Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Diesen Partner in den Warenkorb legen

Diesen Partner in den Warenkorb legen

Titel: Diesen Partner in den Warenkorb legen
Autoren: Annabel Dilling
Vom Netzwerk:
hinterherhechelt. Das Problem ist also nicht mein Single-Sein, sondern das Pärchen-Sein der anderen.
    Denn eigentlich bin ich gerade unglaublich zufrieden. Seit ich die dreißig überschritten habe, fühle ich mich wohl in meiner Haut, ich weiß, wer ich bin, was ich kann, was ich mag und was nicht.
    Das war nicht immer so: Als ich Anfang zwanzig war, hatte ich keinen festen Freund. So blieb es, mit kurzen Unterbrechungen, etwa sieben Jahre lang. Natürlich ergab sich alle paar Monate der unverbindliche Spaß, den man von einem Großstadtsingle erwartet. Aber an 360 Tagen pro Jahr schlief ich alleine ein und war traurig darüber, dass kein Mann mit mir eine Beziehung führen wollte. Ich kann mich erinnern, dass mein Beziehungswunsch eine Weile so dringend war, dass ich jeden Raum, den ich in einem Partyoutfit betrat, in Sekundenschnelle scannte: Wer ist da? Wer sieht interessant aus? Mit wem willst du reden?
    Einmal habe ich die nette, aber sexuell uninteressante Geburtstagsfeier meiner besten Freundin unter einem Vorwand verlassen, nur um zur Party eines Kommilitonen zu gehen, den ich nicht mal leiden konnte, von dem ich aber wusste, dass er ziemlich gut aussehende Freunde hat und dass meine Chancen dort größer waren, jemanden kennenzulernen.
    Wie muss das erst mit Ende dreißig sein, wenn einem nicht mehr viel Zeit bleibt, um eine Beziehung einzugehen, die das Zeug hat, dass daraus Kinder hervorgehen? Von all den Stressarten, die den modernen Menschen im Griff halten, dürfte der biologische Stress der Frauen der existentiellste sein.
    Die Frage, die letztlich auch zu diesem Buch geführt hat, habe ich mir schon mein ganzes Erwachsenenleben gestellt: Ist es eine gute Idee, gezielt nach der Liebe zu suchen? Ist das Ganze im Moment des Suchens schon zum Scheitern verurteilt? Und selbst wenn es klappt, ist es dann weniger wert, weil man in die Schicksalsmaschine eingegriffen hat? Sind die Angebote der Single-Industrie Doping im Wettrennen um Paarbeziehungen und Familiengründung?
    Ich will nachfühlen, wie sich Millionen von Menschen in Deutschland fühlen, die aktiv nach der Liebe suchen. Und ich bin nach einer dreijährigen Beziehung seit Kurzem selbst Single. Ob ich bereit für eine neue Beziehung bin, weiß ich nicht. Insofern ist die einjährige Arbeit an diesem Buch kein Selbstversuch mit dem Ziel, bis zum Ende einen neuen Partner zu finden. Sie ist schlicht Teil meiner Recherche. Mir geht es darum am eigenen Leib zu spüren, was die Freizeitbeschäftigung Partnersuche mit einem macht.
    Zuerst melde ich mich bei ElitePartner an, dem Portal für »Akademiker und Singles mit Niveau«. Ich muss kurz schlucken, als ich meine Bankverbindung angebe, um 239,40 Euro für eine Halbjahresmitgliedschaft abbuchen zu lassen. Hätten es ein guter Lippenstift und ein neues Kleid nicht auch getan?
    Tag 2 – Bin ich ein Elitepartner? Ich werde Teil der gigantischen Liebesmaschine
    Mit einem Glas Weißwein und meinem Laptop sitze ich auf dem Sofa in meiner Wohnung und bereite mich auf den Aufnahmeritus einer jeden Partnerbörse vor: den Persönlichkeitstest. Achtzig Fragen, und ich bin drin, los geht’s:
    – Welche Jahreszeit ist Ihnen die liebste? Frühling, Sommer, Herbst, Winter
    – Inwieweit treffen folgende Aussagen auf Sie zu? (zur Auswahl stehen sechs Kästchen von »trifft vollkommen zu« bis »trifft überhaupt nicht zu«):
    »Ich bin in Beziehungen öfters ziemlich nachgiebig«
    »Wenn ich kritisiert werde, reagiere ich genervt«
    »Ich sehe anderen an, was sie gerade empfinden«
    – Wenn ich meine äußere Erscheinung selbst einschätzen soll, dann würde ich sagen, dass ich auf andere äußerst attraktiv wirke / sehr attraktiv / attraktiv / sehr sympathisch / dazu möchte ich nichts sagen 3
    Für den Marathon an Selbstbetrachtung bekomme ich wenig später die Urkunde zugemailt: mein Persönlichkeitsprofil. Im Herzen ein Streber, will ich gleich wissen, wie gut ich abgeschnitten habe. Doch Noten gibt’s nicht. Das wäre eine kuriose Vorstellung: »Sie haben einen Marktwert von 86. Klammern Sie künftig weniger in Beziehungen, dann erreichen Sie noch in diesem Leben eine Punktzahl von 100.« Natürlich erhält man nur eine relative Zahl: Die Matchingpunkte drücken aus, wie gut ich zu anderen Singles passe.
    Ich sehe mir meine Persönlichkeitsanalyse genauer an, zunächst das »Konfliktfeld« Nähe und Distanz. Der Befund überrascht mich: In meinen bisherigen Beziehungen empfand ich mich als den schwächeren,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher