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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1
Autoren: Unknown
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meine Familie zu Besuch, und da war es mir schon viel leichter im Kopf - wozu beigetragen hatte, daß ich Mercer (er war das, was meine Psychologie-Professorin vom College einen »interessierten Außenseiter« nannte) mein Herz hatte ausschütten können, doch einen großen Einfluß auf meine Stimmung hatte auch ein spätnachmittäglicher Besuch von Dr. Arroway. Er war außer sich vor Entrüstung und schlug vor, das nächstemal einfach mit einer Motorsäge das gottverdammte Bein abzuschneiden, um uns allen eine Menge Zeit und Geld zu ersparen… aber er informierte mich gleichzeitig darüber (sehr widerwillig, glaube ich), daß kein dauernder Schaden zurückbleiben würde. Glaubte er. Er warnte mich aber, daß ich meine Chance, am Boston Marathonlauf teilzunehmen, keineswegs verbessert hätte, und verabschiedete sich.
    Und so wurde der Familienbesuch doch noch eine heitere Angelegenheit - was vorwiegend Ellie zu verdanken war, die ununterbrochen von ihrem bevorstehenden epochalem Ereignis quasselte, ihrer ersten Verabredung. Ein pickeliger Fettkloß namens Branden Hurling hatte sie zum Rollschuhlaufen eingeladen. Mein Dad würde sie mit dem Wagen hinfahren.
    Meine Mutter und mein Vater unterstützten wohlwollend Ellies Gebrabbel; aber meine Mutter warf meinem Dad immer wieder mahnende >Denk-dran<-Blicke zu, und er blieb noch im Zimmer, nachdem Mom mit Elaine hinausgegangen war.
    »Was ist passiert?« fragte er mich. »Leigh erzählte ihrem Vater eine verrückte Geschichte von Autos, die sich selbst bewegen, und von kleinen Mädchen, die tot waren und doch nicht tot und was weiß ich nicht alles. Leighs Vater ist ziemlich aufgebracht.«
    Ich nickte. Ich war müde, aber ich wollte nicht, daß Leigh wegen dieser Geschichte mit ihren Eltern auch noch Ärger bekam - oder daß sie glaubten, ihre Tochter lüge oder sei total ausgenippt. Wenn sie mir Schützenhilfe bei Mercer geben würde, mußte ich ihr bei ihren Eltern helfen.
    »Okay«, sagte ich. »Es ist eine ziemlich wilde Geschichte.
    Willst du Mom und Ellie zu einem Drink schicken oder so etwas Ähnliches? Oder am besten wäre es, du würdest sie gleich ins Kino schicken.«
    »Ist sie so lang?«
    »Ja. Sie ist so lang.«
    Er sah mich mit besorgten Augen an. »Okay«, sagte er.
    Kurz darauf erzählte ich meine Geschichte ein zweitesmal.
    Und nun habe ich sie zum drittenmal erzählt; aller guten Dinge, so sagt man ja, sind drei.
    Ruhe in Frieden, Arnie. Ich liebe dich, Mann.

    Epilog
    Ich glaube, wenn das eine erfundene Geschichte wäre, würde ich sie mit der Schilderung enden lassen, wie der Ritter mit dem gebrochenen Bein in Darnells Werkstatt um seine schöne Dame warb und sie für sich gewann… das schöne Fräulein mit dem pinkfarbenen Nylontuch und den nordischen Wangenknochen. Aber so, so war es nicht. Leigh Cabot ist heute Leigh Ackerman; und sie lebt in Taos, New Mexico, und ist mit einem Techniker von der IBM-Kundendienst-Betreuung verheiratet.
    In ihrer Freizeit verkauft sie Haushaltsartikel. Sie hat zwei Töchter, eineiige Zwillinge, und deshalb vermute ich, daß sie gar nicht so viel Freizeit hat. Ich nehme zuweilen Anteil an ihrem Leben, denn meine Zuneigung für die Dame ist nie ganz erloschen. Wir tauschen zu Weihnachten Karten aus, und ich schicke ihr auch eine Karte zum Geburtstag, weil sie meinen ebenfalls nie vergißt. Manchmal scheint alles viel länger zurückzuliegen als nur vier Jahre.
    Was ist mit uns geschehen? Ich weiß es nicht genau. Wir gingen zwei Jahre lang zusammen, schliefen zusammen (sehr zufriedenstellend), studierten zusammen (Drew-Universität) und waren gute Freunde. Ihr Vater verlor kein Wort mehr über unsere verrückte Geschichte, nachdem mein Vater ein Gespräch unter vier Augen mit ihm hatte; obwohl er mich danach immer noch als nicht ganz geheuer betrachtete. Ich glaube, daß er und Mrs. Cabot sehr erleichtert waren, als Leigh und ich getrennte Wege gingen.
    Ich spürte es, daß wir anfingen, uns auseinanderzuleben, und es tat mir weh - es tat sogar sehr weh. Ich hatte Sehnsucht nach ihr auf eine Art, wie man eine Substanz begehrt, nach der man kein körperliches Verlangen mehr verspürt wie nach Bonbons, Tabak und Coca Cola. Ich trug ihre Fackel hoch, aber ich fürchte, ich trug sie zu ungeschickt und ließ sie dann mit einer fast unziemlichen Hast wieder fallen.
    Und vielleicht weiß ich doch, was passierte. Was damals am Abend in Darnells Werkstätte geschah, war ein Geheimnis zwischen uns, und selbstverständlich
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