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Diener des Boesen

Diener des Boesen

Titel: Diener des Boesen
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Stallburschen.
    Margaret sagte nichts und zögerte nur kurz, als Neville auf sie zukam.
    »Was wollt Ihr hier?«, fauchte Neville Wycliffe an.
    Wycliffe neigte den Kopf zur Begrüßung. »Meine Gefährten und ich sind auf dem Weg von London nach Canterbury, Herr«, sagte er, »und hoffen, heute Nacht Eure Gastfreundschaft in Anspruch nehmen zu dürfen.«
    »Mein Haus liegt nicht auf dem direkten Weg nach Canterbury«, sagte Neville. »Ich frage Euch noch einmal: Was wollt Ihr hier?«
    »Wir hoffen auf Eure Barmherzigkeit«, erwiderte Wycliffe mit leiser Stimme, die beinahe ebenso bedrohlich wirkte wie sein Blick, »wie es uns der Herzog von Lancaster geraten hat. Ich überbringe Euch Grüße und Neuigkeiten von Johann von Gent, Neville. Es ist Euch überlassen, ob Ihr Lancasters Abgesandte in Eurem Haus empfangen wollt.« Wycliffe hielt inne. »Nur für eine Nacht. Ich und die Meinen werden am Morgen wieder aufbrechen.«
    Wütend über die Nötigung – er konnte Lancasters Bitte, Wycliffe Unterkunft und Verpflegung zu gewähren, nicht ablehnen – nickte Neville knapp und wies auf die Tür des Hauptgebäudes. Während Margaret Wycliffe und die beiden anderen Geistlichen ins Haus führte, warf Neville Tyler einen scharfen Blick zu.
    »Und du?«, fragte er.
    Tyler zuckte mit den Achseln. »Ich begleite diese Herren auf Lancasters Wunsch hin, Tom. Kein Grund, mich so finster anzusehen.«
    Nevilles Gesichtsausdruck veränderte sich nicht, doch er sagte nichts mehr, während sie ins Haus gingen. Wat Tyler und er kannten sich schon lange, doch waren sie nicht immer gut aufeinander zu sprechen gewesen. Tyler hatte Neville das Kämpfen gelehrt und war ihm in unzähligen Schlachten beigestanden. Doch er umgab sich auch mit zweifelhafter Gesellschaft – dass er den Dämon Wycliffe begleitete, war nur ein Beispiel, Neville war sich sicher, dass er auch einen der beiden anderen Geistlichen von irgendwoher kannte. Thomas wusste einfach nicht, ob er Tyler trauen konnte.
    In einer Zeit, in der die Dämonen nach Belieben die Gestalt wechseln konnten, um ihn in die Irre zu führen, musste er auf der Hut sein. Er hatte den Franzosen Etienne Marcel für einen Freund gehalten – und doch war dieser ein Dämon gewesen, der Gottes Ordnung auf Erden abschaffen und Neville von seinem himmlischen Auftrag ablenken wollte. Tyler umgab sich mit Dämonen, und das hatte Thomas’ Argwohn geweckt.
    Margaret wusch sich sorgfältig die Finger in der Wasserschale, die einer der Diener ihr hinhielt, und trocknete sie an einem Stofftuch ab. Schließlich faltete sie die Hände in ihrem Schoß, senkte den Blick und betete zum Heiland, dass er ihr Geduld schenken möge, um dieses furchtbare Abendessen durchzustehen.
    Thomas war auch sonst nicht gerade der angenehmste Gesellschafter, doch mit John Wycliffe und seinen beiden Anhängern zusammen, die ihn ständig zur Weißglut brachten… Margaret erschauerte und blickte auf.
    Normalerweise nahm sie die Mahlzeiten nur mit Thomas, Robert Courtenay und Thomas Tusser im großen Saal von Halstow Hall ein. Meistens herrschte dabei eine fröhliche, mitunter sogar ausgelassene Stimmung, besonders wenn Courtenay seine gutmütigen Scherze mit Tusser trieb, der stets mit einem gereimten Spruch konterte. Heute Abend saßen doppelt so viele Leute an diesem Tisch, doch die Stimmung war dadurch nicht heiterer geworden.
    Sie hatten vor dem unbeheizten Kamin im Saal zu Abend gespeist, und nun, da die Teller leer und die Krümel vom Tisch gefegt waren, stützten sich die Männer mit den Ellbogen auf dem schneeweißen Tischtuch auf, um sich ganz dem Wein und den Gesprächen zu widmen.
    Margaret seufzte. Unter den gegebenen Umständen wäre es sicher wenig ratsam, über Glaubensdinge zu sprechen.
    Neville drehte den Stil seines Weinkelchs in der Hand und sah Wycliffe nicht an, der seinerseits seinen Wein nicht angerührt hatte, sondern nur steif und aufrecht dasaß und seinen Gastgeber unverwandt musterte.
    Margaret vermutete, dass sich Wycliffe und seine beiden Gefährten, John Ball und Jack Trueman, recht gut amüsierten. Als sie vor ihrer Hochzeit mit Neville an Lancasters Hof weilte, hatte sie Geschichten darüber gehört, dass Wycliffe Gesprächspartner gern mit seinen revolutionären Ideen herausforderte, bis sie vor Wut schäumten. Margaret war überzeugt, dass Wycliffe sich diese Gelegenheit, Thomas zu ärgern, der ihn offensichtlich nicht ausstehen konnte, nicht entgehen lassen würde.
    »Ihr würdet mir also darin
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