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Die Weiße Rose

Die Weiße Rose

Titel: Die Weiße Rose
Autoren: Frank Sturms
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innerhalb der Partei, die auf eine Verschmelzung von Nationalismus und Bolschewismus hinarbeiteten („Nationalbolschewismus“), und die einen nationalistisch-kommunistischen Staat wollten, an den Rand gedrängt. Hitler hatte erkannt, dass der Weg an die Macht nur durch ein Bündnis mit den konservativen Eliten möglich war, die man durch allzu weit gehende soziale Forderungen nicht verschrecken durfte. Kurze Zeit später gründete er die „Sturmabteilung“ (SA), eine Parteiarmee und Propagandatruppe, die den Schutz von Parteiveranstaltungen übernehmen sollte. Nach dem Vorbild der faschistischen „Schwarzhemden“ in Italien wurden die SA-Männer in einheitliche braune Hemden gekleidet, die ursprünglich für die kaiserlichen Kolonialtruppen gedacht waren. Mit den Restbeständen des verlorenen Kolonialreichs wurde die „braune Bewegung“ ausgestattet. Hitlerselbst gefiel die neue braune Uniform übrigens nicht. Er fand die Farbe hässlich. 18
    Nach der SA-Gründung gelang es der NSDAP, auch außerhalb Bayerns Fuß zu fassen. Noch 1921 wurde in Zwickau die erste nicht-bayrische Ortsgruppe gegründet.
    Während sich die politische Lage durch den Währungsverfall immer weiter zuspitzte, kam es beim „Deutschen Tag“ in Coburg im Oktober 1922 zu ersten Straßenkämpfen zwischen SA-Männern und KPD-Mitgliedern. Der Terror der braunen Kolonnen hatte begonnen.
    Hermann Esser, ein Schriftsteller, der die NSDAP mitbegründet hatte, rief zu dieser Zeit Hitler zu „Deutschlands Mussolini“ aus. Aus dem Vorsitzenden einer rechtsradikalen Splitterpartei wurde der „Führer“ der Deutschland erlösen sollte. Ebenso wie der Hitlergruß wurde auch dieser Titel von den italienischen Faschisten übernommen. „Führer“ ist die deutsche Übersetzung von „Duce“ dem Ehrentitel Mussolinis. Der englische Historiker Ian Kershaw sieht in diesem Ereignis die Geburtsstunde des Hitlermythos und den Beginn des NS-Führerkultes.
    Doch noch wehrte sich die Demokratie. Schon im November wurde die NSDAP in Preußen verboten, Sachsen, Thüringen und Hamburg folgten. Die Regierungen dieser Länder hofften, den entstehenden deutschen Faschismus stoppen zu können. Denn in Italien hatten diese extremen Nationalisten durch Mussolinis „Marsch auf Rom“ gesiegt und alle Versuche, eine Demokratie in Italien aufzubauen, hinweggefegt.
    In Bayern, das einen Rechtsruck erlebt hatte, blieb die Hitler-Partei weiter erlaubt. Im Januar 1923 fand der 1. Reichsparteitag in München statt. Die Partei hatte zu diesem Zeitpunkt 20 000 Mitglieder. Hitler baute seine Machtbasis in der NSDAP weiter aus. Aus seinen ergebensten Anhängern selektierte er den „Stoßtrupp Hitler“. Aus dieser Parteigliederung entstand später die SS.
    Ende 1923 kam es zum Streit zwischen der rechtsgerichteten bayrischen Landesregierung und der Reichsregierung, die forderte, dass der Völkische Beobachter verboten werden sollte. Hitler musste befürchten, dass sein Sprachrohr, das mittlerweile im ganzen Reich gelesen wurde, mundtot gemacht werden sollte. Er plante deshalb wie Mussolini einen Marsch auf Berlin, um die demokratisch gewählte Regierung zu stürzen.
    Putschversuche gegen die Republik hatte es seit 1919 mehrere gegeben, der bisher letzte fand am 1. Oktober 1923 durch die „Schwarze Reichswehr“ in Küstrin statt. Alle Versuche scheiterten jedoch. Noch hielten die demokratischen Institutionen stand.
    Hitler glaubte aber, dass ein von ihm geführter Putsch größere Erfolgschancen haben würde. Er war ihm gelungen, den ehemaligen Ersten Generalquartiermeister des Heeres, Erich Ludendorff, auf seine Seite zu ziehen. Ludendorff war nach dem Krieg nach Bayern gezogen und ein hoch geachteter Teil der völkischen Bewegung geworden. Mit seiner Hilfe wollte Hitler die politische Rechte einigen.
    Um die Macht in Deutschland an sich zu reißen, plante er zuerst die bayrische Landesregierung zu beseitigen, um dann auf Berlin zu marschieren. Als Datum wählte er den 9. November 1923. Genau fünf Jahre vorher war die Republik ausgerufen worden, und der Kaiser war geflüchtet.
    Am Vorabend hielt er eine Versammlung im Hofbräuhaus ab und erklärte die bayrische Regierung für abgesetzt. Es gelang seiner Parteitruppe, einige Regierungsmitglieder festzusetzen.
    Die bayrische Regierung kapitulierte aber nicht. In einer Verzweiflungstat machte Hitler sich mit seinen Getreuen auf, um die Regierung doch noch zu stürzen. Die bayrische Polizei stoppte den Demonstrationszug vor
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