Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die weiße Macht

Die weiße Macht

Titel: Die weiße Macht
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
furchtbare Art und Weise verändert. Waren sie noch vor kurzem mehr leblos und tot gewesen, so strahlten sie jetzt golden auf!
    Ein kaltes Gold, ein Flimmern wie von einem fernen Sternenhaufen abgegeben, der zudem noch unter einer intensiven Sonnenbestrahlung steht. Lorenzo hatte keine richtige Erklärung, obwohl sich tief aus seinem Gedächtnis etwas hervorschob, das eigentlich verschüttet gewesen war.
    Er wollte schreien und die Person über ihm mit seiner gesunden Hand zur Seite stoßen, aber etwas anderes lenkte ihn ab.
    Es geschah an seinem Rücken.
    Er hatte plötzlich das Gefühl, einen harten, heißen und gleichzeitig kalten Gegenstand zu spüren, der zuerst an seiner Haut entlangglitt und sich dann so hineinbohrte, als wollte er dabei eine dünne Pelle aufschneiden.
    Er wußte, was Amelia in der rechten Hand hielt. Ein Messer oder ein Dolch, den sie nur zu kippen brauchte, um die Klinge in den Körper zu stoßen…
    ***
    »Es ist der Tod in einer anderen Form!« hörten wir den Mönch flüstern.
    »Es ist weder das Leben noch das Sterben. Es ist das Dahinvegitieren in einer anderen Welt, obwohl sich der Körper noch in der Realität befindet.«
    Was er damit gemeint hatte, bekamen wir präsentiert wie in einem schaurigen Film. Nur spielten da Schauspieler eine Rolle, im Gegensatz zu unserer Wahrheit.
    Hier waren es Menschen!
    Goldene Menschen!
    Sie befanden sich hinter dem Gitter in einem Raum, der aussah wie ein altes Verlies aus dem Mittelalter. Es gab zwei Pritschen, da war der Steinboden, man hatte auch einen kleinen Tisch hineingestellt, auf dem ich Kunststoffteller entdeckte, die mit irgendwelchen getrockneten Essensresten befleckt waren, aber das nahm ich nur am Rande wahr.
    Wichtiger waren die beiden Männer.
    Ich stand vor dem Gitter und hatte meine Hände um die Stangen gekrallt. In meinem Inneren rumorte es. Ich wußte nicht, wie ich damit zurande kommen sollte, denn derartige Menschen hatte ich noch nicht gesehen, wohl aber im Kino, denn ich erinnerte mich deutlich an den Film Goldfinger, als ein Mädchen durch eine auf seinen Körper getragene Goldschicht gestorben war.
    Die beiden Männer sahen nicht anders aus. Sie waren nackt, und es gab keine Stelle an ihrem Körper, die nicht von einer dünnen Goldschicht überzogen worden war. Auch das Gesicht. Die Haare glänzten ebenfalls golden. Beide Männer hätten tot sein müssen, aber beide lebten. Sie hockten auf ihren Pritschen und schauten auf das Gitter. Sie sahen uns.
    Ich versuchte, mich auf ihre Augen zu konzentrieren. Die beiden Lampen an der Decke des Gewölbes strahlten so viel Helligkeit ab, um auch Details zu sehen. Hier waren es die Augen, die wie Sonnen flimmerten, wenn die Strahlen gegen die geöffneten Pupillen fielen.
    Keiner der beiden versuchte, mit uns Kontakt aufzunehmen. Sie starrten uns nur an. Father Ignatius hatte von lebenden Toten gesprochen, ohne direkt an Zombies gedacht zu haben, im Prinzip hatte er den richtigen Begriff getroffen.
    Vom rein medizinischen Standpunkt her konnten die beiden nicht mehr leben. Sie waren erledigt, keine Pore konnte mehr atmen, aber sie existierten trotzdem und bewegten sich auch normal.
    Demnach hatte der Mönch recht gehabt!
    Sie hatten uns gesehen und reagierten erst nach einer gewissen Weile auf unseren Anblick. Ich zumindest kam mir vor, als wäre ich in einem Pantomimentheater gelandet, in dem eine sehr makabre Schau ablief, denn beide blieben nicht still sitzen, sie öffneten ihre Mäuler und taten so, als wollten sie sprechen. Sie brachten dabei auch gewisse Laute hervor. Es war mehr ein Ächzen und Würgen, denn sie schafften es nicht, einen Satz oder auch nur wenige Worte zusammenhängend zu reden. Alles blieb Stückwerk, nur für sie verständlich, und sie versuchten, das Gesprochene durch Gesten zu unterstreichen. Dabei rutschten sie ab in groteske, mitleidserregende Bewegungen, und ich hatte den Eindruck, die Stangen auseinanderbrechen zu wollen.
    Einer von ihnen stand auf.
    Er bewegte sich ruckartig. Als er dann stand, war es ihm kaum möglich, das Gleichgewicht zu halten. Er pendelte von einer Seite zur anderen, als herrschte starker Wind. Er fiel nicht, denn sein Artgenosse stützte ihn. Ergab ihm gleichzeitig Schwung, und der Goldene drehte sich in eine bestimmte Richtung, die für ihn wichtig war. Er wollte zu uns!
    Mit unsicheren Schritten ging er los. Dabei kratzten seine Füße über das Gestein, und es hörte sich tatsächlich so an, als würde Metall darüber
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher