben Stunde bei dieser merkwürdigen Familie erlebt hatte. Doch wie er es auch drehte und wendete, es ergab keinen Sinn. Nachdem die dicke Köchin wieder in ihre Küche verschwunden war, um neueMedizin zu brauen, und Pit mit irgendeiner Idee das Zimmer verlassen hatte, entschied Doktor Silberfisch, sich unauffällig in dem alten Haus der Rottentodds umzuschauen.
    »Ähm …«, räusperte er sich, »ich müsste einmal …«
    Pampe und Palme blickten von ihrer Schwester, die immer noch an der Decke klebte, zu dem Arzt.
    »Was müssten Sie einmal?«, fragte Pampe.
    »Nun ja, die hiesige Toilette benutzen«, antwortete Doktor Silberfisch, der es nicht gewohnt war zu lügen und deswegen etwas rot im Gesicht wurde.
    »Das sieht man«, grinste Pampe. »Es ist wohl ziemlich dringend. Zweite Tür links!«
    Der Doktor bedankte sich, verließ eilig das Zimmer und blieb unentschlossen im Flur stehen. Nach kurzem Überlegen entschied er dann, tatsächlich zuerst das Badezimmer aufzusuchen. Vielleicht fand er dort schon weitere Hinweise auf das ungewöhnliche Leben dieser Familie. Er drückte die Klinke herunter, öffnete die Tür und … wäre um ein Haar in Ohnmacht gefallen.
    Pit hastete die Treppe hinauf in Pollys Zimmer. Dabei schwang er das Brennnesselseil wie eine Peitsche durch die Luft.
    »Gute Nachrichten, Polly! Hiermit holen wir dich jetzt runter.«
    »Was ist das?«, fragte
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