Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diesseits vom Paradies

Diesseits vom Paradies

Titel: Diesseits vom Paradies
Autoren: F. Scott Fitzgerald
Vom Netzwerk:
zurückerobern. Durch seinen Erfolg beim Verlag beflügelt, besuchte er sie im November und überredete sie, die Verlobung zu erneuern. Zelda ließ sich umstimmen. »Ich bin sehr stolz auf Dich«, schrieb sie ihm später, »ich sage das nicht gern, aber ich glaube, am [423] Anfang hatte ich nicht viel Vertrauen in Dich. Es ist so schön zu wissen, dass Du wirklich etwas – alles – vermagst.«
    Unterdessen ging die Arbeit am Roman im Verlag voran. Maxwell Perkins betreute das Manuskript. Das war nicht unbedingt ein Glücksfall, denn der engagierte Lektor verstand sich zwar ausgezeichnet auf den Umgang mit Autoren, kümmerte sich aber nicht um sprachliche Details. In der Orthographie war er kaum sicherer als Fitzgerald; Dinge wie zeitliche Folgerichtigkeit und Faktentreue hielt er für Kleinkram. So verwundert es nicht, dass es in der Erstausgabe von Diesseits vom Paradies, die am 26. März 1920 erschien, von teilweise sinnentstellenden Fehlern wimmelt. Autorennamen waren falsch geschrieben, Buchtitel falsch zitiert, Wörter falsch verwendet, Namen von Politikern und Sportlern stimmten nicht, und die Grammatik war halsbrecherisch. Selbst der Widmungsträger des Buches war falsch geschrieben. Das war natürlich ein gefundenes Fressen für die ersten Rezensenten: Die meisten erkannten zwar Fitzgeralds Talent und lobten seine lebendige Erzählweise, doch sie machten sich auch über seine Pseudointellektualität lustig. Es wurde eine Art Sport, Irrtümer in dem Buch zu entdecken; Franklin R. Adams publizierte in seiner Kolumne in der New York Tribune sogar eine ganze Fehlerliste.
    Dem Erfolg des Buches taten seine zahlreichen kleinen Fehler jedoch keinen Abbruch. Die erste Auflage betrug 3000 Exemplare und war innerhalb von drei Tagen ausverkauft: ein sagenhafter Erfolg für den erst 23-jährigen Autor. Der aber zeigte sich nicht etwa überrascht, sondern fügte sich mit weltmännischer Eleganz in die Rolle des [424] Literaturstars, der sich auf dem gesellschaftlichen Parkett tadellos zu bewegen versteht. In der Presse erschien er als ausnehmend hübscher, gepflegt gekleideter junger Mann, und er verstand es auch, sich im Gespräch zu halten: Die hauptsächlich aus kommerziellen Gründen geschriebenen (und im Vergleich mit den Romanen wesentlich einträglicheren) Erzählungen, die nach Diesseits vom Paradies in diversen Zeitschriften veröffentlicht wurden, erschienen schon bald in den beiden Sammelbänden Flappers and Philosophers und Tales of the Jazz Age, und wenn auch keine der Geschichten den Rang späterer Meistererzählungen wie Ein Diamant so groß wie das Ritz hatte, war ihnen doch der Schmelz, Charme und Swing des Erstlings eigen.
    Diesseits vom Paradies wurde laufend nachgedruckt: 3000 und nochmals 5000 Exemplare im April 1920, 5000 im Mai, je 5000 im Juni, Juli, August, September und Oktober. Gekürzte Versionen erschienen in Fortsetzungen im Chicago Herald und im Examiner, im Atlanta Georgian und in den New York Daily News. Es wurde zumindest zu Fitzgeralds Lebzeiten sein populärstes Buch. Bis Ende 1921 wurden 49 075 Exemplare gedruckt. Dennoch stand es nicht auf der Liste der zehn bestverkauften Romane des Jahres 1920, die von Zane Greys The Man of the Forest angeführt wurde. In der Bestsellerliste von Publishers’ Weekly tauchte es nur zweimal auf: auf Platz 4 im August und auf Platz 8 im September.
    Die Einkünfte aus den Buchverkäufen machten Fitzgerald nicht reich. Scribner’s bezahlte ihm einen Anteil von 10 Prozent für die ersten 5000 Exemplare und danach 15 Prozent. Für das Jahr 1920 ergab das 6200 Dollar. Der Hauptteil des [425] Geldes, das Fitzgerald 1920 einnahm, kam aus anderen Quellen. Er verkaufte elf Geschichten für insgesamt 4650 Dollar an Zeitungen und drei Geschichten für insgesamt 7425 Dollar an den Film. Während seines ersten Jahres als Berufsschriftsteller verdiente er 18 850 Dollar netto. Dieses Einkommen reichte nicht aus, um seine Ausgaben zu decken, und er machte es sich zur Gewohnheit, sich Geld von Harold Ober und von Scribner’s zu leihen.
    Die meisten Rezensionen waren freundlich. »Du meine Güte, kann dieser Junge schreiben!«, meldete Harry Hansen von den Chicago Daily News an den Verlag, und in The Smart Set nannte kein Geringerer als H. L. Mencken das Buch »den besten amerikanischen Roman, den ich in letzter Zeit zu Gesicht bekommen habe«. Zwar gab es auch einige Verrisse, so von Heywood Broun in der New York Tribune und von der New Republic, die den Roman
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher