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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1
Autoren: Unknown
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war zu schwach und zu fertig, um sie noch aufhalten zu können. Ich hatte nicht verhindern können, daß sie ihn umbrachten. Nicht bei diesem letzten Mal, wo es wirklich zählte. Andere hatte ich vielleicht retten können, aber nicht Arnie.
    »Erzähl mir, was passiert ist«, sagte Mercer. Er legte sein Taschenbuch auf das Nachttischchen und beugte sich vor.
    »Erzähl mir alles, was du weißt, Dennis. Von Anfang an.«
    »Was hat Ihnen Leigh erzählt?« fragte ich. »Und wie geht es ihr?«
    »Sie hat die Nacht von Freitag auf Samstag hier im Krankenhaus unter Beobachtung verbracht«, erwiderte Mercer. »Sie hatte eine Gehirnerschütterung und eine Platzwunde in der Kopfhaut, die mit mindestens zwölf Stichen genäht werden mußte. Aber sie hat keine Verletzungen im Gesicht. Sie hatte Glück. Sie ist ein sehr hübsches Mädchen.«
    »Sie ist mehr als das«, sagte ich. »Sie ist schön.«
    »Sie will nichts sagen«, fuhr Mercer fort, und ein widerwilliges Grinsen - ein Zeichen der Anerkennung, glaube ich -
    brachte sein Gesicht in eine Schräglage. »Weder zu mir noch zu ihrem Vater. Er ist - wie soll ich sagen - hochgradig sauer über diese Geschichte. Sie sagt, es wäre ausschließlich deine Entscheidung, ob und wann darüber geredet wird.« Erbetrachtete mich nachdenklich. »Weil, wie sie sagt, du es gewesen bist, der allem ein Ende setzte.«
    »Es ist keine Glanzleistung gewesen«, murmelte ich. Noch versuchte ich mich mit der Vorstellung abzufinden, daß Arnie möglicherweise tot war. Es war unmöglich, nicht wahr? Mit zwölf waren wir gemeinsam in das Camp Winnesko in Vermont gefahren, und dort bekam ich Heimweh und sagte ihm, ich wollte meine Eltern anrufen und ihnen sagen, daß sie mich nach Hause holen sollen. Und Arnie warnte mich, wenn ich das. täte, würde er jedem in der Schule erzählen, man habe mich aus dem Ferienlager hinausgeschmissen, weil sie mich dabei erwischten, wie ich heimlich Popel gefressen hätte. Wir waren auf den hohen Baum in unserem Garten bis zur obersten Spitze geklettert und hatten dort unsere Initialen eingeschnitzt.
    Er hatte oft bei uns übernachtet, und dann lagen wir noch spät abends auf der Wohnzimmercouch unter einer alten Decke und schauten uns die Horror-Show im Fernsehen an. Wir hatten jahrelang heimlich Wunderbrot-Sandwiches gegessen. Mit vierzehn kam Arnie verstört und beschämt zu mir, weil er erotische Träume hatte und fürchtete, er würde deshalb zu einem Bettnässer werden. Aber es waren die Ameisen-Farmen, zu denen meine Gedanken immer wieder zurückkehrten. Wie konnte er tot sein, wenn wir gemeinsam diese Ameisen-Farmen aufgebaut hatten? Heiliger Jesus, sie schienen erst ein, zwei Wochen zurückzuliegen, diese Ameisen-Farmen. Wie konnte er also tot sein? Ich öffnete den Mund, um Mercer zu sagen, daß Arnie unmöglich tot sein könne - die Ameisen-Farmen waren der Beweis. Dann schloß ich meinen Mund wieder. Ich konnte ihm das nicht sagen. Er war nur irgendein Typ. Arnie, dachte ich, he, Mann - es ist nicht wahr. Sag mir, daß es nicht wahr ist. Himmel, es ist noch so vieles, was wir gemeinsam erledigen müssen. Mit unseren Mädchen gemeinsam ins Autokino gehen…
    »Was ist passiert?« fragte mich Mercer zum zweitenmal.
    »Erzähl es mir, Dennis.«
    »Sie werden mir kein Wort glauben«, sagte ich mit erstickter Stimme.
    »Du würdest dich wundern, was ich alles glaube«, sagte er.
    »Und du würdest dich wundern, was wir alles wissen. Ein Mann namens Junkins war der Chef ermittler in dieser Sache. Er wurde gar nicht weit von hier umgebracht. Er war mein Freund. Ein sehr guter Freund. Eine Woche, bevor er starb, erzählte er mir, er glaubte, in Libertyville gingen Dinge vor, die niemand für möglich hielte. Und dann wurde er umgebracht. Was für mich diesen Fall zu einer persönlichen Sache macht.«
    Ich drehte mich vorsichtig um. »Mehr hat er Ihnen nicht gesagt?«
    »Er sagte mir, er sei überzeugt, daß er einen alten Mord aufgedeckt habe«, erwiderte Mercer, nicht einen Moment seinen Blick von mir abwendend. »Aber die Mordsache hätte sich von selbst erledigt, sagte er, weil der Täter bereits tot sei.«
    »LeBay«, murmelte ich und überlegte, wenn Junkins davon gewußt hatte, war es kein Wunder, daß Christine ihn umbrachte. Denn wenn Junkins das gewußt hatte, war er der ganzen Wahrheit schon viel zu nahe gekommen.

    Mercer sagte: »LeBay - das war der Name, den er erwähnte.« Er rückte seinen Stuhl noch näher heran. »Und noch etwas solltest du
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