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Donnerstags im Park - Roman

Donnerstags im Park - Roman

Titel: Donnerstags im Park - Roman
Autoren: Hilary Boyd
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noch klein, Dylan. Du musst Rücksicht auf sie nehmen.«
    Der Junge runzelte die Stirn. Wie hübsch er war mit seiner goldenen Haut und den leuchtenden, wassergrünen Augen, dachte Jeanie.
    »Spiel mit ihr«, riet der Mann ihm. »Dir bricht schon kein Zacken aus der Krone.«
    Dylan stapfte davon, den Ball fest gegen die Brust gedrückt.
    »Was für ein hübsches Kind.«
    Der Mann nickte stolz. »Wie Ihre Enkelin.«
    Er hatte recht. Ellie kam hauptsächlich nach ihrer blonden, entschlussfreudigen Mutter und hatte dazu Georges große braune Augen geerbt.
    »Ich muss los.« Jeanie rief ihre Enkelin.
    »Vielleicht sehen wir uns wieder«, meinte der Mann.
    »Möglich.«
    »Ich komme jeden Donnerstag mit Dylan hierher. Meine Tochter arbeitet, und die Babysitterin muss donnerstags immer zur Chemotherapie ins Krankenhaus – sie hatte Brustkrebs.«
    »Ach … Ich hoffe, es geht ihr wieder gut«, murmelte Jeanie höflich.
    »Es gibt mir Gelegenheit, Dylan zu sehen«, erklärte der Mann. »Tut mir leid, das klingt herzlos. Natürlich soll das nicht heißen, dass ich mich über ihren Brustkrebs freue …«
    »Nein, nein.« Jeanie musste über seine Verlegenheit lachen. »Tja, dann …« Jeanie fing ihre Enkelin ein, um dem Mann weitere Peinlichkeiten zu ersparen.

3
    Jeanie hob die Tomaten-Basilikum-Sauce unter die heißen Penne und gab alles in eine große blaue Tonschale. Es war still in der Küche; die Sonne beschien golden den Garten jenseits der Terrassentür. Dies war ihr Lieblingsraum, in dem sie die meiste Zeit verbrachten. Jeanie empfand das georgianische Haus als abweisend und trist, und obwohl die Zimmer hohe Decken hatten und gut geschnitten waren, wirkten sie düster. Aber die Küche ging nach Süden und war, seit sie die Terrassentüren hatten einbauen lassen, lichtdurchflutet. George hatte bei der Renovierung einen Aga-Herd gewollt, Jeanie jedoch auf einem modernen Gasofen von Bosch sowie freundlichen Terrakottafliesen bestanden, die das langweilige Linoleum ersetzten. Nun war die Küche hell und sauber; die Anrichte mit der Glasfront war blau gestrichen, die Farbe wurde an den Simsen und der Tür wieder aufgenommen.
    George erschien Jeanie seit seiner Rückkehr vom Golfplatz ziemlich nachdenklich. Er saß schweigend am Küchentisch, ein Glas Rotwein in der Hand, und wippte leicht mit dem Fuß. Eine Ausgabe der Zeitschrift Time lag ungelesen vor ihm.
    »Warum bist du so spät heimgekommen?«, fragte er.
    Jetzt geht das wieder los , dachte Jeanie.
    »Ich habe einen neuen Biosalatproduzenten in Potter’s Bar getroffen. Das hatte ich dir gesagt.«
    »Um zwei. Das kann doch keine fünf Stunden gedauert haben.«
    Ihr Mann musterte sie eindringlich, als wollte er auf den Grund ihrer Seele blicken. Die Spannung war fast mit Händen zu greifen.
    »Hinterher bin ich zurück in den Laden, weil ich noch einiges erledigen musste.« Sie knallte die Schale mit den Nudeln unnötig laut auf den Tisch.
    »Und wann bist du wieder im Laden gewesen?«
    »Hör auf damit, George, bitte.«
    Sie ertappte sich immer wieder dabei, wie sie ganz automatisch auf Georges lächerliche Kontrollversuche reagierte und erst nach einer Weile merkte, dass sie seine Ängste durch ihre Antworten schürte.
    »Womit aufhören? Ich hab dich bloß nach deinem Tag gefragt. Erwartet man das nicht von einem Ehemann?«
    Als er tief Luft holte, wusste Jeanie, dass die Befragung fürs Erste vorbei war. Jetzt würde er versuchen, sich zu beherrschen.
    »Wie war’s beim Golf?«, erkundigte sie sich und legte ein Stück frischen Parmesan aus ihrem Laden auf den Tisch. George kannte normalerweise fast kein anderes Thema als Golf und unterhielt sie mit Anekdoten über seinen Donnerstagspartner Danny. Dieser hatte, falls man George glauben konnte, mehr Freude am Schummeln als am Spiel selbst.
    Doch George schob nur die Brille hoch und nahm den Servierlöffel, den seine Frau ihm reichte.
    »Ach … Ganz okay. Danny hat wie üblich gewonnen.«
    »Und?« Jeanie rieb etwas Käse über ihre Pasta.
    »Jeanie.« Er schwieg kurz und legte die Hände flach neben seinem Teller auf den Tisch, die Daumen an der rauen Unterseite. »Ich habe nachgedacht …«
    Jeanie wartete stirnrunzelnd.
    »Raus mit der Sprache«, forderte sie ihn auf, als ihr Mann nicht weitersprach. »Du machst mich nervös.«
    »Ich denke schon eine Weile darüber nach, und nun, wo du im nächsten Monat sechzig wirst, scheint mir der richtige Zeitpunkt zu sein.« Wieder verstummte er.
    Jeanies Puls
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