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Diese Nacht darf niemals enden

Diese Nacht darf niemals enden

Titel: Diese Nacht darf niemals enden
Autoren: Julia James
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Lippen und ahmte das höfliche Lächeln nach, das auf ihrem Gesicht stand.
    „Richtig. Man hat mich zur ultimativen Eitelkeitsbezeugung überredet. Das Portrait soll ein Geschenk für meine Mutter sein. Sie ist überzeugt, dass es ihr gefallen wird.“
    Er sagte es mit trockenem Humor und nur der hauchdünnsten Andeutung eines Akzents. Seine Stimme besaß zudem eine Qualität, die seltsame Dinge mit Alexa anstellte, Dinge, die sie sofort unterdrückte.
    Noch immer lächelnd nickte sie. „Mr de Rochemont, ich warne meine Kunden grundsätzlich vor – das heißt, falls Sie mich mit dem Auftrag betrauen sollten –, dass ein Portrait Zeit benötigt. Ich möchte, dass vorab klar ist, wie viel Ihrer Zeit ich …“
    Er hob die Hand – eine lange, schmale Hand mit manikürten Fingernägeln, die das Klischee Lügen straften, Maniküre sei eine weibliche Angewohnheit.
    „Was wünschen Sie zu trinken, Miss Harcourt?“
    Einen Moment stutzte sie, so als hätte die Frage sie aus dem Konzept gebracht. „Oh, nichts, danke. Ich fürchte, ich habe nicht genug Zeit für einen Drink.“
    Guy de Rochemont hob eine Augenbraue und zog damit unwillkürlich Alexas Blick erneut an. Die unmerkliche Geste veränderte sein Gesicht komplett. Seine Miene wirkte amüsiert, fragend …
    „ Dommage “, hörte sie ihn murmeln, und seine Augen lagen auf ihr.
    Sie sind grün. Grün wie Teiche im Wald. Teiche, in denen man versinkt … Sie reckte die Schultern, setzte sich aufrecht hin, lenkte ihre Gedanken zurück zum Wesentlichen. „Die Vollendung eines Portraits hängt allein von der Anzahl der Sitzungen ab und wie viel Zeit dazwischen verstreicht. Es mag sich seltsam für Sie anhören, aber …“
    Wieder unterbrach er sie. „Sagen Sie mir, Miss Harcourt, warum sollte ich mich ausgerechnet von Ihnen für meine Mutter auf Leinwand verewigen lassen?“
    Der fragende Ausdruck war wieder in seine Augen getreten. Und noch etwas anderes, etwas, das Alexa unangenehm auffiel. Bis jetzt war er das Objekt gewesen und sie der Beobachter. Plötzlich hatte sich die Situation um hundertachtzig Grad gedreht.
    Guy de Rochemont sah sie an, direkt, offen und unverschleiert. Sie spürte die volle Macht seines Blicks. Es war berauschend, machte sie trunken und atemlos. Sie schnappte leise nach Luft.
    Himmel, er war wirklich …
    Jeder Versuch einer Bestimmung, einer Analyse, verpuffte. Alles, was Alexa tun konnte, war, sich von Guy de Rochemont ansehen und abschätzen zu lassen.
    Denn genau das tat er. Nur undeutlich drängte sich der Gedanke durch ihren benommenen Verstand, aber dennoch ließ es sich nicht abstreiten. Er schätzte sie ab.
    Es war eine Sache, wenn sie ihn anstarrte, schließlich sollte sie ihn malen. Doch wenn er sie so ansah … Es gab nur einen Grund dafür – den gleichen Grund, aus dem andere Männer es taten. Wenn der Mann jedoch Guy de Rochemont war, mit einem Bankenimperium in der Brieftasche und dem Aussehen eines Filmstars …
    Ein Funke blitzte in ihren Augen auf, Alexa unterdrückte ihn. Sie würde sich nicht anmerken lassen, dass sie auf ihn reagierte – oder besser gesagt, auf seine unwillkommene Musterung. Denn natürlich reagierte sie nicht auf ihn, abgesehen von seinem außergewöhnlichen Aussehen, wie sie objektiv zugeben musste. Und das selbstverständlich auch nur aus der Perspektive des Künstlers. Mehr nicht. Absolut nicht mehr.
    Endlich hatte Alexa sich wieder unter Kontrolle. „Diese Frage kann ich nicht beantworten, Mr de Rochemont. Die Wahl liegt allein bei Ihnen. Es ist Ihr Privileg, den Auftrag zu vergeben. Sollte Ihre Wahl auf mich fallen, werde ich prüfen, inwieweit sich mein Terminkalender mit Ihrem vereinbaren lässt.“
    Sie hielt seinem Blick offen stand, ihre Stimme war beeindruckend sachlich geblieben – was sie sehr stolz machte. Gut, Guy de Rochemont war … nein, sie würde jetzt nicht noch einmal alle Adjektive aufzählen, der lebendige Beweis saß ja vor ihr. Was allerdings nicht hieß, dass ihr seine unerwünschte Aufmerksamkeit gefallen musste. So oder so konnte seine Musterung nur zu einem Urteil führen. Er sah eine schlicht angezogene Frau vor sich, die mit dem Verzicht auf Make-up und mit ihrer Unauffälligkeit das Signal aussandte, für keinen Mann auf der Speisekarte zu stehen. Selbst wenn der Mann sich sein Menü aus den schönsten Frauen der Welt zusammenstellen konnte.
    Ob sie ihn mit ihrer Antwort brüskiert hatte? Pech. Sie brauchte diesen Auftrag nicht. Falls – ein großes
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