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Die Weltverbesserer

Die Weltverbesserer

Titel: Die Weltverbesserer
Autoren: Lloyd jr. Biggle
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optimistisch waren. Sonst hätte sich die Regierung nicht so eifrig auf die Möglichkeit eines Wunders, bewirkt durch den Kulturellen Beobachtungsdienst, gestürzt.
    Er warf das Handbuch auf den Boden und ging spazieren. Die meisten Arbeitszimmer standen leer, aber die gedrängt vollen Konferenzzimmer vibrierten von Stimmen. Stirnrunzelnd ging Farrari an den Konferenzräumen vorbei. Nach einer Runde schlug er wieder die Richtung zu seinem Quartier ein. Als er am Informationszentrum vorbeikam, sah er Jan Prochnow in den Projektor starren, mit verengten Augen und vor Konzentration verkniffenem Mund. Farrari blieb stehen.
    »Glauben Sie, daß dieser Wandteppich über das große Relief über den Haupteingang des Palasteingangs gehängt wurde?« rief er, trat neben Prochnow und studierte die Projektion.
    »Es wäre am einfachsten, den Teppich dort aufzuhängen«, sagte Prochnow. »Andererseits nennen unsere Agenten dieses Relief das lebende Bild, weil es sich von Zeit zu Zeit verändert. Hm, eine interessante Frage.«
    »Das neueste Porträt des Kru wird immer dort gezeigt«, sagte Farrari. »Vielleicht haben sie es entfernt, als der Kru tot war, und der Wandteppich soll die leere Stelle verhüllen, bis sein Nachfolger gekrönt wird.«
    »Ein interessanter Gedanke«, sagte Prochnow nachdenklich und stand auf. »Ich werde sehen, was ich herausfinden kann.«
    Farrari blickte in Heber Cloughs Arbeitszimmer. Clough beugte sich eifrig über eine genealogische Karte.
    »Wollen Sie etwa behaupten, daß Sie noch immer versuchen, zu erraten, wer der nächste Kru sein wird?« fragte Farrari.
    Clough blickte verwirrt zu ihm auf.
    »Warum warten Sie nicht ein oder zwei Tage?« fuhr Farrari auf. »Und warum all die Konferenzen? Warum nicht beobachten und dann die Resultate vergleichen?«
    »Das Erbe der Macht ist die kritischste Situation in jeder Regierungsform. Manche überbrücken die Veränderung leicht, andere verwickeln sich in Revolutionen oder Machtkämpfen, und bei einigen kann man nicht voraussehen, was passieren wird. Wir müssen unsere Beobachtungen sorgfältig planen, dürfen nichts übersehen. Denn ein Regierungswechsel ist in den meisten Gesellschaften der signifikanteste Zeitpunkt, um sie zu studieren. Und jetzt lassen Sie mich weiterarbeiten. Der Kru hat neunzehn Söhne. Aber wir wissen nicht, ob noch alle leben. Ein Problem …«
    Farrari wandte sich verärgert ab, aß in seinem Zimmer zu Abend und ging dann zu Bett. Er erwachte, als eine Hand ihn schüttelte. Gegen die indirekte Deckenbeleuchtung sah er den Schatten eines Mannes, der sich über ihn beugte. Peter Jorruls Stimme sagte: »Ich nehme Sie nach Scorv mit. Wie lange brauchen Sie, um Ihre Sachen zu packen?«
    Farrari setzte sich auf und murmelte verschlafen: »Was ist los?«
    »Machen Sie sich rasch fertig. Wir warten auf dem Flugplatz auf Sie.« Damit eilte er davon.
    Farrari wusch sein Gesicht mit kaltem Wasser, um wach zu werden. Er bezweifelte, daß er Jorrul richtig verstanden hatte, aber er packte seine Sachen und eilte zum Flugplatz.
    Arbeiter packten Vorratskisten auf eine große, schwebende Plattform. Jorrul stand in der Nähe und sprach mit Isa Graan. Er trug ein Eingeborenengewand, ähnlich dem, das er bei Farraris Ankunft getragen hatte. Über seinem Arm hing ein schwerer Mantel. Mit gerunzelter Stirn blickte er Farrari entgegen.
    »Wo ist Ihr Arbeitsmaterial?«
    »Was er wissen muß, hat er im Kopf«, sagte Graan grinsend. »Aber Sie werden einen Mantel brauchen. Die anderen Sachen, Eingeborenenkleidung und Ähnliches, werden Sie bei Ihrer Ankunft erhalten. Aber wenn Sie nicht warm angezogen sind, werden Sie auf der Plattform frieren.« Er ging in einen Lagerraum und kehrte mit einem wattierten Mantel und einer Decke zurück.
    Zwanzig Minuten später war Farrari froh, daß er beides hatte. Graan hatte zwar einen Wetterschutzschirm installiert, aber trotzdem war es in den hochgelegenen Tälern bitter kalt. Sie glitten zwischen schneebedeckten Gipfeln dahin. Aufmerksam betätigte Jorrul die Kontrollhebel, und Farrari, der zusammengesunken in einer Ecke hockte, fragte sich, wieviel Macht dieser Mann besaß. Er brauchte nur mit dem Finger zu schnippen, und schon konnte er Farrari mitnehmen. Der Koordinator mußte damit einverstanden gewesen sein. Aber Farrari schien der Vorgang doch alarmierend unformell und irregulär. Dagegen hatte er zwar nichts einzuwenden, aber es ärgerte ihn, daß niemand es für nötig hielt, ihm zu sagen, was er eigentlich
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