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Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)
Autoren: Holger de Grandpair
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drohten. Vielleicht sollte er sich mit einem Vorwand entschuldigen und sich danach unauffällig entfernen?
    „Wie gerne würde ich dafür Sorge tragen, damit du bald zu deinen Eltern zurückkehren und mit ihnen in Freude und Unbeschwertheit leben kannst“, sagte Beregil plötzlich. „Doch die Bedrohung für unser Land ist wahrlich schlimmer, als ich es mir vorgestellt hatte. Es sind Tausende, und sie sind kriegerisch und entschlossen und boshaft. Wie kann der Eine nur so etwas zulassen? Haben wir jemals etwas Falsches getan, womit wir dies verdient hätten?“
    „Immerhin haben wir noch die Große Mauer, die sie zurückhalten wird, und unsere Bogenschützen sind gut geübt und mit vielen hervorragenden Pfeilen ausgestattet. Vielleicht stehen unsere Chancen gar nicht so schlecht. Und außerdem erwarten wir doch noch die Rückkehr von Prinz Aidan und Arnhelm von Rhodrim“, sagte Ragnald und zuckte mit den Schultern. Aus seinen Augen sprach Ehrlichkeit.
    Beregil drehte sich um und stellte sich aufrecht hin. Er sah den jungen Mann an und schien in dessen Gesicht zu forschen. Als er erkannte, dass in den Zügen, die er betrachtete, tatsächlich Mut und Hoffnung glommen, schämte er sich für seine Worte und die Verzweiflung, die er die ganze Zeit über in sich fühlte. Er, der erfahrene Soldat, welchen der König persönlich zum höchsten Offizier der gesamten Armee des mächtigen Königreiches gemacht hatte, gab sich selbstmörderischen Zweifeln hin und übte sich in Selbstaufgabe, noch bevor das erste Kräftemessen mit dem Feind überhaupt erst begonnen hatte. Und jener unbedeutende Soldat, nicht einmal zwanzig Lenzen alt, der mit seinen dünnen Händen normalerweise Figürchen und zerbrechliches Geschirr polierte, in der Waffenhandhabe nur notdürftig ausgebildet war und erwarten musste, in vorderster Front eingesetzt zu werden, war hingegen derjenige, der Vertrauen in die eigene Sache empfand.
    Schlagartig kehrte die Verbissenheit, die den Befehlshaber zeit seines Lebens als sein hervorstechendes Charaktermerkmal ausgezeichnet hatte, in ihn zurück. Während er an Haltung gewann und zu wachsen schien, glätteten sich seine Züge zu einer versteinerten, von unbeugsamem Willen geprägten Miene.
    „Komm, Ragnald“, sagte der Oberkommandierende, während er dem deutlich Jüngeren aufdie Schulter klopfte, „gehen wir zusammen etwas essen, wir können eine Stärkung gebrauchen. Schließlich sollen diese grünhäutigen Kerle unsere geballten Kräfte bald zu spüren bekommen, und dies wird überaus schmerzlich für sie sein, das kann ich dir versprechen!“
    Wie Pilze waren während der Nacht Zelte aus dem Wiesenboden entlang der Waldlinie geschossen. Aus der Entfernung wirkten sie sehr behelfsmäßig und sahen nicht so aus, als wollten ihre Bewohner sie allzu lange als Heim benutzen.
    Dazwischen tummelte sich das Heer der Orks.
    Nun war dasselbe für diejenigen unter den Lemuriern, die auf der Mauerkrone wachten und scharfe Augen besaßen, gut sichtbar, denn die Sonne war im Osten aufgestiegen und hatte mittlerweile auch die letzten Reste der nächtlichen Schatten verscheucht. Nach und nach drängten sich demnach immer mehr der Menschen auf dem Wall, um einen Blick auf die Bedrohung, die vor ihnen lag, zu erhaschen, denn für die weitaus meisten von ihnen war es das erste Mal, dass sie Bewohner des Orklandes erblickten.
    Viele Tausende der feindlichen Krieger hatten sich außerhalb der Reichweite der menschlichen Pfeile zu einer langen Kette aus Leibern aneinandergereiht. Jedoch hatten sie keine gestrenge Formation eingenommen, vielmehr schienen sie in bedächtiger Ruhe zu verharren und alltäglichen Verrichtungen nachzugehen, und nicht wenige von ihnen fläzten sich sogar auf dem Boden herum. Kein einziger schien damit beschäftigt zu sein, aus den Bäumen des nahen Waldes hölzerne Belagerungsgeräte, wie Türme, Rammen oder Klettergerüste, zu erbauen. Die Untätigkeit der Orks wirkte hochmütig und irgendwie unwirklich und hatte auf ihre Weise etwas Beängstigendes an sich.
    Unentwegt schritten Beregil und die anderen lemurischen Heeresmeister die eigenen Reihen ab und ermahnten ihre Soldaten, sich vom Gebaren der Widersacher nicht täuschen und einlullen zu lassen. Die Anführer der Horde waren verschlagen, und jederzeit, so bekräftigten die Offiziere, konnte irgendeine Teufelei in Gang gesetzt und der Sturm auf die Große Mauer eröffnet werden. Sie sagten dies, obgleich jedermann wusste, dass es
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