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Die Zusammenkunft

Die Zusammenkunft

Titel: Die Zusammenkunft
Autoren: Vampira VA
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kurz.
    Wenig später schon stieg er die Stufen zur Kuppe des Hügels empor, auf dem der Weiße Tempel gethront hatte. Das Monument, das elf von zwölf Satanskindern irgendwann nach der Urflut (das zumindest hatte Jadas Schilderung ihm suggeriert) zum Verhängnis geworden war. Darin waren sie verschollen.
    Ausgerechnet darin .
    Etwas hat sie in seinen Bann geschlagen und gezwungen, den Tempel zu betreten, kroch es düster durch die Windungen von Landrus Gehirn, das noch älter war als diese Begebenheit. Und während die ebene Fläche des Gipfels in sein Blickfeld rückte und er die letzten fünf, sechs Stufen überwand, wurde ihm schmerzhaft bewußt, wie sehr sich die Schicksale der Hüter und derer, die sich Archonten nannten, letztlich doch ähnelten: Sie haben einen Vater verloren und wir eine Mutter. Unsere rabenschwarze Rabenmutter!
    Nicht mehr so leichtfüßig wie vorher schritt er die fast windstille Anhöhe ab. Er war allein. Touristen mieden dieses Land, seit ein Schlächter es regierte.
    In Landrus Vorstellung erstanden Wände neu, formten sich längst verfallenen Gemächer mit all ihrem damaligen Prunk, der so manchen Narren zum Stehlen verführt hatte.
    Aber unseren strengen Augen entging keiner, dachte Landru in einem Anflug wirren Stolzes. Das Herrschen lag uns im Blut. Ach, Blut ... Darum drehte und dreht sich alles ...
    Er hielt inne.
    Atmete die Stille und fuhr sich mit der Hand ins Genick. Rieb die Haut. Fühlte die knöchernen Wirbel und genoß einfach seine Existenz ...
    ... bis sich wieder der Schatten darüber breitete.
    Der lange Schatten Gabriels.
    Weiter! spornte er sich selbst an. Such weiter! Sieh nach, ob du nach all der Zeit noch einen Hinweis findest, der deinen Verdacht untermauert!
    Daß ausgerechnet die Tempelruine von Uruk den Archonten zum Verderben geworden war, daß der magische Korridor sie alle in derselben Zeit ausgespien hatte, obwohl sie verschiedene Tore durchschritten hatten, das alles bestärkte Landru in seinem Verdacht, die Fallenstellerin zu kennen.
    Damals war sie uns noch gewogen, dachte er klamm. Unsere - Das Wort Mutter formulierte sein Geist schon nicht mehr aus.
    Denn in diesem Augenblick fühlte er etwas, das seine Instinkte und ihn selbst in einen Alarmzustand versetzte.
    Und dann, als hätte auch ihn ein fremder Wille übertölpelt, als zöge auch ihn ein unwiderstehlicher Magnet an, justierte er seinen Körper neu aus und schlug die Richtung ein, aus der es ihn rief.
    Und bald schon wußte er, worauf er zusteuerte.
    Lilienkelch, Opferschlange und Agrippa, dachte er aufgewühlt. Von hier brachte euch Anum damals, am Vorabend der Flut, mit.
    Er strauchelte und wollte sich, einem inneren Impuls folgend, herumwerfen, um diesem Ort und seinen nun quälend gewordenen Erinnerungen zu entfliehen.
    Doch er hielt aus.
    Ich muß. Ich habe keine Wahl. Ich brauche das Pfand zurück, das meine Seele knebelt!
    Langsam ging er in die Knie. Beugte sich über das magische Siegel, unter dem der Raum versteckt lag (immer noch), in dem Anum einst Zwiesprache mit dem Geist der Mutter gehalten hatte. Und wo die Ur-Lilith mit der Macht ihrer Träume drei Artefakte hatte entstehen lassen, die ihre Kinder mit an Bord der Dunklen Arche genommen hatten .
    Landru streckte die Hände aus, um das Siegel zu berühren - - und zu brechen.
    Die gemarterten Schreie, die dann seinem Mund entflohen, verhallten ungehört in der Weite des Himmels, wo der hellste Stern gerade sichtbar wurde.
    Vergeblich versuchte er, die Hände wieder zurückzuziehen. Es war unmöglich. Der vermeintliche Stein, auf den Landru sie gepreßt hatte, hielt sie unlösbar fest.
    Anfangs.
    Daß das uralte Siegel entartet war, erkannte der Vampir zu spät. Zeitlupenhaft langsam versank er darin wie in einem Sumpf. Wurde davon gefressen .
    *
    Nein!
    Setz dich zur Wehr! Leiste Widerstand!
    Du warst hier zu Hause! Nichts auf Welt kann daran etwas ändern! Besinne dich der Macht, die in dir steckt!
    Landru war in einer immateriellen und dennoch zähen Masse versunken, die alles, was außerhalb lag, absorbierte. Alles Licht, alle Atemluft, Geräusche .
    Er versuchte zu verstehen, was aus dem schlichten magischen Pfropf geworden war, der den Zugang in die Tiefe seit jeher verdeckt hatte. Schon vor Jahrtausenden war keines Menschen Auge fähig gewesen, dieses Siegel überhaupt wahrzunehmen. Der Boden hier unterschied sich nicht erkennbar von der Umgebung. Daß es einen Einstieg in die Unterwelt gab, wo die Gesetze von Raum und Zeit
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