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Dollars

Dollars

Titel: Dollars
Autoren: Gerben Hellinga
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Essen zu mir?«
    »Gern.«
    »Hast du deine schönen Anzüge noch?« Sie blickte mit ironischem Grinsen auf die für mich einigermaßen unüblichen Klamotten.
    »Die sind in Amsterdam, hoffe ich.«
    »Dann schmeiß dich morgen in Schale. Ich habe eine tolle Wohnung. Wir trinken erst was, dann mache ich uns was Feines zu essen und dann...«, sie zog geziert die Nase hoch, »...sehen wir weiter.«
    Ich grinste. »Wo?«
    »Herman Heijermansweg. Ich wohne zur Untermiete, aber ganzschick. Meine Hauswirtin ist ziemlich spleenig.« Sie gab mir Adresse und Telefonnummer und erschrak plötzlich. »Ich muß weitermachen, Schatz«, sagte sie, während sie ihre Zigarette ausdrückte, »die Flasche kannst du mitnehmen.« Wir erhoben uns gleichzeitig und stießen in der kleinen Zelle zusammen. Ich hatte kurz Tuchfühlung mit ihrem straffen Körper während ihr Mund höchstens einen Dezimeter von meinem entfernt war. Mir wurde ganz heiß, und ich versuchte, mich auf eine Fliege zu konzentrieren, die hinter ihrem Kopf auf der Stahlwand herumkrabbelte.
    »Wo wirst du wohnen, Sid?« Sie schien die Situation weniger prekär zu finden als ich.
    »Fürs erste habe ich ein Zimmer im Hotel Rex an der Leidsegracht reserviert.«
    Sie nickte. Dann nahm sie unvermittelt meinen Kopf zwischen ihre Hände und küßte mich lange. »Fein, daß du wieder da bist, Sid«, sagte sie anschließend, drehte sich um und verschwand rasch in die Kabine. Ich nahm die Cognacflasche und mein Glas und ging hinter ihr her zu meinem Sitz zurück. Der Italiener tat, als schliefe er, aber in Wahrheit schielte er wieder zu mir herüber. Ich goß das Glas voll und bot es ihm höflich an. Erschrocken gab er einen lauten Schnarcher von sich. Die Mannequins sahen sich verwundert um. Ich prostete ihnen gönnerhaft zu und leerte das Glas in einem Zug. Sie mußten ein ganz klein wenig lächeln.
     
    Sogar in Amsterdam war schönes Wetter. Von oben blendete Schiphol geradezu in der strahlenden Nachmittagssonne.
    Um Punkt vier Uhr kam das Flugzeug auf der Landebahn zum Stehen. Es war windstill und schläfrig ruhig. Auf der Treppe verabschiedete ich mich von Jeanette. Sie nickte mir genauso unpersönlich zu wie den anderen Passagieren, das gehörteoffenbar zum Berufskodex. Ich zwinkerte ihr zu und formte mit den Lippen ein lautloses »bis morgen«, doch sie zeigte keinerlei Regung, und ich kam mir blöd vor.
    Die reizende rothaarige Stewardess, die neben ihr stand, hatte es leider gesehen. Sie schmunzelte leise und machte es damit noch unangenehmer. Ich verließ das Flugzeug ohne eine Abschiedsgeste an sie. Diesmal wäre ich rot geworden – wenn das überhaupt noch gegangen wäre.
     
    Der dicke Ordnungshüter an der Paßkontrolle studierte meinen Ausweis sehr eingehend, sah mich darauf prüfend an, schlug dann ein blaues Buch auf und suchte etwas darin. Es dauerte ziemlich lange. Die Leute hinter mir wurden ungeduldig und ließen erkennen, daß sie mich schon die ganze Zeit des Diamantenschmuggels oder dergleichen verdächtigt hatten. Aber schließlich nickte der dicke Bulle zufrieden. Ich wußte genau, was er in seinem Zauberbuch gefunden hatte. Ich hätte es ihm auch gleich selbst erzählen können, aber wer tut das schon.
    J. STEFAN. J. für JORIS. Alias Sid. Zweieinhalb Jahre wegen Totschlags. Hat nach vorzeitiger Entlassung ohne Genehmigung das Land verlassen. Er machte eine Notiz und nickte mir, da sein gutes Gedächtnis ihn höchst zufrieden stimmte, wohlwollend zu.
    »Sie kommen aus Schweden ...«, er zögerte kurz, »... Herr Stefan?«
    »Das sehen Sie ganz richtig.«
    Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Sein Grinsen wurde säuerlicher. »Was haben Sie dort gemacht?«
    »Holz gehackt.«
    Er schaute erstaunt von meinem Paß auf, in dem als Beruf Texter angegeben war. »Wie lange wollen Sie diesmal in den Niederlandenbleiben?« Als kehrte Lucky Luciano nach Italien zurück!
    »Solange es mir gefällt.«
    »Haben Sie Geld bei sich?«
    »Aber gewiß.« Ich sagte das so geschwollen, weil ich aus Erfahrung wußte, daß sie dagegen allergisch waren.
    Das Grinsen in seinem großporigen Gesicht war inzwischen schmal wie ein Strich geworden. »Wieviel?«
    »Das geht Sie gar nichts an«, sagte ich mit zu schriller Stimme, trat von einem Bein auf das andere und ruderte vermeintlich hilflos mit den Armen.
    »Antworten Sie, sonst muß ich Sie leider separat verhören.«
    Mit einem Mal zitterten mir die Knie. Ich preßte die Nägel in die Handballen und biß die Zähne
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