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Die Wanderapothekerin 5: Gefährliche Wege (German Edition)

Die Wanderapothekerin 5: Gefährliche Wege (German Edition)

Titel: Die Wanderapothekerin 5: Gefährliche Wege (German Edition)
Autoren: Iny Lorentz
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du mit der Kiepe auf dem Rücken rumlaufen müsste, würde ich auch zusehen, dass ich die besten Wiesen abgrase.«
    »Aber der Kerl durfte das doch gar nicht! Das Recht dazu habe ich erworben und teuer dafür bezahlt«, rief Schneidt und gab sich zutiefst empört.
    Die beiden anderen lachten nur und bestellten frischen Wein. »Auf dein Wohl!«, sagte der Knüppelpeter und äugte auf die Rocktasche, in der er Schneidts Geldbeutel vermutete.
    »Trotzdem müsst ihr Königseer nicht klagen«, fuhr der Galljockel fort. »Ein bisschen was bleibt immer hängen. Unsereins geht es da schlechter. Aber so ist es nun einmal, wenn man sich von ehrlicher Arbeit ernährt.«
    Sein Kumpan verschluckte sich beinahe an seinem Wein und rang hustend nach Luft. »Ehrliche Arbeit ist gut!«, keuchte er, als er wieder halbwegs atmen konnte. »Weißt du, Buckelschneidt, mein Vetter und ich sind derzeit ein wenig klamm und könnten einen Freund gebrauchen, der uns aus gebotener Mildtätigkeit ein paar Taler schenkt!«
    Schneidt verzog das Gesicht. »Ein solcher Freund wäre auch mir willkommen. Ich habe bisher nicht einmal genug Geld eingenommen, um mit Weib und Tochter über den Winter zu kommen, geschweige denn mir bei Rumold Just neue Arzneien für die Strecke des nächsten Jahres erwerben zu können. Doch selbst dieses wenige trage ich nicht mehr bei mir. Ich habe es Tobias Just, dem Sohn des Laboranten, anvertraut, den ich in Michelstadt getroffen habe, als er mit dem dortigen Apotheker verhandelte.«
    Diese Ausrede war Schneidt gerade noch rechtzeitig eingefallen. Dabei war ihm bewusst, dass er allein damit nicht durchkommen würde. Wenn er die beiden Schurken nicht auf andere Gedanken brachte, würden sie ihm den Geldbeutel abnehmen, und er konnte nicht einmal den Becher Wein und den Braten bezahlen, den ihm der Wirt eben auftischte.
    Einen Augenblick erwog Schneidt, ob er den Wirt nicht auffordern sollte, Hilfe zu holen. In diesem Dorf gab es jedoch niemanden, der sich mit dem Galljockel und dem Knüppelpeter anlegen würde, und bis die Büttel aus der Stadt kamen, waren die beiden Schurken längst über alle Berge – und das mit seinem Geld. Da fiel ihm eine andere Lösung ein. Er trank einen Schluck, schnitt sich dann ein Stück Braten ab und kaute genüsslich darauf herum.
    »Der eine hat halt Pech wie ich, während andere nur die Hand aufhalten müssen, damit ihnen die Taler hineinschneien. Wenn ich da an meine Nichte denke, die jetzt mit fürstlichem Privileg die Strecke meines Bruders abgehen kann! Ist ein hübsches Ding, und da sitzt bei den Leuten die Schnur des Beutels lockerer als sonst. Habe ihr geraten, ihr bislang eingenommenes Geld auch dem Tobias Just anzuvertrauen, doch sie wollte nicht.«
    Damit war der Köder gelegt, dachte Schneidt. Zwar bedauerte er, dass er auf Klaras Geld verzichten musste, doch wenn die beiden Halunken ihn von ihr befreiten, hatte sich die Sache für ihn gelohnt. Außerdem, so sagte er sich, musste er sich die Hände nicht selbst schmutzig machen und geriet nicht in den Verdacht, an Klaras Verschwinden schuld zu sein.
    »Deine Nichte, sagst du, trägt Geld bei sich?«, fragte der Galljockel mit gierig glitzernden Augen.
    »Sehr viel mehr als ich!«, antwortete Schneidt. Neid schwang in seiner Stimme, denn das war nicht einmal gelogen. Schließlich hatte das kleine Biest um einiges mehr eingesackt als er.
    »Aber lassen wir das Mädchen und trinken lieber. Zum Wohl!« Schneidt hob seinen Becher und stieß mit den beiden Männern an.
    Es waren kräftige Kerle, jeder um einen halben Kopf größer als er, dabei galt er selbst nicht gerade als klein. Der Galljockel war schlank, sein Kumpan hingegen hatte ein breites Kreuz, einen Stiernacken und Oberarme, die kräftiger waren als die Oberschenkel vieler Männer. Den beiden, sagte er sich, hatten Klara und ihre Begleiterin nichts entgegenzusetzen. Ärgerlich wäre es, wenn die Schnapphähne den Mädchen nur das Geld wegnähmen, sie aber am Leben lassen würden. Ohne Geld und mehr als fünfzig Meilen von zu Hause entfernt würde Klara rasch verderben. Dafür allerdings musste er verhindern, dass dieser Lümmel Tobias nach ihr suchte und sie fand.
    »Deine Nichte geht auf der Strecke deines Bruders?«, bohrte der Galljockel weiter.
    »Ja, das tut sie!« Schneidt rieb sich insgeheim die Hände. Wie es aussah, hatte er die beiden auf Klara angesetzt. Da es üble Kerle waren, würden sie sich nicht allein mit ihrem Geld zufriedengeben, sondern seine
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