Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zahlen Der Toten

Die Zahlen Der Toten

Titel: Die Zahlen Der Toten
Autoren: Linda Castillo
Vom Netzwerk:
jedoch zu benommen, um zu sagen womit. Die Fesseln sind so fest, dass sie mir in die Handgelenke schneiden. Ich rolle mich auf die Seite, hebe den Kopf und blicke um mich. Schnee fällt aus dem schwarzen Himmel. Und plötzlich beugt Detrick sich über mich.
    »Jetzt bist du nicht mehr so schlau, was?«
    Er schiebt mir die Hände unter die Achseln und zieht mich weg. Ich will treten und merke, dass meine Füße zusammengebunden sind. Er öffnet den Kofferraum meines Mustangs, hebt mich hoch, als wäre ich gewichtslos, und schmeißt mich hinein. Krachend lande ich auf der Schulter, und als er meine Füße nach hinten zieht, wird mir klar, dass er mir Arme und Beine auf dem Rücken zusammenbinden will.
    »Hilfe!«, schreie ich, so laut ich kann.
»Hilfe!«
    »Halt’s Maul.«
    »Helft mir
bitte

    Er packt mich bei den Haaren, zieht meinen Kopf zurück und schiebt mir einen Stoffknäuel in den Mund. Bevor ich ihn ausspucken kann, drückt er mir Klebeband drauf, das er mir um den ganzen Kopf wickelt.
    Er greift in den Kofferraum und reißt das Kabel für die Notfallentrieglung aus der Innenverkleidung. »Damit du erst gar nicht auf die Idee kommst rauszuklettern.«
    Der Kofferraumdeckel fällt zu und um mich herum wird es dunkel. Ich atme heftig durch die Nase. Mein Puls schlägt bis zum Hals. Ein Motor wird angelassen, doch nicht der von meinem Auto, sondern von seinem. Dann ruckelt der Mustang, und mir wird klar, dass er meinen Wagen abschleppt. In dem Moment habe ich so große Angst wie noch nie in meinem Leben. Ich weiß, dass er mich töten wird. Ich habe sein blutiges Werk gesehen. Panik erfasst mich und ich kämpfe einen sinnlosen Kampf mit den Fesseln. Tierische Laute entsteigen meiner Kehle, die im Knebel ersticken. Ich drehe und winde mich, bis mein ganzer Körper vom Adrenalinausstoß vor Erschöpfung zittert.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit zwinge ich mich zur Ruhe. Ich atme lang und tief durch, konzentriere mich darauf, die Arme und Beine zu entspannen. Kurz darauf lichtet sich der Nebel in meinem Kopf und ich kann wieder denken. Er hat zwar die Notfallentrieglung des Kofferraums außer Kraft gesetzt, aber ich weiß, dass es zwischen Kofferraum und Rücksitz einen Hebel gibt. Wenn ich den finde, kann ich vielleicht entkommen.
    Im Kofferraum zu manövrieren ist beschwerlich und geht entsetzlich langsam. Ich taste mit dem Gesicht nach dem Hebel der Sitzverriegelung. Nach mehreren Minuten finde ich ihn endlich in der rechten Ecke. Jetzt bräuchte ich meine Zähne, aber mein Mund ist zugeklebt. Also drücke ich mein Gesicht gegen den Hebel und benutze ihn, um das Klebeband runterzuschieben. Dabei verletze ich mir die Lippe, aber das ist jetzt egal. Schließlich ist mein Mund frei, ich ziehe mit den Zähnen an der Verriegelung und höre den Mechanismus klicken. Mit dem Kopf stoße ich gegen die Rücksitzlehne und seufze erleichtert auf, als sie nach vorne klappt.
    Ich brauche alle Kraft, die ich noch habe, um vom Kofferraum auf den Rücksitz zu kriechen. Von da rolle ich mich auf den Boden, krieche weiter zwischen die Vordersitze und bin schon fast auf dem Fahrersitz, als das Auto stehen bleibt.
    Panik erfasst mich, ich winde mich hektisch und schaffe es irgendwie über die Mittelkonsole auf den Fahrersitz. Mit der Stirn drücke ich auf die automatische Türverriegelung, dann presse ich das Kinn auf die Hupe. Als sie ertönt, verspüre ich kurz Erleichterung. Mir fällt die Kimber in meiner Tasche ein und ich überlege, wie ich an sie rankomme. Mein Blick fällt auf das Handy auf dem Beifahrersitz. Ohne groß nachzudenken beuge ich mich runter und nehme es in den Mund. Da ich es nie und nimmer in die Jackentasche kriege, senke ich den Kopf und lasse es in die Bluse fallen.
    Eine Hand schiebt sich durch das kaputte Fenster, und einen Moment später geht die Tür auf. Grinsend hält Detrick mir den Elektroschocker vor die Nase.
Klick!
    Der Schmerz ist fast unerträglich. Meine Muskeln verkrampfen sich wieder. Als er nach mir greift, sehe ich flüchtig sein Gesicht, werfe mich auf die Hupe und freue mich über ihr Blärren, bete, dass jemand es hört. Ich werde unsanft aus dem Auto gezerrt und lande im Schnee. Er packt mich an den Haaren und zieht mich weg, reißt mir ganze Haarbüschel mit den Wurzeln aus. Schnee rutscht in meinen Kragen, ich drehe etwas den Kopf, um mich zu orientieren. Wir sind auf einer Lichtung, umgeben von Bäumen. Weiter vorn erkenne ich die dunklen Umrisse eines Farmhauses, dahinter ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher