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Diverses - Geschichten

Diverses - Geschichten

Titel: Diverses - Geschichten
Autoren: Sigrid Lenz
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können, ohne sich Fragen zu stellen. Vielleicht hatte Tobias in seinem pubertären Bemühen um Opposition, unbewusst einen Weg gewählt, der größere Chancen auf eine sinnvolle Lösung der aktuellen Probleme aufwies, als die streng konservative Richtung des Firmenoberhauptes.
     
    “Was ist mit ihm?”
    Fred zögerte ein wenig.
    “Es scheint, als wäre er während einer Demonstration vor dem Bürokomplex eines Waffenherstellers festgenommen worden.”
    “Das wäre nicht das erste Mal!” erwiderte Sarah verwundert.
    “Ja! Das Seltsame an der Sache ist, dass er anscheinend irgendwie aus der Polizeiverwahrung verschwunden ist.”
    “Ein Ausbruch?”
    Er schüttelte den Kopf.
    “Dafür gibt es keine Anzeichen. Nein, die Sache scheint verworrener!”
    Sarah war beunruhigt.
    “Die Spurensicherung ist zu dem Schluss gekommen, dass er aus seiner Arrestzelle mit Gewalt verschleppt worden sein muss.”
    “Was meinst du damit?”
    “Die Mitarbeiter des Polizeireviers werden verhört und verstricken sich zusehends in Widersprüche. Wir vermuten eine geplante Aktion, auch wenn wir noch nicht wissen zu welchem Zweck!”
    “Lösegeld?” flüsterte sie.
    “Oder politische Erpressung. Seine Familienherkunft ist bekannt.”
    Sie schluckte.
    “Aber seine Differenzen mit unserem Vater gingen durch die Presse. Und, ... Vater würde niemals auf Forderungen, welcher Art auch immer, eingehen!”
    Mit erschreckender Plötzlichkeit wurde ihr das Ausmaß ihrer Erkenntnis bewusst. Sollte sie selbst in Gefahr geraten, bestand zumindest noch die Möglichkeit, dass ihr Vater alles tun würde, um sie lebend wiederzusehen. Die Kluft zu Tobias jedoch war so unüberwindlich geworden, dass sich für ihren Bruder keine Hoffnung abzuzeichnen begann. Was auch immer geschehen sollte, es musste von hier aus geschehen, auf ihre Initiative hin, und sie würde alles dafür tun, dass nichts unversucht bliebe.
    Entschlossen stand sie auf.
    “Wo fangen wir an?”
     
    Christa hatte in beeindruckender Geschwindigkeit notwendige Daten und Informationen zusammengetragen. Nun lag ihnen ein umfassendes Bild über die Kontakte vor, die Tobias in den letzten Monaten gepflegt, und die Veranstaltungen, an denen er teilgenommen hatte.
    Sarah war bis jetzt noch nichts Ungewöhnliches aufgefallen, als sie Paolo mit Christa aufgeregt diskutieren sah.
    “Was ist los?”
    “Noch nichts Konkretes!” antwortete Christa und warf Paolo einen ungehaltenen Blick zu.
    Sarah sah ihn fragend an. “Ich möchte alles wissen, auch wenn es noch so weit hergeholt erscheint.”
    Paolo zögerte etwas, begann aber dann zu sprechen.
    “Offensichtlich ist Tobias seit ungefähr zwei Monaten Mitglied einer radikalen Gruppe, von der er regelmäßig codierte Nachrichten per Email erhält, und die offensichtlich auch an der Planung der heutigen Demonstration maßgeblich beteiligt war.”
    “Ja, und!”
    “Die Organisation ist glaubwürdig aufgemacht, aber wenn man tiefer gräbt, finden sich Hinweise darauf, dass die Geldgeber, die dahinter stehen, direkt mit einem der größten Produzenten für Kriegsgerät in der Umgebung von Los Angeles, zusammen arbeiten.
    “Was soll das heißen?”
    Christa mischte sich ein. “Wir haben noch keine Beweise dafür, es ist bisher nicht mehr als ein Verdacht, aber die Möglichkeit besteht, dass “Kampf dem Krieg” nur eine Tarnung ist, mit dem Ziel engagierte Waffen- und Kriegsgegner auszukundschaften und zu diskreditieren.”
    “Aber das wäre doch....” rutschte es Sarah heraus.
    “Amerikanisch?” antwortete Christa. “Wie auch immer, es deutet alles darauf hin, dass Tobias nicht wusste, mit wem er es zu tun hatte, dass er möglicherweise in eine gut geplante Falle gelockt worden ist.”
    Sarah ließ sich auf einen Stuhl fallen. “Gut, und wohin führt uns das?”
    “Zum einen”, mischte sich Paolo wieder ein, “steht besagte Waffenfirma bereits seit einiger Zeit im Verdacht, sich nicht nur das Gesetz nach Belieben zu verbiegen, sondern auch im Polizei- sowie im Militärapparat beträchtlichen Einfluss zu besitzen. Das FBI schickte erst vor kurzem einen Bericht, in dem auch davon die Rede war, dass Teile der Polizei dieses Landes in die Gefahr einer finanziellen Abhängigkeit geraten.”
    “Und das würde das merkwürdige Verhalten der befragten Polizisten erklären”, nickte Sarah.
    “Wie ist der Name der Firma? Ich möchte mich mit dem Vorstand in Verbindung setzen!”
     
    Nachdem das weitere Vorgehen mit Fred abgeklärt
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