Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)
Autoren: Sarah Lark
Vom Netzwerk:
gilt inzwischen nicht mehr als politisch korrekt – durch eine »versehentlich« abgefeuerte Muskete ausgelöst wurde oder dass sich der Schuss von selbst löste. Waffenexperten erklären allerdings, dass beides bei der Bauart der damals gebräuchlichen Musketen (das in den Quellen gebrauchte englische Wort musket müsste auf Deutsch übrigens korrekt als Flinte übersetzt werden; ich habe darauf verzichtet, um keine Verwirrung zu stiften, falls jemand die Geschichten nachrecherchieren möchte) praktisch unmöglich war. Auch diese Erkenntnis inspirierte mich zu meiner Interpretation der Hintergründe von Te Rongas Tod.
    Sehr viel schwieriger als die Recherche des Wairau-Konflikts gestaltete sich die Verfolgung der Reise der Sankt Pauli und die Abenteuer ihrer Passagiere im Tal des Moutere River. Nun finden sich auch dazu mannigfaltige Informationen, leider widersprechen sich die Quellen in Einzelheiten. Sicher ist, dass John Nicholas Beit die Siedler in Mecklenburg zu den im Buch genannten Bedingungen anwarb. Gemeinsam mit seiner Familie reiste er mit der Sankt Pauli nach Nelson – erster Klasse, was zweifellos den Unmut der Zwischendeckpassagiere erregte. Meine Jane Beit ist allerdings eine fiktive Person. Leider fand ich keine Angaben zu Anzahl und Namen der Kinder von John Nicholas und Sarah Beit. Sollte eines der Mädchen tatsächlich Jane geheißen haben, so handelt es sich um eine zufällige Namensgleichheit.
    Was die Siedler angeht, so ist die Passagierliste der Sankt Pauli bis heute erhalten. Man kann ihr entnehmen, dass es sich größtenteils um Handwerker und ihre Familien, also wahrscheinlich um Häusler handelte. Den Auswanderern war sehr daran gelegen, in ihrer neuen Heimat zusammenzubleiben, also darf man wohl davon ausgehen, dass es sich bei den Passagieren der Sankt Pauli um eine oder zwei Dorfgemeinschaften gehandelt hat, die gemeinsam ihr Glück in Übersee suchten. Die in meinem Buch genannten Gründe dafür sind authentisch. In der damaligen Zeit trennten sich viele Häusler und Landwirte aufgrund ihrer Religion, Unzufriedenheit mit dem Feudalsystem und vor allem der Unmöglichkeit, uneingeschränkt Land erwerben zu können, von ihrer Scholle. Das Dorf Raben Steinfeld als Ursprungsort der ersten deutschen Auswanderer nach Neuseeland habe ich allerdings willkürlich gewählt. Alle Gemeindemitglieder sind fiktive Personen, auch wenn einige ihre Namen der Sankt - Pauli -Passagierliste verdanken.
    Die Umstände der Überfahrt der Bark Sankt Pauli waren verhältnismäßig leicht zu rekonstruieren. John Nicholas Beits Arroganz und sein despotischer Umgang mit den Siedlern sind hinreichend belegt, auch die Proteste dagegen, wie etwa die Petition der elf Männer in Bahia und die Flucht zweier Junggesellen vor Beits strengem Regiment. In Einzelheiten widersprechen sich jedoch die Berichte, so etwa in der Frage, ob der Aufenthalt in Brasilien von vornherein geplant oder infolge einer Pockenepidemie auf dem Schiff kurzfristig organisiert wurde. Die traumhafte Atmosphäre rund um die Behelfsunterkünfte in Bahia wird allerdings von Zeitzeugen bestätigt. Viele Passagiere erinnerten sich bis ans Ende ihres Lebens an die von der Stadt herüberwehende Musik, die tropischen Früchte und den Strand.
    Widersprüchliche Angaben finden sich dann wieder bezüglich der Unterkunft der Deutschen in Nelson, nachdem klar wurde, dass es mit den Landzuteilungen dauern würde. Sicher ist, dass die Gemeinde Nelson sie aufnahm und unterstützte. Ob sie aber in Familien untergebracht wurden oder in schnell erbauten Notunterkünften, differiert je nach Quelle. Ebenso gibt es unterschiedliche Informationen darüber, ob die Missionsstation im Moutere Valley schon lange vor der Ankunft der Sankt Pauli existierte oder ob sie erst von den Missionaren Wohlers und Riemenschneider gegründet wurde. Wen die Pastoren dort missionieren wollten, ist gänzlich ungeklärt. Das Tal war von den Maori definitiv nicht bewohnt, auch sonst gibt es keine Berichte über Kontakte der Missionare zu den Einheimischen. Einer Quelle zufolge sollen die Maori in der Region Nelson bereits christianisiert gewesen sein, als Wohlers und Riemenschneider eintrafen. Für sehr wahrscheinlich halte ich das allerdings nicht, ich persönlich glaube an die Interpretation, die ich im Text gebe: Die Missionsstation wurde von Flüchtlingen vor der Kirchenpolitik Friedrich Wilhelm  III . gegründet, die Altlutheraner lebten dort still und allein ihren Glauben, während
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher