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Diverses - Geschichten

Diverses - Geschichten

Titel: Diverses - Geschichten
Autoren: Sigrid Lenz
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das heiße Blech des Autos, bevor sie auf die Männer zu lief.
    “Tobias!” rief sie, nicht mehr in der Lage ihre Panik zu verbergen.
    “Wir haben ihn!” keuchte Phil und ein breites Grinsen überzog sein Antlitz. “Er ist in Ordnung!”
    Doch da war Sarah ihrem Bruder bereits um den Hals gefallen, der sich rasch von Phil stützendem Arm befreit hatte, um sie ebenso erleichtert zu umarmen.
    “Es tut mir so leid!” murmelte er leise. “Ich hätte nie gedacht, ....!”
    “Schsch...!” Sarah strich ihm sanft sein Haar aus der Stirn. “Ich bin so froh, dass dir nichts passiert ist.”
    Tobias schluchzte leise. “Ich hatte wirklich Angst!”
    “Es tut mir so leid, dass ich mich nicht bei dir gemeldet habe. Wenn dir etwas passiert wäre, ich ...”
    Nun war es an Tobias sie zu stoppen, indem er sie fest an sich drückte. “Keine Sorge, du wirst mich nicht so schnell los!”
    Unter Tränen lächelte sie und zum ersten Mal seit langer Zeit leuchtete der Himmel wieder in strahlendem, klaren Blau auf sie hernieder.
     *

Vorbilder
    “Schon wieder so ein kreuzdämlicher Vortrag! Als ob wir dabei irgendetwas Sinnvolles lernen würden”, beschwerte sich Peter lautstark in der zu dieser Stunde mehr als überfüllten Kantine. “Ich habe es ehrlich satt, dass alle abgehalfterten Militärs, die gerade nichts Besseres zu tun haben, hierher zu uns geschickt werden, um uns arme Studenten zu langweilen.”
    “Wer ist es denn?” brachte Bobby unverständlich hervor, während er sich intensiv bemühte, sein Sandwich zu bewältigen.
    Peter klopfte ihm so kräftig auf die Schulter, dass er gerade noch verhindern konnte, sich zu verschlucken und die Hälfte wieder auszuhusten. Er starrte den größeren Jungen wütend an, der ihn ungerührt angrinste.
    “Natürlich Bobby! Unser Musterschüler kennt jeden Soldaten, jeden Agenten, der irgendwann, irgendwo einmal eine Kartoffel geschält hat.”
    Die anderen am Tisch kicherten.
    “Na und! Weißt du es etwa?”, gab Bobby patzig zurück.
    “Hey, easy Junge! Nicht jeder hat den Ehrgeiz, dieser miesen Anstalt zu beweisen, dass er eines fernen Tages als Einziger auf weitem Feld in der Lage sein wird, das Land vor dem Untergang zu bewahren.”
    “Idioten”, grummelte Bobby wohlweislich unhörbar in sich hinein. Keiner von ihnen würde es einmal auf die Militärakademie schaffen, nicht, wenn sie sich weiter wie Kinder aufführten. Das Leben war nun einmal kein Zuckerschlecken, das hatte er in jungen Jahren schon lernen müssen. Und worauf man sie hier vorbereitete, das dürfte härter sein, als alles, was sich diese Punks in ihren wildesten Träumen vorstellen konnten.
     
    Ein Großteil seiner Mitschüler war von ihren Eltern, die sich einfach mit der Erziehung überfordert gefühlt hatten, abgeschoben worden. Übrig blieben einige wenige, die wie er Ehrgeiz in diese Ausbildung legten, die sich den Grundstock für eine Karriere bastelten. Er werde nicht so enden, wie seine Eltern. Das hatte er sich schon vor langer Zeit geschworen.
    “Er hat einen ganz besonders einfallsreichen Namen, Gottfried Meier oder so”, warf Frank ein und duckte sich bereits in Erwartung einer niederschmetternden Bemerkung ihres Alphamännchens, die erstaunlicherweise auszubleiben schien.
    “Ein Pseudonym, was wetten wir?” ergänzte Peter lediglich, offensichtlich bereit das Thema fallen zu lassen.
    Bobby hob den Kopf. “Henning Meier, vielleicht?”
    “Kann sein!” Frank zuckte mit den Schultern. “Wieso, müsste man den kennen?”
    “Weiß nicht.” Bobby nahm einen kräftigen Schluck Kaffee. “Hat eine Arbeit geschrieben über verdeckte Ermittlungstechniken. Bin zufällig in der Bibliothek darüber gestolpert.”
    “Streber”, lachten die anderen, wenngleich doch manch einer ein anerkennendes Nicken nicht unterdrücken konnte. Die wenigsten von ihnen kamen auf die Idee, sich freiwillig in einen Raum voller Bücher zu begeben, geschweige denn, dass sie sich die Namen irgendwelcher ehemaligen Absolventen merken würden.
    “Hat’s denn wenigstens was gebracht?”, stichelte Peter wieder.
    Bobby starrte ihn über seine Tasse hinweg an, ohne die Miene zu verziehen.
    “Was denkst du denn?”
    “Vergiss es!” Damit stand der Rothaarige geräuschvoll auf. “Deine Noten sind mir doch scheißegal!”
    Gefolgt von seinem Anhang verließ er mit langen Schritten den Raum.
    Bobby blieb allein zurück, seufzte erleichtert auf und riskierte einen Blick auf seine Armbanduhr. Noch 20 Minuten bis zum
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